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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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sie keine Probleme hat. Sie hat Probleme. Ihr fehlt jegliches Selbstvertrauen, und die Verständigung mit ihr ist ein wenig mühsam. Aber im Kern scheint sie wirklich ein sehr nettes Mädchen zu sein.«
    Craig ließ den Blick über den Kreis seiner Familie gleiten, die sich plötzlich gegen ihn verschworen hatte. »Also gut«, meinte er schließlich. »Ich weiß, was wir tun werden. Ich rufe Carl Anderson an. Wir laden alle zum Grillen ein. Auf die Weise lerne auch ich das Mädchen kennen, das ihr bewundert. Im übrigen«, wandte er sich an Michael, »solltest du von dir aus Verantwortungsbewusstsein zeigen. Du machst keine Überstunden mehr, und du lungerst mit niemandem herum, ohne dass du deiner Mutter vorher mitteilst, wo du bist und wann du nach Hause kommst. Ist das klar?«
    Michael nickte.
    In der Nacht betrachtete er sich lange im Spiegel der Schranktür und versuchte, das gräßliche Gesicht wieder herbeizuzwingen - im Wissen, dass auch Kelly es gesehen hatte, würde er sich weniger fürchten. Aber da war nichts zu sehen.
     
    Dunkel umhüllte sie, doch sie spürte: sie war nicht mehr allein. Da war jemand. Sie fühlte die Nähe des Bösen.
    Er verfolgte sie erneut.
    Noch konnte sie ihn nicht erkennen, konnte sie seine Gegenwart im Dunkel der Nacht, sein Greifen nach ihr nur ahnen.
    Doch dann sah sie ihn, zunächst als Schatten, der aus der Dunkelheit hervortrat, dann als Gesicht: ein Gesicht, in dem sich die Haut so straff über die Knochen spannte, dass die Augen - glühende, rote, gierige Augen - hell vortraten.
    Auch die Lippen waren zurückgezogen. In seinem Mund konnte sie die faulenden Zähne erkennen.
    Sie vermochte seinen röchelnden Atem zu hören und seinen stinkenden Atem zu riechen.
    Und zuletzt streckten sich seine Hände, diese gräßlichen Finger nach ihr aus, die im Finstern nach ihr tasteten.
    Fort - nur fort von hier!
    Sie wollte rennen. Die Beine gehorchten ihr nicht. Es war, als ob ihre Füße im Boden versunken wären.
    Schlamm.
    Überall um sie herum Schlamm, saugender Schlamm, der sie nach unten zog, wie in eine Falle, damit er sie packen konnte.
    Sie öffnete den Mund zum Schrei. Der Schrei kam nicht. Sie hatte die Stimme verloren.
    Sie verdoppelte ihre Anstrengungen. Ihr schnürte sich die Kehle zu, als sie einen Laut über die Lippen bringen wollte.
    Näher, noch näher - seine Finger berührten sie fast, da lagen sie auch schon auf ihr, die Finger mit der kühlen Reptilienhaut, vor der ihr Fleisch zurückzuckte, und endlich stieß sie den Schrei aus.
    »Nein!«
    Kelly erwachte. Ihr ganzer Körper bebte, und sie erkannte sofort, dass sie wieder geträumt hatte.
    Es war nur ein Traum. Sie befand sich in Sicherheit. Sie befand sich in ihrem Zimmer über der Garage im Haus ihres Großvaters. Durch das offene Fenster konnte sie die Frösche und die Insekten hören, deren Surren die Nacht füllte.
    Es war alles in Ordnung.
    Nein.
    Es war jemand im Zimmer.
    Unter dem erneuten Eindruck des Traums packte sie eine panische Angst.
    Er war bei ihr im Zimmer.
    Aber das war unmöglich. Sie war wach. Da musste sie in Sicherheit sein.
    War sie aber nicht. Sie spürte ihn neben dem Bett stehen und auf sie herabblicken.
    Sie hielt die Augen geschlossen. Sie verwünschte ihn.
    Sie konnte sein Atmen wieder hören, das Röcheln sterbender Lungen.
    Sie harrte wie gelähmt der Berührung.
    Eine Hand fasste nach ihr.
    »Nein!« schrie sie, riß sich los, richtete sich im Bett auf, tastete nach der Lampe - mit dem hellen Licht müsste der Alptraum doch weichen.
    Sie musste blinzeln im grellen Licht, das schlagartig das Zimmer erhellte, und ihr entrang sich ein neuer Schrei.
    Eine Gestalt beugte sich über sie.
    »Kelly? Kelly, was ist mit dir?«
    Es war Großvaters Stimme. Kelly atmete tief durch. Sie erschauerte und fiel nach hinten aufs Kissen.
    »Ich habe dich nicht erschrecken wollen, Liebling«, sagte Carl Anderson. »Ich bin nur gekommen, weil ich dich schreien gehört habe.«
    Kelly kniff die Augen zusammen. Sie hatten sich noch nicht an das Licht gewöhnt. Im Grellen war ihr fast...
    Nein! Sie drängte den Gedanken aus ihrem Bewusstsein. Es war bloß der Großvater. »Wie spät ist es?« fragte sie ihn.
    »Erst kurz nach elf«, antwortete Carl. »Ich hatte gedacht, du würdest noch lesen.«
    Kelly schüttelte den Kopf. »Ich... ich hab’ einen Alptraum gehabt.«
    »Daran bin ich schuld«, sagte Carl teilnahmsvoll. »Ich hätte mich nicht in dein Zimmer schleichen sollen. Ich habe dich fast zu

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