In den Fesseln des Wikingers
immer vertraut und niemals Fragen gestellt“, sagte sie nachdenklich. „Vielleicht war das falsch – wie es scheint, gibt es vieles, das sie mir verheimlicht hat.“
„Wenn sie geschwiegen hat, dann war es sicher zu deinem Schutz. Warum willst du ihr Vorwürfe machen?“
„Das tue ich nicht“, sagte sie verwirrt. „Aber ich weiß nicht mehr, was ich über sie denken soll.“
„Denke, dass sie deine Mutter ist. Du schuldest ihr Dank und Respekt. Und Liebe.“
Er zog sie an sich, und nun war sie froh, sich ihm mitgeteilt zu haben. Dieser wilde Krieger, der so herrisch und aufbrausend sein konnte, war ein geduldiger Zuhörer, und sein Rat war ebenso einfach wie klug.
Flüsternd erzählte sie ihm, dass die Frauen noch heute Abend Nahrung, Decken und ein Gewand bringen würden, dazu ein Messer und allerlei Gerätschaften, die sie brauchen würden, um den Winter zu überstehen. Sie hatte ihnen erzählt, dass sie einen Verwundeten betreute, doch nicht, dass er ein Wikinger war.
„Du willst doch nicht etwa den ganzen Winter hier bleiben!“
„Warum nicht?“
Er lachte und verzog gleich darauf das Gesicht, denn die Wunde war noch längst nicht verheilt.
„Denkst du nicht an den Herzog der Normandie, der damals deine Mutter töten lassen wollte? Wilhelm Langschwert ist ein gefährlicher Gegner.“
„Er wird mit Sigurd beschäftigt sein“, meinte sie leichthin.
Thore grinste verächtlich.
„Wilhelm Langschwert oder Sigurd, der Däne. Meinetwegen können sie sich beide gegenseitig erschlagen – keiner ist besser als der andere.“
„Aber du würdest gern bei diesem Kampf mitmischen, oder?“, vermutete sie.
Zu ihrer Überraschung schüttelte er den Kopf und sah sie nachdenklich an. „Nein“, sagte er. „Mir tut es nur leid um meine Männer, die Sigurd in einen aussichtslosen Streit führt. Und um die Beute, die wir verloren haben. Ich wollte all diese Reichtümer nach Norwegen bringen, um sie dir zu geben, Rodena. Ich wollte ein Haus für dich bauen und dich mit schönen Kleidern und Geschmeide schmücken.“
„Ich brauche das alles nicht, Thore“, sagte sie leise.
„Wenn du meine Frau bist, sollst du dich nicht vor anderen verstecken müssen!“, beharrte er ärgerlich. „Du sollst reich sein und über andere gebieten. Weshalb siehst du nicht ein, dass es besser ist, in einem großen Haus zu leben als tief im Wald in einer engen Höhle?“
Sie seufzte und schwieg, denn sie wollte nicht mit ihm streiten. Auch er schien plötzlich nicht mehr auf seiner Ansicht beharren zu wollen, stattdessen blickte er zum Höhleneingang hinüber, wo der Streifen Tageslicht blasser geworden war, und schien über etwas anderes nachzudenken.
„Heute Abend wollen sie Gewänder bringen?“, meinte er und zog die Augenbrauen in die Höhe. „Bis dahin werde ich frieren müssen. Es sei denn, meine Druidin will mich wärmen.“ Er lächelte und hatte wieder jenen knabenhaften Zug um die Augen, dem nur schwer zu widerstehen war.
„Du bist noch nicht gesund, Thore!“
„Ich werde nicht gesunden, wenn du mich frieren lässt, Druidin.“
„Ich wärme dich seit Tagen, so gut ich nur kann, Wikinger!“
„Lügnerin!“
Sie stöhnte auf und wehrte sich gegen seine eifrigen Hände, die ihr bereits das Gewand am Halsausschnitt öffneten.
„Bei Belenus! Musst du immer gerade das tun, das dir Schaden bringt, Wikinger? Du rennst gegen eine Übermacht von Feinden an, du verbündest dich mit den falschen Leuten, du ...“
Die Schnüre, mit denen das Kleid zugebunden war, rissen entzwei und der Stoff rutschte ihr über die Schultern.
„... ich entführte eine schöne Druidin aus ihrem Quellheiligtum“, unterbrach er sie und küsste ihre Brüste. „Ein Schaden, der nie wiedergutzumachen ist.“
„Du setzt dich leichtfertig der Gefahr aus, Wikinger!“
„Ich werde ihr heute noch erliegen, Druidin.“
Er zog ihr das Kleid bis zur Taille herunter und betrachtete sie mit solch leidenschaftlichen Augen, dass sie erbebte. Sanft glitt seine Hand durch ihr langes Haar und bog ihr den Kopf zurück, dann spürte sie kitzelnd seinen krausen Bart an ihren Wangen, und gleich darauf fanden seine Lippen ihren Mund. Sein Kuss war herrisch und ließ ihr keine Chance auf Gegenwehr, zornig drang er vor, und seine Zunge eroberte jeden Ort, nach dem es sie gelüstete. Hatte Rodena zu Anfang noch versucht, ihr Kleid wieder über die Brüste zu ziehen, so war sie nun ganz und gar wehrlos, denn er fasste ihre Hände und bog ihr die
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