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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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die beiden anderen, sie ging gebeugt und musste sich anstrengen, um mit den beiden jüngeren Schritt zu halten. Was lag dort nur auf dem Karren? Es sah aus wie ein Stein. Wieso schleppten diese Frauen einen Stein in den Wald, es lagen hier doch genügend dicke Brocken herum.
    Sie verbarg sich hinter einem Eichenstamm und beobachtete neugierig, was weiter geschah. Die Frauen suchte eine Stelle auf, an der der Bachlauf sich verbreiterte und ein flaches Becken bildete, in dem das Wasser über Sand und runde Kiesel gemächlich dahinströmte. Uralte Weiden mit knorrig verwachsenen Stämmen wuchsen an den Ufern, dort kippten die Frauen die Last aus dem Karren und lehnten den Stein gegen einen Weidenstamm. Es war ein kniehoher, grauer Granitbrocken, der viele grünliche und weiße Flecken trug, doch als Rodena genauer hinsah, erkannte sie das grob gemeißelte Relief mit dem Bild der Göttin.
    „Eigentlich müssten wir ihn in die Erde eingraben, so wie es früher gewesen ist“, sagte die Alte. „Aber ich denke, die Göttin wird es uns nachsehen. Sie hat uns dieses Zeichen gegeben, und wir haben ihrem Willen gehorcht.“
    Der Korb wurde ausgepackt, und Rodena machte große Augen. Schalen und Töpfe mit Opfergaben umgaben jetzt den Stein der Göttin, Honig und Roggenbrei, ein ganzes, rundes Brot und sogar ein Krug mit Met.
    Dann begannen die Frauen, die Göttin des Baches anzurufen um ihr zu danken, und aus ihren Reden begriff Rodena, was sich ereignet hatte. Man hatte das Wikingerlager am Strand entdeckt und war in großer Angst gewesen, doch die wilden Eindringlinge hatten die Höfe der Bauern verschont und waren stattdessen davongerudert. Als die Frauen jedoch am folgenden Morgen mit dem Vieh zur Tränke gingen, fanden sie im Bach den alten Stein, den man vor Urzeiten für die keltische Bachgöttin oben im Wald aufgestellt hatte. Niemand konnte sich erklären, wie das gestürzte Götterbild den Bachlauf hinunter zur Viehtränke gleich bei den Gehöften gekommen war, doch einige der älteren Frauen waren davon überzeugt, dass es ein Zeichen war. Die Bachgöttin hatte die Hütten der Bauern vor den Wikingern bewahrt und forderte nun ihren Dank.
    Rodena starrte gerührt auf die drei Bäuerinnen, die so freigiebig ihrer Göttin opferten, und sie konnte aus dem Gluckern und Plätschern des Bachlaufes hören, dass ihre Gaben mit Zufriedenheit aufgenommen wurden.
    Sie wartete, bis die Frauen sich entfernt hatten, dann zog sie ihr Gewand aus, stieg in den Bach und vollzog die Zeremonie, die sie der Göttin schuldete. Sie wurde wohlwollend empfangen, ihre leisen Gesänge fanden das Ohr der Göttin, und Rodena spürte deutlich, wie zufrieden Sirona mit ihr war. Sironas Botschaft im Murmeln des Gewässers war sanft und friedlich, manchmal schien es Rodena, als vernehme sie die Stimme ihrer Mutter, die ihr zuflüsterte, dass sie beide im Schutz der Göttin geborgen seien. Rodena war glücklich, denn nun wusste sie, dass auch Kira noch am Leben war und die Göttin für sie sorgte. Doch so sehr sie auch auf Sironas Murmeln lauschte, sie fand keine Erklärung darin, weshalb die Göttin sie ausgerechnet an diesen Ort geführt hatte und welches Geheimnis sie vor ihr verhüllte.
    Thore hatte von alldem nicht das Geringste bemerkt; als sie in die Höhle zurückkehrte, schlief er immer noch, und sie beeilte sich jetzt, einen Sud für ihn zu kochen, den sie ihm vorsichtig einflößte. Er redete nur wenig, verlangte jedoch, dass sie sich neben ihn legte, dann umfing ihn erneut tiefer, heilender Schlummer, und sie spürte, wie die Hitze des Fiebers in seinem Körper langsam abnahm. Erst am Nachmittag erwachte er, setzte sich verwundert auf seinem Lager auf und wollte von Rodena wissen, wie er in dieses elende Loch geraten sei und wo vor allem seine Kleider waren.
    Es ging ihm bedeutend besser – sein Blick war jetzt klar, und er begriff rasch, was sie ihm berichtete.
    „Sie sind alle fort? Auch meine Leute?“
    „Ich habe niemanden an der Küste gesehen. Auch kein Drachenboot.“
    Er fluchte. Sigurd würde also seinen größenwahnsinnigen Plan umsetzen, und wer von Thores Leuten nicht bereit gewesen war, Sigurd zu folgen, hatte es vermutlich mit dem Leben bezahlt.
    „Ich wünschte, ich wüsste, was aus Papia und Ubbe geworden ist“, seufzte Rodena.
    „Ubbe ist ein guter Kämpfer“, sagte Thore. „Möglich, dass die beiden entkommen sind.“
    Doch sie sah an seiner ernsten Miene, dass er nur so redete, um ihr nicht alle Hoffnung zu

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