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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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»Aber sie gefällt mir doch«, sagte sie schließlich. »Was ich nicht mag, ist mein altes Zeug. Würden Sie mir beim Einkaufen helfen? Ich meine, damit ich geeignete Sachen auswähle?«
    Barbara bekam feuchte Augen. »Also, ich weiß nicht«, meinte sie plötzlich unsicher. »Warum gehst du nicht mit deiner Mutter einkaufen? Die würde sich doch bestimmt auch freuen.«
    Kelly atmete ganz tief ein. »Ich gehe nicht gern mit ihr einkaufen«, sagte sie. »Sie mag nie, was mir gefällt, und will immer alles entscheiden. Und jetzt...« Sie zögerte; sie wusste ja nicht, wieviel Michaels Mutter schon von ihr wusste. »Also, im Augenblick tut sie schrecklich nervös. Wenn mir momentan ein Kleid zusagte, würde sie es wunderbar finden, auch wenn sie es echt verabscheut.«
    Barbara legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Das hat sicherlich mit der Begebenheit vom vergangenen Monat zu tun«, sagte sie zart. »Darüber wird sie schon wegkommen.«
    Kelly zuckte zusammen. »Sie wissen darüber Bescheid?«
    Barbara zuckte die Achseln. »Ja, Kelly, ich weiß davon. Ich weiß aber auch, dass du völlig in Ordnung bist.«
    Daraufhin wurden beide ein Weilchen ganz still. Selbst die unbezähmbare Jenny musste gespürt haben, dass zwischen ihrer Mutter und Kelly etwas Wichtiges vorging, und hielt den Mund. Am Ende fragte Kelly scheu: »Sie halten mich nicht für verrückt?«
    Barbara hielt den Atem an. »Ganz bestimmt nicht«, sagte sie und ließ die Hand schützend auf Kellys Schulter ruhen. »Hältst du dich etwa für verrückt?«
    Kelly wagte Barbara nicht gleich offen in die Augen zu sehen. »Ich weiß nicht« - es war das erstemal, dass sie es einem anderen Menschen gegenüber zugab -, »ich habe manchmal solche Angst, dass ich verrückt sein könnte.«
    Barbara legte den Arm um das Mädchen. »Solche Angst«, sagte sie, »hat gelegentlich jeder von uns. Aber mir kommst du absolut nicht verrückt vor. Du bist ein Mädchen von sechzehn, das sich selbst noch nicht so recht begriffen hat und sich darüber viel zu viel Sorgen macht.
    Übrigens«, sie schenkte Kelly ein warmes Lächeln, »ich würde wahnsinnig gern mit dir einkaufen gehen. Und ich versprech dir: Ich werde auch offen sagen, was ich von deiner Auswahl halte.«
    Als sie Kellys Gesicht im Spiegel sah, schoß ihr etwas anderes durch den Sinn: So müsste Sharon jetzt aussehen; sie wäre in genau dem gleichen Alter, wenn sie noch lebte.
    Doch sie verdrängte den Gedanken rasch wieder aus ihrem Bewusstsein. Kelly hatte Eltern; sie war nicht Barbaras Tochter. Barbaras Tochter ruhte seit langem in der Familiengruft auf dem Friedhof.
    Der Gedanke ließ Barbara trotzdem nicht mehr los.
     
    Während sie wartete, dass das Wasser im Kessel sich genau auf die richtige Temperatur erhitzte - heiß genug, um die Finger zu wärmen, aber nicht so heiß, dass sie sich verbrannte -, schaute sich Lavinia bewundernd in der Küche um. Sie bereitete ihr nach zwei Jahren noch immer helle Freude. Die Küche war, wie das ganze Haus, so völlig anders als die Umgebung, in der sie großgeworden war, dass sie noch immer staunte über all die herrlichen Dinge, die es hier gab. Daheim im Moor hatte es nur den kleinen Herd gegeben, wo sie auf Anordnung ihrer Eltern immer Holz nachzulegen hatte, selbst wenn es beinahe unmöglich war, genügend Trockenholz zu finden. Und sie hatte das Feuer hinter der rußigen Eisentür noch so klein halten können, es war in dem Haus meist unerträglich heiß geblieben.
    Haus.
    Das war doch kein Haus! Aber vor ihrer Ankunft hier hatte sie anderes nicht gekannt; weil sie das Moor bis zu ihrem fünfzehnten Lebensjahr nie verlassen hatte.
    Die Eltern hatten sie daheim festgehalten. Sie hatte ihr Leben genau vorhersehen können: Sie würde der Mutter helfen, die Geschwister aufzuziehen - einige hatte die Mutter selber geboren, andere hatte ihr Clarey Lambert vom Schwarzen Mann gebracht. Auch Lavinia selbst war von Clarey Lambert der Mutter gebracht worden, in so zartem Alter, dass Lavinia sich daran nicht erinnern konnte. Doch später hatte die Mutter ihr erzählt, sie sei etwas Besonderes, sie sei eines der Kinder des Schwarzen Mannes und würde einmal auch ihresgleichen heiraten.
    »Du bis’ nich’ wie die andern Kinder«, hatte die Mutter ihr gesagt. »Dich hat der Schwarze Mann am Tag deiner Geburt auserwählt. Du bis’ ‘was Besonderes, un’ der Schwarze Mann kann für dich etwas tun.«
    Lavinia hatte sich aber nicht als etwas Besonderes gefühlt.
    Sie hatte

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