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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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Wikinger sie beachtete. Er warf sie einfach hinaus, jagte sie davon – was für eine Gemeinheit. Er würde sich noch wundern, dieser Dummkopf. Was sollte aus ihm werden, wenn sie ihn nicht beschützte?
    Er war es eben nicht wert und damit Schluss.
    Neidisch blinzelte sie gegen die Sonne zu den Ruderern hinüber. Dort hatte Papia sich zu Ubbe auf die Ruderbank gesetzt, und die beiden schienen in ein eifriges Gespräch vertieft zu sein. Einmal befühlte Papia sogar Ubbes Verband mit zärtlichen Fingern, und Rodena sah, wie der vierschrötige Bär zufrieden lachte. Vermutlich erzählte er dem Mädchen jetzt, dass dieses Brandmal, das von der Folterung herrührte, nicht besonders schlimm sei, und dass er in vergangenen Kämpfen wesentlich tiefere und gefährlichere Wunden empfangen und überlebt habe. Und die kleine Papia würde vor Bewunderung erblassen und den wolligen Helden mit großen, ehrfürchtigen Augen ansehen.
    Rodena ließ sich hintenüber auf die Decke fallen und blickte in den hellen Himmel. Wieso war ausgerechnet heute solch ein wundervoll klares, sonniges Herbstwetter? Es wäre ihr viel lieber gewesen, wenn es gestürmt und geregnet hätte, wenn die welken Blätter aus den Wald über den Fluss getrieben wären und das Drachenboot mit den Wellen zu kämpfen gehabt hätte. Thore hatte ebenfalls Brandmale an seinem Körper, doch er trug ein knielanges Gewand aus blauem Stoff, so dass man nicht sehen konnte, ob seine Wunden noch mit einem Verband verdeckt waren. Es ging sie ja auch weiter nichts an. War sie etwa für seine Verwundungen verantwortlich? Und überhaupt sah er lächerlich genug aus in diesen halblangen, gelben Hosen, die er vermutlich von Alain geschenkt bekommen hatte und die sich so eng um seine Oberschenkel schlossen, dass man das Spiel seiner Muskelstränge verfolgen konnte, wenn er sich beim Rudern gegen den Bootssparren stemmte.
    Wieso sah sie überhaupt zu ihm hin? Rasch wendete sie den Kopf und starrte wieder hinauf in die Weite des Himmels, wo nun ein paar Wölkchen vorüberzogen. Zu ihrem Bedauern waren sie wollweiß und harmlos, keine Hoffnung auf ein Unwetter oder gar ein Gewitter.
    Eine Weile später jedoch entluden sich Blitz und Donner auf dem Drachenboot, denn Ubbe hatte seinem Anführer den Gehorsam verweigert.
    Zornig stand der sonst so gutmütige Bär dem viel größeren Thore gegenüber, hatte die Fäuste gegen ihn erhoben und schien drauf und dran, sich auf einen Kampf einzulassen. Verblüffte und hämische Blicke waren von Seiten der Ruderer auf die Streitenden gerichtet – die Widerspenstigkeit würde dem armen Ubbe vermutlich übel bekommen, denn Thore war seit dem Morgen in düsterer Stimmung. Was die beiden sich entgegenbrüllten, verstand Rodena nicht, denn die Worte waren hastig dahingeworfen und überstiegen ihre Kenntnisse der Wikingersprache. Doch dann packte Thore den Rebellen beim Gürtel und schob ihn zum Bug des Drachenbootes, wo die Ruderer sie nicht beobachten konnten, und der Streit nahm dort seinen Fortgang.
    Papia hatte sich zuerst ängstlich an Ubbes Arm geklammert, doch als der sie mit einer energischen Bewegung zur Seite schob, hatte sie sich zu Rodena gerettet.
    „Thore will uns beide aussetzen, sobald wir die Küste erreichen“, schluchzte sie. „Aber Ubbe will mich nicht hergeben. Er sagt, dass Thore mich ihm geschenkt hat und dass er kein Recht hat, sein Geschenk zurückzunehmen.“
    Rodena fiel dazu nichts ein. Dieser Ubbe hing ganz offensichtlich mehr an Papia, als sie zuerst geglaubt hatte.
    „Oh mein Gott!“, jammerte die Kleine verzweifelt. „Thore wird ihn totschlagen, er ist doch viel größer und stärker als Ubbe.“
    „Unsinn! Er wird ihm höchstens mit ein paar Faustschlägen klarmachen, wer der Herr auf diesem Schiff ist. Davon wird Ubbe bestimmt nicht sterben.“
    „Aber ich will Ubbe nicht verlassen. Mir ist ganz gleich, was Thore sagt – ich gehöre zu Ubbe, denn er ist mein Beschützer.“
    Rodena seufzte und zog die Kleine an sich, um ihr tröstend über das Haar zu streichen. Doch Papia riss sich von ihr los und lief durch die Reihen der Ruderer zum Bug hinüber, um zu sehen, was dort geschah. Thore hatte Ubbe bei den Schultern gepackt und mit dem Rücken gegen die hohe Reling gedrückt, doch Ubbe hatte sich hartnäckig gewehrt und redete nun mit zornigen Gebärden auf seinen Anführer ein. Thores Augen waren weit geöffnet, er presste seinen Kameraden fest gegen das Holz der Reling, dann, plötzlich, ließ er die Arme

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