In den Fesseln des Wikingers
Bachlaufs im Glauben, dass sie ihm folgen würde. Doch Rodena blieb unschlüssig am Ufer stehen.
„Was ist los? Ich denke, du brauchst einen Bach, um mit deiner Göttin zu sprechen.“
„Aber nicht hier.“
Er stemmte die Arme in die Hüften und war kurz davor, die Geduld zu verlieren. Wieso hatte sie stets neue Forderungen im Kopf? Glaubte sie tatsächlich, ihn weiterhin zum Narren halten zu können?
„Nicht hier? Wo dann?“
„Weiter oben im Wald.“
Er trat jetzt dicht an sie heran und fasste ihre Schultern, um sie zu schütteln. „Glaubst du vielleicht, ich laufe mit dir bis hinauf zur Quelle? Jetzt ist Schluss mit deinen Sonderwünschen, Hexe. Entweder du zeigst mir die Zukunft, oder ich zeige dir, wie ein Mann mit einer Sklavin umgeht.“
Er spürte plötzlich ihre bloße Haut, denn das zerrissene Gewand war von ihrer Schulter geglitten, und die Berührung erregte ihn. Ihre Haut war zart und glatt wie die Seide, die er vorhin unter seinen Fingern geprüft hatte, und er erinnerte sich sogleich daran, wie gut sich ihre runden Brüste anfühlten.
„Ich werde tun, was du sagst, Wikinger. Aber nicht hier vor all deinen Männern“, sagte sie leise.
Das Begehren flammte jäh in ihm auf, und er fragte sich, was sie wohl im Sinn hatte. Wollte sie ihn gar dort im Wald verführen? Er hatte verfluchte Lust auf sie – wenn sie schon nicht weissagen konnte, dann wollte er sie jetzt wenigstens haben.
„Weshalb nicht vor den anderen?“, fragte er nach.
Sie senkte den Kopf, so dass ihr Haar über einen Teil des Gesichts fiel, doch er konnte sehen, dass sie errötete. Nun war er sich seiner Sache fast sicher – sie wollte ihn zum Liebesspiel führen, diese Hexe. Vermutlich hatte sie sich wieder irgendeinen Trick ausgedacht, um ihn in die Falle zu locken. Doch dieses Mal würde er auf der Hut sein und den Spieß umdrehen.
„Ich muss mein Gewand ablegen, wenn ich die Göttin der Quelle befrage“, gestand sie und schlug die Augen bittend zu ihm auf. „So ist es Brauch bei uns – so hast du mich auch an meiner Quelle entdeckt. Willst du wirklich, dass alle deine Männer mich so sehen?“
Thore war kein Kostverächter, er hatte immer wieder Frauen genommen, solche, die er zu verführen wusste, oder solche, die sich ihm anboten. Er hatte es getan, weil sein Körper heftig danach verlangte, ein zorniges Begehren seiner Sinne, das er rasch und fast gleichgültig befriedigte. Nie hatte er dabei Eifersucht gekannt, wenn seine Kameraden die Auserwählte ebenfalls begehrten. Dieses Mal jedoch war es anders – er wollte diese Hexe für sich allein haben. Warum, war ihm selbst nicht so recht klar. Doch es war vermutlich deshalb, weil er ihr beweisen musste, dass all ihre List vergeblich war, denn er war ihr Herr und Beschützer.
„Also gehen wir ein Stück bachaufwärts“, murmelte er. „Aber nimm dich in Acht, denn ich lasse dich nicht aus den Augen.“
Wortlos ging sie voran, stieg über Baumwurzeln und bemoostes Gestein, suchte sich einen Weg durch das dichte Gebüsch, und er folgte ihr mit wild rasendem Puls. Sie hatte einen leichten Gang, bei dem sie ihre Hüften bewegte, den Oberkörper jedoch gerade hielt. Ihr langes Haar lag schwer wie ein dunkles Tuch über ihrem Rücken und hob sich nur hie und da ein wenig, wenn ein Windhauch damit spielte. Manchmal nahm sie das Gewand hoch, um über einen Stein zu steigen, dann sah er ihre hübsch geformten Waden oder auch die Kniekehlen.
Sie schien tatsächlich bis zur Quelle hinaufsteigen zu wollen, und er wollte sie gerade auffordern, endlich Halt zu machen, da erblickten sie hinter dichten Farnkräutern eine Mulde, in der der Bachlauf einen kleinen Teich gebildet hatte. Dort blieb sie stehen, wandte sich zu ihm um und forderte mit strenger Miene: „Dreh dich um, Wikinger!“
Er hätte fast gelacht – was für ein Spiel wollte sie da mit ihm treiben? „Weshalb?“
Sie machte eine ungeduldige Bewegung und blitzte ihn ärgerlich an. „Das weißt du ganz genau.“
Er setzte sich seelenruhig zwischen die Farnbüschel und legte die Arme auf die angewinkelten Knie. Alles hatte seine Grenzen, auch ihre albernen Forderungen. „Stell dich nicht so an, Hexe. Schließlich weiß ich, was ich zu sehen bekomme. Also leg jetzt dein Gewand ab, und sprich mit deiner Göttin.“
Sie begriff, dass es keinen Zweck hatte, ihn umstimmen zu wollen und trat zögerlich zu dem kleinen Teich. Die Göttin der Quelle schien ihr freundlich gesinnt, denn sie hörte ihre Stimme
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