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In den Klauen des Bösen

In den Klauen des Bösen

Titel: In den Klauen des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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ein Unfall, Schatz, es war bloß ein schrecklicher Unfall.«
    Barbara schüttelte den Kopf. »Wenn ich nicht so dumm gewesen wäre, Craig - wenn ich nur dran gedacht hätte, dass sie uns zuhören könnte!« Sie klammerte sich an ihn. »Bring mich nach Hause. Bitte!«
    Craig half Barbara auf die Beine und führte sie durch den Flur ins Wartezimmer, wo Warren Phillips sich leise mit Michael und den Andersons unterhielt. Phillips stand auf.
    »Ich fahre Barbara heim«, sagte Craig. Er klang benommen. »Anschließend komme ich weder. Ich komme wieder und...« Ihm versagte die Stimme. Und dann? Sie war tot - seine Tochter, sein Schatz, seine Prinzessin war tot. Phillips merkte sofort, was Craig durch den Sinn ging.
    »Sie müssen nicht wieder herkommen«, sagte er. »Wir werden uns um alles kümmern. Die Formulare und Papiere können warten. Bringen Sie Barbara nach Hause, und falls ich Ihnen irgendwie helfen kann, rufen Sie mich an.« Er kritzelte ein Rezept und steckte es Barbara in die Tasche. »Nur für den Fall, dass Sie nicht schlafen können.«
    Craig nickte. »Ich werde sie nach Hause bringen«, sagte Carl Anderson, der sich ebenfalls erhoben hatte, zu Ted. »Kümmere du dich um Mary und die Kinder. Ich glaube, wir sollten alle zu den Sheffields mitkommen. Wir dürfen sie jetzt nicht allein lassen.« Er warf Phillips einen Blick zu. »Wenn irgend etwas unternommen werden muss, lassen Sie es mich wissen. Craig ist ein guter, alter Freund von mir. Ich werde ihn jetzt nicht im Stich lassen.«
    Phillips nickte. Als er mit Jolene und Judd Duval im Wartezimmer allein war, bat er die Schwester: »Rufen Sie Orrin Hatfield an. Er wird hier gebraucht. Ich kann den Todesschein unterschreiben, aber angesichts der Umstände ist die Stellungnahme des Leichenbeschauers erforderlich.«
    »Ich habe ihn bereits angerufen«, bemerkte Jolene. »Er ist schon unterwegs.«
    Phillips wandte sich an Judd Duval. »Kein Grund, dass Sie noch länger hierbleiben«, erklärte er dem Deputy. »Orrin wird sich Ihren Bericht abholen, wenn er die Untersuchung beendet hat.«
    Judd schien erleichtert, das Krankenhaus verlassen zu können. »Ordern Sie Fred Childress her!« befahl Phillips Jolene. »Und er soll einen Sarg bringen.«
    Orrin Hatfield traf mit verquollenen Augen ein, als Phillips eben ins Zimmer zurückgehen wollte, wo Jenny lag. »Was geht hier vor, Warren?« wollte er gähnend wissen. »Laut Jolene soll ein sechsjähriges Mädchen im Kanal ertrunken sein?«
    Phillips winkte ihm zu folgen. »Die Sache eilt«, erklärte er ihm im Untersuchungsraum. »Jolene benachrichtigt Fred Childress. Wenn Childress mit dem Leichenwagen eintrifft, muss Ihr Bericht komplett sein.«
    Der Leichenbeschauer runzelte unsicher die Stirn. »Ich weiß nicht, Warren. Nach dem, was mir Jolene berichtet hat, müsste eine Autopsie stattfinden. Und die kostet Zeit.«
    Phillips’ Blick wurde hart. »Es wird keine Autopsie geben, Orrin. Untersuchen Sie die Leiche, wenn’s unbedingt sein muss! Aber berühren Sie mir den Körper des Mädchens nicht mit dem Skalpell. Wir brauchen das Mädchen, Orrin. Jeder von uns.«
    Orrin Hatfield, der sich zur Untersuchung bereits über Jenny gebeugt hatte, richtete sich auf. Seine Müdigkeit war verschwunden, und plötzlich begann er zu begreifen.
    »Ach so«, meinte er leise. »Wieviel Zeit haben wir?«
    Phillips schaute auf die Uhr. »Überhaupt keine. Wenn wir nicht sofort anfangen, könnte sie tatsächlich sterben.«
    Er trat zum Wandschrank, holte die Spritze, die er vor einer Stunde in die Klinik mitgebracht hatte, und legte sie behutsam beiseite, als er mit äußerster Vorsicht Wasser aus Jennys Lungen zu drücken begann.
    Anschließend stach er Jenny die Nadel in den Arm und gab ihr eine Dosis Naxolone, als Gegenmittel zum Morphium, mit dem er Jenny, bevor er sie in die Wanne mit eiskaltem Wasser legte, in ein Koma versetzt hatte.
    Das Morphium hatte ihren Stoffwechsel beinahe bis zum Stillstand verringert und Jenny so bei der künstlichen Unterkühlung im Eiswasser während der letzten Stunden gerade noch am Leben erhalten. Mit ein bißchen Glück würde sie ohne Gehirnschaden davonkommen.
    Was Warren Phillips allerdings nicht übermäßig wichtig war, da ihn nicht Jennys geistige Verfassung interessierte, sondern ihr Thymus, die große, geheimnisvolle Drüse oberhalb der Lungen, deren Nützlichkeit er vor vielen Jahren entdeckt hatte. Die wertvolle Thymus-Absonderung von Jenny Sheffield würde reichen, um wenigstens

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