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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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seitens der Kinder schon denken. Und wie ließe es sich am sichersten verhindern, dass ein Kind über Bord ginge?
    Er half ihnen ins Boot, experimentierte mit dem Mikrofon, das zunächst einmal furchtbar krachte, und begann mit einer Ansprache.
    »Willkommen zur weltberühmten Sumpfbesichtigung von Phil Stubbs. Ich bin Michael Sheffield und werde an diesem Morgen Ihr Führer sein. Eins muss ich Ihnen vorweg sagen, und das dürfen Sie nicht eine Sekunde vergessen: Das Moor ist gefährlich. Es gibt Alligatoren und Krokodile und vieles andere mehr. Also - die Hände nie aus dem Boot strecken!« Er fixierte einen älteren Jungen mit tunlichst strengem Blick. »Und auch nicht über den Rand lehnen!« warnte er. »Sonst schießen die Alligatoren direkt aus dem Wasser und ziehen euch raus!« Die Augen des Jungen weiteten sich vor Schreck; andere Kinder zogen sich sofort vom Bootsrand zurück, um sich brav zu setzen. Michael zwinkerte Kelly verstohlen zu, lief zum Heck, löste die Leine, ging wieder nach vorn und warf auch die Bulin. Er legte den Gang ein, gab ein bißchen Gas - und das Boot glitt aus dem Dock hinaus in den Kanal.
    Während der nächsten Stunde kreuzte Michael gemächlich im Moor, erläuterte den Touristen die geologische Entstehung, das Ökosystem, die dort vorkommenden einzelnen Tierarten, Bäume und Pflanzen und unterbrach die Weiterfahrt, wann immer es etwas Interessantes zu sehen gab.
    Die Kinder stellten, wie erwartet, endlos Fragen, die Michael jedoch allesamt beantworten konnte, und deshalb begann er die Tour bald nicht weniger zu genießen als seine Kunden. Er verließ die Zonen, an die man sich auf solchen Fahrten gewöhnlich hielt, führte tiefer ins Moor hinein, zeigte Stellen, die er selbst vor Jahren entdeckt, die sonst aber kaum jemand je gesehen hatte.
    Als er um das Ende einer Insel bog, kamen sie aus dem Halbdunkel herabhängender Zweige heraus in offeneres Marschland. Michael hielt im Gras Ausschau nach Anzeichen von einem Wildschwein und entdeckte tatsächlich eins, das sich durch den Morast bewegte. Michael manövrierte das längliche Boot durch die engen Bayous, ohne das für seine Gäste noch unsichtbare Tier auch nur einen Moment lang aus den Augen zu verlieren, bis er schließlich bei ausgeschaltetem Motor im Flüsterton um absolute Stille bat.
    Die Kinderstimmen verstummten. Fünf Minuten lang verharrte die Gruppe; außer Tausenden von Vögeln, die im Schilf und Gras nisteten, war nichts zu hören.
    Endlich - ein leises Schnüffeln: Michael zeigte nach vorn. Die Gräser wurden beiseitegeschoben, und eine riesige Wildsau trat aus dem Grün hervor, den Rüssel auf Futtersuche an den Boden gedrückt, und danach sechs winzige Junge, die ihrem Beispiel genauestens folgten.
    »Wau!« rief ein Junge. »Seht euch das an! Wildschweine!«
    Sofort stellten sich die Ohren des Tieres auf; es hob den Kopf und spähte in Richtung des Bootes. Eine Sekunde später war das Wildschwein auf und davon; die Schweinchen verschwanden noch schneller. »Wirklich toll, Terry«, schimpfte ein anderer Junge. »Warum kannst du nie dein Maul halten?«
    Die Jungen begannen sich zu zanken. Michael ließ den Motor wieder an und ging auf Heimwärtskurs - wenn er keine weiteren Abstecher machte, wäre er rechtzeitig zurück. Beim Zuschauen von zwei Müttern, die einen Streit zwischen ihren Buben zu schlichten versuchten, musste er grinsen. »Was ist deine Meinung?« fragte er Kelly, nachdem er das Mikrofon kurz abgestellt hatte. »Findest du mich gut?«
    »Du machst das einfach prima«, erwiderte Kelly.
    In dem Moment fragte aus dem hinteren Teil des Boots eine Stimme: »Ist es wahr, dass im Moor auch Menschen leben?«
    Es war eine Frau, die einen höchstens dreijährigen Jungen auf dem Schoß hielt und in der Tragetasche auf dem Sitz daneben noch ein Kleinkind bei sich hatte. Nach einem Kopfnicken erzählte Michael von den Sumpfratten und ihrer Lebensweise. Ein Junge meldete sich mit Winken der Hand und redete, bevor ihn Michael dazu aufforderte.
    »Was ist mit Zombies?« wollte er wissen.
    Michael wurde unsicher. »Zombies?« fragte er zurück. »Ich verstehe nicht recht, was du meinst.«
    Der Junge fixierte ihn. »Meine Kusine hat mir gesagt, es gibt hier im Moor Zombies. Tote Menschen. Aber sie sind nicht richtig tot.« Als die Mädchen aufkreischten, legte er erst richtig los. »Meine Kusine sagt, dass es hier Kinder gibt. Tote Kinder, die nach Menschen suchen, die sie umbringen können. Sie sagt, die sind wie

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