Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
zwang sich zu einem dünnen Lächeln. »Meine schönen guten Vorsätze!« meinte sie. »Ich habe Kelly wegen gestern nacht Fragen gestellt; da ist sie durchgedreht.«
    Ted setzte ein grimmiges Gesicht auf. »Wie sollen wir ihr unsere Liebe beweisen, wenn man nicht mal mit ihr reden kann, verdammt noch mal?«
    Mary fiel am Frühstückstisch in sich zusammen. »Ich weiß einfach nicht weiter«, seufzte sie.
    »Ich schon«, antwortete Ted düster. »Nach der Arbeit werde ich heut abend ein Wörtchen mit Kelly reden. Ich werde ihr die Regeln klarmachen, an die sie sich zu halten hat! Und falls sie nicht...«
    »Was dann?« unterbrach ihn Mary mit tränenfeuchten Augen. »Sie hat sich noch nie an unsere Regeln gehalten, Ted! Wieso meinst du, dass sie es jetzt...« Sie vergrub ihr Gesicht mit leisem Schluchzen in den Händen. »Hier in Villejeune sollte alles besser werden«, klagte sie. »Das war der Grund für unseren Umzug. Nichts hat sich geändert! Weil wir uns nicht geändert haben! Genausowenig wie Kelly! Ich halte es einfach nicht mehr aus!«
    Ted und Carl blickten hilflos drein.
    Es war Carl, der den Faden schließlich wieder aufnahm.
    »Michael Sheffield ist kein schlechter Junge«, sagte er. »Er ist ein komischer Einzelgänger, aber er hat nie Ärger verursacht. In seiner Gesellschaft ist Kelly gut aufgehoben.«
    Mary trocknete sich die Augen. »Ist das deine ehrliche Meinung, Carl?« fragte sie.
    Ihr Schwiegervater nickte.
    »Wenn ich nur deinen Optimismus besäße! Meiner Meinung nach müsste Craig Sheffield sich dann wegen des Umgangs seines Sohnes mit meiner Tochter Sorgen machen.«
    Carls Miene verfinsterte sich. »Das darf doch wohl nicht wahr sein, Mary!« schimpfte er. »Wie kannst du nur so etwas Furchtbares über dein Mädchen sagen!«
    Mary nickte ganz elend. »Sie ist eben nicht mein Mädchen, nicht wahr?« fragte sie am Boden zerstört. »Sie ist eine Fremde, die zufällig bei mir wohnt. Ich kenne sie kaum. Ich habe sie nie wirklich gekannt!«
     
    Als Carl zwei Stunden später zusammen mit Ted einen Bau der Villejeune Golfplätze Grundstücke inspizierte, blieb er auf der provisorischen Treppe zum zweiten Stock keuchend stehen. Ted blickte vom Absatz zu ihm hinunter. »Vater? Alles okay?«
    Carl atmete tief durch, nickte und stieg weiter nach oben. Doch die Beine wurden ihm schwer; oben musste er sich hinsetzen. »Das Alter«, sagte er. »Gib mir nur eine Minute Pause. Dann wird’s schon wieder werden.«
    Ted sah den Vater prüfend an. Carl war blaß geworden; da lagen Falten um die Augen, die Ted vorher nie bemerkt hatte. »So gefällst du mir gar nicht«, sagte Ted. »Wir fahren am besten bei der Klinik vorbei. Hast du Schmerzen in der Brust?«
    Carl ließ ein hohles Lachen hören. »Du glaubst wohl, dein Alter kriegt einen Herzanfall?« fragte er. »Mach dir bloß keine falschen Hoffnungen! Ich habe nicht vor zu sterben.«
    »So war das nicht gemeint«, warf Ted ein. »Aber in deinem Alter...«
    »In meinem Alter bin ich gesünder als die meisten Vierzigjährigen!« Er rappelte sich auf. Die Knie waren noch immer weich. »Ha!« murmelte er, »vielleicht hast du recht. Ein Besuch bei Warren Phillips kann nie schaden.«
    Er ließ sich stützen und nahm die Stufen mit Vorsicht. Unten, kurz vor dem Ausgang, wurde ihm leicht verschwommen vor Augen. Da wusste er, was los war. »Scheiße«, murmelte er mit unterdrückter Stimme.
    Ted hielt ihn fest. »Was ist los?« fragte er.
    »Nichts«, erwiderte Carl. »Ich brauch sofort einen Termin bei Phillips. Bei mir ist eine Spritze fällig. Deshalb ist mir ein wenig komisch.«
    Ted schwieg, bis sie im Truck nach Villejeune unterwegs waren. Er musterte Carl von der Seite. Carl hielt sich aufrecht, sah aber noch schlimmer aus. »Was ist mit dir los, Vater?« fragte Ted.
    Carls Kopf fuhr herum; die Augen hatten ihren Glanz verloren; er schien Ted nicht zu sehen. »Was?« grunzte er.
    »Du hast gesagt, du brauchst eine Spritze, Vater.« Ted gab sich Mühe, seine Besorgnis nicht durchklingen zu lassen. »Was für eine Spritze? Was fehlt dir?«
    Carl machte eine abschätzige Handbewegung. »Mir fehlt gar nichts, außer eine Vitaminspritze von Warren Phillips.«
    Ted wurde nachdenklich. Er wusste nicht, woran sein Vater litt, doch eine Vitaminspritze würde das Problem wohl kaum lösen. Carl schien von Minute zu Minute zusammenzufallen; inzwischen röchelte er bereits. Er begann alle paar Sekunden zu husten. Ted gab Gas. Als er die Klinik erreichte, ließ er den

Weitere Kostenlose Bücher