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In den Fesseln des Wikingers

In den Fesseln des Wikingers

Titel: In den Fesseln des Wikingers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan McFadden
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als sie es gewohnt war.
    „Du weißt genau, dass nur der Tod mich von dir trennen wird“, rief er und schüttelte sie. „Du bist meine Frau. Ganz gleich, wie du es siehst, für mich ist es so. Soll ich Tage und Jahre in Norwegen sitzen und auf dich warten! Lieber sterbe ich.“
    Er stieß sie zurück und lief wutschnaubend davon. Rodena wartete einen ganzen Tag lang auf ihn, grübelte verzweifelt darüber nach, wie dieser Zwiespalt zu lösen sei und kam doch zu keinem Ergebnis. Es gab keinen Ort, an dem sie gemeinsam leben könnten, nicht in Norwegen und schon gar nicht hier in ihrer Heimat. Am Abend war er immer noch nicht zurückgekehrt, und sie machte sich Sorgen, dass er in seinem Zorn etwas Unbedachtes getan haben könnte und das Unglück nun viel rascher über sie hereinbrach, als erwartet. Doch sie hatte keine Zeit, sich ihrem Kummer hinzugeben, denn inzwischen waren zahlreiche Frauen am Bach erschienen, die von der Druidin Trost und Heilung erwarteten. Rodena ging zu ihnen, tat, was man von ihr erwartete und ließ sich die eigenen Sorgen nicht anmerken.
    „Habt ihr schon gehört, dass die verfluchten Wikinger von unserem Herzog Wilhelm geschlagen wurden?“, berichtete eine junge Frau. „Gestern kam ein Händler aus Fécamp, der hat es uns berichtet.“
    „Was für ein Glück! Jetzt werden wir eine Weile Ruhe vor diesen Burschen haben, denn der Winter steht vor der Tür, da bleiben sie daheim und wärmen sich an ihren eigenen Feuern.“
    Doch die alte Frau wiegte den Kopf und meinte, dass nichts so sicher auf Erden sei wie der nächste Überfall der Wikinger.
    „Wenn nicht diese, dann kommen neue übers Meer gefahren.“
    „Man wundert sich, dass da oben im Norden überhaupt noch welche übrig sind. Aber irgendwie werden sie nicht weniger!“
    „Weiß man, was mit dem Anführer der Wikinger geschehen ist“, fiel Rodena dazwischen. „Hat Wilhelm Langschwert ihn gefangen genommen?“
    „Oh nein!“, sagte die junge Frau lächelnd. „Der ist mausetot, von Wilhelms eigener Hand gefallen. Und dazu viele seiner Kumpane.“
    „Geschieht ihm recht! Möge es doch jedem Eindringling so ergehen!“
    „Ein scheußlicher Kerl ist es gewesen. Breit wie ein Berg, krummbeinig und dazu hatte er einen roten Bart.“
    Auch Rodena war nicht gerade traurig über die Nachricht, war es doch Sigurd gewesen, der Thore boshaft überfallen und fast getötet hatte. Er hatte sein Schicksal reichlich verdient. Aber ihr Herz krampfte sich zusammen, wenn sie an Ubbe und Papia dachte.
    „Was wird Wilhelm Langschwert mit den Gefangenen tun, die er in diesem Kampf gemacht hat?“, erkundigte sie sich.
    Die Frauen waren sich nicht einig, denn der Herzog verfuhr nicht mit allen gleich. Es gab solche, die getötet wurden, andere verkaufte man als Sklaven, wieder andere schenkte Wilhelm seinen Getreuen, damit sie als Leibeigene Wälder rodeten und das Land urbar machten.
    Vielleicht gab es ja noch Hoffnung, dass die beiden die Katastrophe überlebt hatten. Wenn wenigstens Papia sich hatte retten können. Ach, weshalb schwieg ihre Göttin nur so ausgiebig!
    Thore kehrte erst spät am Abend in die Höhle zurück, und sein Gesicht glühte vor Aufregung. Auch er hatte von der verlorenen Schlacht der Wikinger und von Sigurds Tod erfahren. Doch die Schlüsse, die er daraus zog, waren für Rodena vollkommen überraschend.
    „Ein Teil der geschlagenen Wikinger hat die Küste erreicht, dort werden sie versuchen, sich nach Osten durchzuschlagen, um den Normannen zu entkommen. Andere haben sich in der Nähe von Rouen auf eine Insel gerettet“, berichtete er. „Sie haben dort ein Winterlager eingerichtet – also werden sie im Land bleiben.“
    „Vermutlich ist ihnen der Weg zum Meer durch Wilhelms Männer abgeschnitten“, meinte Rodena.
    „Ein Rudel Wölfe, das den Bären kläffend und heulend in die Enge getrieben hat!“, sagte er verächtlich.
    „Viele Wölfe sind des Bären Tod!“
    „Zwei Bären verschlingen ein ganzes Rudel und bleiben dennoch hungrig.“
    Er nahm sich die Speisen, die sie für ihn zurechtgelegt hatte, und fiel gierig darüber her. Sie ahnte Schlimmes, denn seine frohe Laune musste einen Grund haben.
    „Wovon redest du eigentlich, Thore? Welche Bären meinst du?“
    Er kaute in aller Ruhe zu Ende, stellte die Schale beiseite und trank einen langen Zug aus dem Krug. Seine Bewegungen waren gelassen, als sei er nun mit sich und der Welt in Einklang.
    „Jetzt gilt es, Rodena“, sagte er entschlossen und trat auf

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