Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
Flüssigkeit, die sie lieferten.
    Phillips nahm die Sammelflasche vom Röhrchen ab, ersetzte sie durch einen leeren neuen Behälter und nickte Lavinia beim Verlassen des Raumes zu.
    Im Labor begann der Verfeinerungsprozeß, indem Phillips die Flüssigkeit filterte, konzentrierte und in Glasphiolen versiegelte, die er im Safe verschloß. Angesichts der geringen noch verfügbaren Mengen würde er bald einige Entscheidungen treffen müssen.
    Entscheidungen darüber, wer leben würde und wer nicht.
    Die Entscheidungskriterien hatte er bereits festgelegt. Er empfand sie als überaus fair.
    Um altes Leben zu verlängern, brauchte er neues Leben. Und mit dem unaufhaltsamen Fortschreiten der Zeit bedurfte es immer mehr an neuem Leben, um die Verwüstungen des Alters bekämpfen zu können.
    Deswegen mussten die sterben, die ihm kein neues Leben, keine Babys, die die Krippen im Pflegeraum füllten, zu bringen vermochten.
    George Coulton hatte versucht, sein Kind nicht, wie versprochen, ihm zu geben, und dafür hatte der Schwarze Mann ihn bestraft. Georges Tod hatte noch einen anderen Zweck gehabt: er sollte anderen als Warnung dienen.
    Eine halbe Stunde später stieg Phillips vor Clarey Lamberts Hütte aus dem Boot. Schweigend hörte er ihrem Bericht über Jonas’ Mißgeschick zu.
    Obwohl er sich Clarey gegenüber nicht äußerte, hatte er seinen Entschluss bereits beim Verlassen der Hütte gefasst.
    Judd Duval hatte zugelassen, dass eins der Kinder von einem Außenstehenden ausgefragt wurde.
    Judd musste bestraft werden.
    Und Warren Phillips wusste auch, wie er Judd Duval auf die schlimmste Weise bestrafen konnte.

13
     
    Michael wurde nach der Arbeit von Kelly erwartet. Sie saß auf seinem Motorrad. Er kannte sie zunächst kaum wieder. »Was hast du mit deinem Haar gemacht?« fragte er, als er unmittelbar vor ihr stand; er war völlig perplex.
    Sie grinste unsicher. »Ich hab’s gefärbt. Das heißt, deine Mutter hat’s getan.«
    Michael stand vor Staunen der Mund offen. »Meine Mutter?« wiederholte er.
    Kelly erzählte ihm die ganze Geschichte. Er rollte mit den Augen. »Wahnsinnig«, erklärte er hinterher. »Ich meine, so kenne ich sie gar nicht.«
    Kelly kicherte. »Ich hab’ sie gern. Sie ist nett, und...« Sie brach plötzlich ab.
    »Und was?« drängte Michael.
    Kelly senkte den Blick. »Bei ihr komme ich mir nicht vor wie ausgeflippt.«
    »Wer behauptet denn, dass du ausgeflippt bist?«.
    Kelly musterte ihn ungeduldig. »Ich hab’ nicht gesagt, dass wer behauptet hat, ich wäre ausgeflippt. Ich... ich komme mir manchmal nur selbst so vor. Ich meine, geht es dir nicht hin und wieder auch so? Dass du glaubst, du drehst durch?«
    Michael nickte. So hatte er sich erst am Morgen gefühlt. Als er mit der Erinnerung an seinen Traum aufgewacht war.
    Die Erinnerung war so lebhaft gewesen, dass er befürchtet hatte, er hätte es nicht geträumt. Als er sich dann im Spiegel betrachtet und den roten Fleck auf der Brust bemerkt hatte, war ihm angst und bange geworden. Sollte sich das, woran er sich erinnerte, wirklich zugetragen haben? Oder verlor er den Verstand?
    Er hatte bei der Arbeit den ganzen Tag an Kelly denken müssen und gewünscht, es ihr erzählen zu können, und sich andererseits innerlich dagegen gewehrt, weil er befürchtete, dass sie ihn für verrückt erklären würde. Doch nach dem zu urteilen, was sie selbst eben gesagt hatte...
    Er brachte es nicht über sich, ihr in die Augen zu sehen. »Ich... ich hatte nachts einen Traum«, sagte er. »Einen seltsamen Traum. Über uns und die Nacht im Moor.«
    Kellys Puls begann zu rasen: Wenn er sich nun an das gleiche erinnerte wie sie... Sie wollte den Gedanken nicht zu Ende denken.
    Ihre Blicke trafen sich. Und bevor er auch nur ein Wort sprach, wusste sie schon, was er sagen würde.
    »Du hast einen Fleck auf der Brust, nicht wahr?« erkundigte sie sich. »Wie ein Mückenstich. Nur ein bißchen größer.«
    Michael nickte langsam mit dem Kopf. »Es ist... als ob mich jemand mit einer Nadel gestochen hätte. Die Stelle ist wund.«
    Kelly sah sich nervös um. Aus dem Tor kamen noch immer Touristen. Sie war plötzlich verlegen. »Können wir nicht von hier weggehen?« fragte sie und rutschte auf den Sozius, um Michael Platz zu machen.
    »Wo möchtest du denn gern hin?« rief Michael beim Anfahren über die Schulter.
    »Wo wir ungestört sprechen können.« Sie legte ihm die Arme enger um die Brust. »Michael, ich habe Angst.«
    Michael wollte sich die eigene Angst

Weitere Kostenlose Bücher