Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
hab’n mein Baby wem anders gegeben!« Er sah ihre Augen vor Zorn leuchten. »So war’s, nich’? Sie halt’n mich bloß für ‘ne dumme Sumpfratte, aber ich hab’ Ohr’n im Kopf. Sie hab’n mir mein Baby weggenomm’. Sie glaub’n, ich bin keine gute Mutti, bloß weil ich nich’ zur Schul’ ‘gangen bin und nich’ in’m toll’n Haus in der Stadt wohn’!«
    »Aber, Amelie, Sie wissen genau, dass dem nicht so ist«, widersprach Phillips. »Warum sollte ich denn Ihr Baby weggeben?«
    »Für Geld!« Amelie spuckte das Wort aus. »Mein’ Sie, ich weiß nich’, dass es Frau’n gibt, die für Babys Geld zahl’n? Un’ ich wett’, schöne blonde Babys mit blau’n Aug’n bring’n ‘n Hauf’n Geld. Oder? Is’ so’n Baby nich’ genau das, was alle woll’n? Hübsche, blauäugige blonde Babys? Un’ ich hab’ blaue Aug’n und blond’s Haar, und der Vater von mei’m Baby hatt’s auch.«
    Phillips zog den Atem ein. Wie sollte er nur mit dieser trauernden Mutter sprechen, die selbst fast noch ein Kind war? »Amelie, jetzt denken Sie einmal nach! Habe ich Ihnen nicht ausführlich erklärt, wie man auf ein Baby achtgeben muss? Haben wir nicht davon gesprochen, wie man es ernähren muss, was zu tun ist, wenn es krank wird? Würde ich das alles getan haben, wenn ich vorgehabt hätte, Ihnen das Baby zu stehlen?«
    Amelie blieb stur. »Sie hab’n mir nur ‘was vorgemacht, damit ich nich’ drauf kam’, ‘was Sie vorhatt’n.« Sie sah Phillips erneut an. »Ich hab’ mich Ihnen ‘vertraut und bin hier niedergekomm’, weil ich vertraut hab’.« Ihre Stimme wurde lauter und gefühlsgeladen. »Un’ Sie hab’n mir mein Baby gestohl’n. Sie hab’n ‘s einfach weggenomm’, weil Sie meinen, ich würd’ Ihnen alles glaub’n, was Sie mir sagen. Also, ich glaub’s Ihnen nich’. Un’ ich will mein Baby wiederhab’n.«
    Sie hob die Hand, als ob sie ihn schlagen wollte, doch Phillips’ Finger spannten sich um ihr Gelenk und er drückte den Arm aufs Bett zurück. Er betätigte einen Knopf auf dem Nachttisch. Jolene Mayhew erschien in der Tür.
    »Amelie?« begann sie, erkannte dann aber Warren Phillips, der sich zu ihr umdrehte. »Dr. P! Was ist los? Ist etwas nicht in Ordnung?«
    »Geben Sie Amelie Thorazine!« sagte er. »Fünfzig Milligramm.« Jolene eilte aus dem Zimmer; er redete wieder mit Amelie. »Ich werde Ihnen etwas zum Einschlafen geben«, sagte er. »Der Verlust eines Kindes ist eine schreckliche Erfahrung, und ich begreife, wie weh es Ihnen jetzt tut. Aber es wird besser werden. Sie sind jung, Amelie, Sie werden andere Babys bekommen. Es wird alles wieder gut.« Jolene kehrte zurück, reichte Phillips einen Becher mit Pillen und füllte ein Glas mit Wasser für Amelie. »Bitte schlucken Sie diese Tablette, Amelie«, fuhr er fort. »Spülen Sie sie mit ein bißchen Wasser hinunter, und in wenigen Minuten werden Sie schlafen. Beim Aufwachen wird es Ihnen viel besser gehen.«
    Amelie betrachtete Phillips mit Mißtrauen, akzeptierte den Becher am Ende aber doch und steckte sich die Pille in den Mund. Sie nahm das Glas Wasser von Jolene entgegen, trank mehrere Schlucke und legte sich in die Kissen zurück.
    »So ist’s brav«, sagte Phillips, zog die Decke hoch und deckte Amelies Schultern zu. »Jetzt ruhig einschlafen, und wenn Sie aufwachen, unterhalten wir uns noch einmal über Ihre Entlassung aus dem Krankenhaus.«
    Amelie entfuhr nur ein Seufzer. Sie schloss die Augen. Phillips gab Jolene ein Zeichen. Sie verließen zusammen den Raum. »Behalten Sie sie im Auge«, bat Phillips die Schwester unterwegs zum Empfang. »Sie hat die Idee, dass wir ihr Baby gestohlen und verkauft haben, und war ein paar Minuten lang ziemlich hysterisch.«
    Jolene schnalzte mitfühlend. »Du großer Gott! Vielleicht sollte ich Barbara Sheffield anrufen, dass sie noch einmal kommt. Gestern abend ist Amelie nach ihrem Besuch sofort eingeschlafen.«
    Phillips nickte. »Gute Idee. Dann hätte Amelie einen Menschen, mit dem sie sich unterhalten kann, wenn sie aufwacht.« Ihm kam ein Gedanke, der ihm ein trockenes Lächeln abnötigte. »Außer sie ist überzeugt, dass auch Barbara bei unserem bösen Komplott mitspielt.« Er schaute auf die Armbanduhr. Es war halb zwölf. »Gibt’s für die nächsten paar Stunden irgendwelche Termine?«
    Jolene schüttelte den Kopf. »Erst nach der Mittagszeit. Dann kommen Judge Villiers und Fred Childress. Damit hat sich’s für heute.«
    »Dann bis nach dem Essen«, sagte er,

Weitere Kostenlose Bücher