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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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sich zu der kleinen Küche, wo er mit seinem Vater und dem Vorarbeiter gewöhnlich bei Coca Cola die Tagesprobleme diskutierte. Hier fühlten sie sich entspannter als bei Kaffee im Büro.
    »Vater!« rief Ted noch einmal und rechnete damit, ihn über Bauplänen am Tisch sitzen zu sehen.
    In der Küche war niemand.
    Er schaute aus dem Fenster über den Golfplatz, der sich in der ersten Bauphase befand.
    Nichts.
    Er lief durch den Wohnwagen zum hinteren Büro.
    Als Carl Andersen den schweren Schritt seines Sohnes hörte, wurde ihm klar: Es war ein Fehler gewesen, herzukommen. Er hätte bis zu einem Motel weiterfahren und in einer dieser anonymen Touristenherbergen am Highway absteigen sollen, um außer Sichtweite zu bleiben, bis die Spritze von Phillips ihre Wirkung getan hatte.
    Doch es war früh am Morgen gewesen und die Baustelle menschenleer, und so hatte er sich entschlossen, kurz zu halten, um ein paar Anweisungen für Ted aufzuschreiben.
    Und nun war Ted plötzlich da.
    »G...geh weg, Ted. Ich muss jetzt allein sein.« Die eigene Stimme lag ihm heiser und krächzend im Ohr wie die Stimme eines alten Mannes.
    »Vater?« rief Ted durch die Tür. »Was ist los?«
    »Nichts! Wirst du bitte...«
    Da ging schon die Tür auf, und er sah Ted eintreten und wie angewurzelt stehenbleiben.
    »Jessas, Vater!« flüsterte Ted. Er erkannte seinen alten Herrn kaum wieder. Dessen sonst so markante Gesichtszüge waren unter lose sitzenden Hautfalten verschwunden, seine Gestalt war gebeugt, die Augen steckten tief und fiebrig in ihren Höhlen - Ted meinte, ein Gespenst des Todes vor sich zu haben.
    »Ich habe gesagt, du sollst nicht hereinkommen«, keuchte Carl.
    »Vater, wir müssen dich sofort zur Klinik...«
    »Nein!« bellte Carl und trat hinter den Schreibtisch.
    »Vater, du bist krank...«
    »Ich war heut’ morgen schon bei Phillips. Es wird wieder.« Er krallte die Finger der rechten Hand um den Griff der Schublade, zog sie auf und sah den vertrauten Revolver vor sich. »Hau ab, Ted. Laß mich allein!«
    Ted schüttelte den Kopf. »Ich darf dich jetzt nicht alleinlassen, Vater. Die Spritze wirkt nicht.«
    »Phillips geht der Stoff aus«, sagte Carl unbedacht.
    Teds Blick bohre sich förmlich in ihn hinein. »Es handelt sich dabei also doch um keine Vitamine«, sagte er. »Was ist in der Spritze enthalten, Vater?«
    Carl zog das Kinn an. »Ein Stoff, den er selbst herstellt.«
    »Dann wird er eben mehr davon produzieren müssen«, erklärte Ted mit dem Ton der Verzweiflung. »Was immer es sein mag - er wird doch mehr herstellen können, nicht wahr, Vater? Aber was ist mit dir? Da stimmt doch etwas nicht. Wenn wir dich nicht gleich in die Klinik bringen, wirst du sterben!«
    Er trat auf seinen Vater zu und blieb plötzlich stehen. Carl nahm den Revolver aus der Schublade.
    »Ich will, dass du gehst, Ted«, keuchte Carl verbissen. »Hau jetzt ab! Und vergiß, was du gesehen hast! Ich werde für ein paar Stunden verschwinden. Wenn ich zurückkomme, bin ich wieder in Ordnung.«
    Ted schüttelte ungläubig den Kopf. »Du würdest sterben, Vater.«
    »Nein, verdammt noch mal!« brüllte Carl. Der Zorn, den die Worte seines Sohnes in ihm auslösten, überdeckte die Angst, die ihn lähmte, seit er Phillips verlassen hatte. »Ich sterbe nicht! Ich werde nie sterben!«
    Er hob den Revolver. Er hielt ihn jetzt mit beiden Händen und zielte auf Ted. Seine Hände zitterten heftig, doch er stand Ted so nah, dass er ihn gar nicht verfehlen konnte.
    Ted wusste das auch. Er hob langsam die Hände hoch und bewegte sich rückwärts zur Tür. »Immer mit der Ruhe, Vater!« sagte er. »Wenn du nicht in die Klinik willst, werde ich dich nicht dazu zwingen.«
    »Laß mich allein!« röchelte Carl. »Verschwinde!«
    Ted erreichte die Tür. Im nächsten Moment sah Carl ihn vom Wohnwagen zum Wagen rennen, nein, nicht zum Chrysler - Ted riß die Tür des Trucks auf und zog die Schlüssel aus dem Zündschloss, die Carl wie immer steckengelassen hatte, steckte sie sich in seine Tasche und fuhr in seinem eigenen Wagen davon.
    Carls Gedanken überstürzten sich.
    Die Bauleute mussten bald kommen. Dann käme auch Ted bestimmt wieder.
    Ted glaubte, sein Vater habe den Verstand verloren - er würde also nicht allein zurückkommen.
    Carl steckte sich die Pistole in den Gürtel und verließ den Wohnwagen ebenfalls. Allmählich begann die Spritze zu wirken; seine Beine wurden kräftiger; die Schmerzen in den Gelenken ließen nach.
    Carl lief auf den Kanal

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