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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Zypressen, das Platschen von Fischen und Fröschen im Wasser.
    Plötzlich hörte sie das Knattern eines entgegenkommenden Motorrads, gleich darauf den lauten Ton einer Autohupe, noch einmal, dann raste ein Auto um die Kurve, in einem Tempo, dass sie sich kaum mehr in Sicherheit bringen konnte.
    »Mistkerl!« schrie sie und starrte dem Wagen nach.
    Stille.
    Wo war das Motorrad geblieben?
    Kelly blieb horchend stehen.
    Was konnte da bloß geschehen sein?
    War es vom Auto erfasst worden? Aber dann hätte der Fahrer doch bestimmt angehalten. Hätte sie den Aufprall nicht hören müssen?
    Dann dämmerte es ihr. Sie selbst war ja vom Wagen beinahe überfahren worden. Er musste das Motorrad von der Straße gedrängt haben.
    Sie begann zu laufen, und es dauerte gar nicht lange, bis sie das Motorrad im Graben neben der Straße und neben dem Motorrad einen Jungen liegen sah.
    Kelly blieb vor Schreck stehen, aus Angst, dass er tot sein könnte, und falls er tot wäre...
    Sie hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als sich der Junge bewegte und langsam aufsetzte. Kelly stürzte zu ihm. Ihre Blicke trafen sich. Kelly zog sich der Magen zusammen.
    Sie kannte ihn.
    Aber das war doch verrückt! Sie war ihm noch nie im Leben begegnet.
    Trotzdem sagte ihr eine innere Stimme, dass sie ihn kannte.
    »Sie sind aus Atlanta, nicht wahr?« stieß Kelly hervor.
    Michael schüttelte den Kopf. Er konnte den Blick nicht lösen von dem Mädchen, das vielleicht einen Meter von ihm entfernt stand. Wie merkwürdig - er hatte den Eindruck, sie zu kennen. Das war allerdings unmöglich; nach ihrem Aussehen konnte sie gar nicht aus der Umgebung sein. So zogen sich keine Mädchen aus Villejeune an; kein Mädchen von hier hatte rosarotes Haar. »Ich bin noch nie in Atlanta gewesen. Nur einmal auf dem Flughafen. Wir sind dort in eine Maschine nach Chicago umgestiegen.«
    Kelly dachte angestrengt nach. Es war wirklich komisch. Er ähnelte keinem ihrer Bekannten, und dennoch war er ihr irgendwie nicht fremd. Da fiel ihr der Junge von gestern abend im Moor ein.
    Sie hatte ihn nicht sehr deutlich sehen können, nur eine Sekunde lang, und es war außerdem bereits dunkel geworden. »Bist du gestern abend im Moor gewesen?« erkundigte sie sich.
    Michael runzelte die Stirn. Woher wusste sie das? Hatte sie ihn gesehen? Und wenn - warum hatte er dann sie nicht gesehen?
    Vielleicht hatte er sie ja gesehen.
    Womöglich versagte da wieder einmal sein Gedächtnis.
    Es lief ihm eisig den Rücken herunter. »Bist du im Moor gewesen?« fragte er unsicher.
    Kelly nickte nach kurzem Zögern. »Ich bin in der Nähe von Großvaters Haus am Kanal längs gelaufen. Da habe ich jemand gesehen. Ich meine, dass du es gewesen sein könntest.«
    Das stimmte ihn nachdenklich. Doch er konnte sich absolut nicht erinnern, das Mädchen gesehen zu haben. Nur dass sie ihm eben irgendwie bekannt vorkam.
    Es hatte mit ihren Augen zu tun. Da lag etwas in ihrem Blick, das er wiedererkannte. Aber was?
    »Ich war draußen«, sagte er schließlich. »Aber nicht bei den Kanälen. Die liegen auf der anderen Seite der Stadt.« Und doch - er war in einem Boot gefahren und hätte überall hingerudert sein können.
    Kelly musterte den Jungen, als sie seinen Blick auf sich ruhen spürte. Warum sah er sie denn so an, wenn er sie nicht kannte? Und dann wusste sie Bescheid: Er war so angezogen wie die Kids, denen sie in der Stadt begegnet war - mit Khakihosen und Schottenhemd -, dass seine Sachen verdreckt waren und seine Haare voller Schlamm, spielte keine Rolle. Er war wie die andern.
    Er hielt sie offensichtlich für eine Ausgeflippte.
    »Warum starrst du mich denn so an?« Sie sagte es so böse und abweisend wie möglich.
    Michael wich einen Schritt zurück. »Weil... weil du mir irgendwie auch bekannt vorkommst.«
    Kelly zauderte - war das bloß ein Trick, um anzubandeln? »Also, wenn ich gestern abend dich gesehen habe, musst du mich ja wohl auch bemerkt haben«, sagte sie herausfordernd.
    »Kann sein«, räumte Michael ein - und erzählte ihr ganz spontan die Wahrheit über seinen gestrigen Abend im Moor.
    Kelly war sprachlos. Das gleiche hatte sie selbst erlebt. Vielleicht waren sie sich ja begegnet, auch wenn sie sich nicht daran erinnern konnten. Vielleicht hatten sie sogar miteinander gesprochen.
    »Ich... ich heiße Kelly Anderson.« Sie war plötzlich ganz schüchtern.
    Michael grinste spitzbübisch. »Jetzt weiß ich, wer du bist. Mein Vater ist der Rechtsanwalt deines Großvaters. Ich

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