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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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bei ihr nieder, um sie in seine Arme zu ziehen.
    „Du wirst sehen, wie gut ich für dich sorge“, flüsterte er und küsste sie so lange auf den Mund, dass sie sich schließlich wehren musste, um nicht zu ersticken. Es half nichts – er machte ja doch, was er wollte.
    „Sieh dich vor!“, bat sie ihn.
    Er lachte sie aus, hängte Bogen und Köcher um und nahm die Jagdtasche mit. Am Nachmittag erschien er, die Tasche mit Krabben und Butt gefüllt, den Kopf voller Pläne.
    „Diese Bauern wissen keine guten Boote zu bauen“, erklärte er, während sie die Mahlzeit zubereitete. „Wenn wir bessere Boote hätten, könnten wir weiter aufs Meer hinausfahren, wo mehr Fisch ist.“
    Es stellte sich heraus, dass er ausgezeichnet mit den Bauern und Fischern zurechtkam, denn er hatte ihnen erzählt, dass er aus England käme. Tatsächlich hatte er auf seinen Fahrten allerlei Worte aus den verschiedensten Sprachen aufgeschnappt, redete fränkisch, dänisch, angelsächsisch und irisch daher; wenn er einige Ausdrücke aus seiner norwegischen Muttersprache untermischte, so bemerkte das niemand. Er hatte eine angenehme Art, sich mit den Leuten zu unterhalten, er packte an, wo es nötig war, und seine Ratschläge waren tauglich. Man schätzte und respektierte den Fremdling, der sich so gut auf die Kunst des Bootsbaus verstand.
    „In meiner Heimat bin auch ich Bauer und Fischer“, erklärte er zufrieden. „Zuweilen gehe ich auf die Jagd. Mein Leben ist nicht viel anders als das dieser Leute hier.“
    „Außer dass du ein Krieger bist und Beute machst“, warf sie mit hochgezogenen Augenbrauen ein. Als er sie tadelnd anblickte, fügte sie hinzu: „Aber das natürlich nur im Sommer. Im Winter bist du ein schlichter Bauer wie alle anderen auch und nährst dich von deiner Hände Arbeit.“
    „So ist es, Rodena!“, betonte er.
    „Und natürlich auch von der Beute, die du im Sommer zusammengeraubt hast ...“
    Er knurrte zornig und behauptete, die spitze Zunge seiner Druidin sei eine schlimmere Waffe als ein scharf geschliffenes Schwert.
    Täglich verbrachte er einige Stunden bei den Fischern am Strand, und wenn sie ihn fragte, was er dort so lange trieb, erzählte er, dass man zusammensäße, um miteinander zu reden. Das täte sie mit ihren Frauen doch auch.
    „Ihr habt Bäume gefällt und bereitet die Hölzer vor, um ein Boot daraus zu bauen“, widersprach sie. „Was hast du vor, Thore?“
    „Ein Boot bauen“, kam es wortkarg zurück.
    „Aber es ist Herbst. Das Meer ist stürmisch.“
    „Das ist wohl wahr.“
    „Und trotzdem willst du jetzt ein Schiff bauen?“
    Er sah ein, dass sie hartnäckig war und nicht aufhören würde zu fragen. Also nahm er sie in die Arme und küsste sie, in der Hoffnung, sie auf diese Weise gefügig zu stimmen.
    „Wir werden nicht ewig hierbleiben können, Rodena“, sagte er leise. „Ein Boot kann uns an der Küste entlang bis Haithabu tragen, dort werden wir ein großes Schiff finden.“
    Sie spürte die tröstende Wärme seines großen Körpers und schmiegte sich an ihn. Er war eigensinnig und tat, was er wollte. Aber er tat es für sie, er war ihr Schutz, ihr Helfer, ihr Geliebter. Aber dennoch: Es war ihre Göttin gewesen, die ihnen beiden das Leben gerettet hatte. Sirona hatte sie an diesen Ort geführt, an dem einst ihre Mutter Kira der Göttin gedient hatte. Weshalb hatte sie das getan? Es musste einen Grund dafür geben, ein Geheimnis, das Sirona ihr noch nicht preisgeben wollte. Rodena spürte nur allzu deutlich, dass ihre Göttin sie nicht loslassen wollte. „Ich werde nicht mit dir nach Norwegen fahren, Thore!“
    Er hatte befürchtet, dass sie stur bleiben würde. Dennoch versuchte er, sie zu überzeugen, denn es ging um ihre Liebe. Um mehr noch: Es ging um sein Leben.
    „Auch dann nicht, wenn uns tödliche Gefahr droht, Rodena? Du weißt so gut wie ich, dass wir uns früher oder später gegen Wilhelm Langschwert werden wehren müssen.“
    Sie stöhnte leise, denn das, wovon er sprach, konnte nur allzu leicht eintreten. „Ich will nicht, dass du einen aussichtslosen Kampf führst, Thore. Ich liebe dich, und ich will, dass du lebst. Kehre ohne mich in deine Heimat zurück, ich werde dir folgen, sobald meine Göttin mir dazu die Erlaubnis gibt.“
    Sie spürte förmlich, wie sein Herzschlag rascher wurde, denn der Zorn stieg in ihm hoch. Aus schmalen Augen blitzte er sie böse an, als er sie jetzt von sich wegschob, und der Griff, mit dem er ihre Schultern hielt, war härter,

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