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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nur. »Er hat bei Ihnen Tee getrunken?«
    »Ja, natürlich.«
    »Ein netter Mensch, nicht wahr? Ende!«
    »Halt!« brüllte Harris. »Hören Sie doch, Sie Affe! Er war es wirklich! Er ist mit einem Landrover unterwegs. Hören Sie …«
    Aber Kampala schwieg wieder. Die Verbindung war abgeschaltet. Der Funker machte eine Notiz im Berichtsbuch. Sprechverkehr drei Minuten mit XN 3. Keine neuen Meldungen. Bericht über Wetterlage.
    »Solche Idioten!« Harris warf den Kopfhörer weg und schaltete das Funkgerät ab. »Sie haben es nicht anders verdient, daß man ihnen den Stuhl unterm Arsch wegzieht! Aber wir kommen ja auch dran, verdammt noch mal!«
    Das war es, was Mike Harris sehr beunruhigte. Ein Aufstand im Land traf zuerst die weißen Pflanzer. Das hatte man bei Sander gesehen. Seine Farm lag genau im Durchmarschgebiet der Bantus, das war sein Pech. Man brannte sie nieder und ermordete nebenbei die Weißen und die ihnen treu ergebenen Arbeiter. Ein allgemeiner Aufstand aber traf alle Farmen; es würde das große Aufräumen werden, der Kahlfraß an allen Weißen. Ein Aufstand der Farbigen glich einer Heuschreckenplage; wohin sie kamen, hinterließen sie eine Wüstenei.
    Mike Harris fühlte ein Jucken unter seinen Haaren. Er erkannte die große Gefahr, die mit der Machtübernahme durch einen intelligenten Bantu für alle heranwuchs. An den Namen des Arztes konnte er sich nicht mehr erinnern, so sehr er darüber nachgrübelte. Mabanda oder Mawanga oder Mobanda … so irgendwie hatte es geklungen. Die Beschreibung paßte genau, und auch der Stolz, der Harris auf die Palme getrieben hatte, paßte zu allem, was von diesem Mann zu erwarten war.
    Das Fürchterlichste aber war, daß Corinna Sander ihn begleitete. Gutgläubig vertraute sie ihm. Natürlich, jetzt gewann der Irrsinn, die angeblich in Gefangenschaft geratenen Geschwister Corinnas aus den Händen der Bwambas zu befreien, einen völlig realen Grund. Wenn dieser Arzt der geistige Motor des Aufstandes werden sollte, war es leicht, durch ein einziges Wort der große Wohltäter zu werden.
    Mike Harris wurde noch unruhiger. Er rannte im Haus herum, fluchte auf die Pisser im Sender und setzte sich mitten in der Nacht noch einmal an seinen Sender.
    »XN 3 … XN 3 … bitte kommen … XN 3 … kommen …
    Der Mann, den ihr sucht, war bei mir. Er heißt so ähnlich wie Mabonda … Er hat in Deutschland und England studiert … Mit einem Landrover ist er unterwegs. In seiner Begleitung ist die deutsche Farmerstochter Corinna Sander. Die einzige Überlebende von der niedergebrannten Sander-Farm bei Kitumba.
    XN 3 … XN 3 … bitte melden …«
    Da endlich glaubten sie es in Kampala. Der Funker hatte plötzlich eine hastige Stimme.
    »Bleiben Sie am Apparat, Sir. Ich versuche, Sie mit dem Generalstab in Verbindung zu bringen. Wir müssen Ihre Frequenz nur durchgeben. Bitte, warten Sie, Sir.«
    »Na endlich!« Harris wischte sich den Schweiß von der Stirn. Zum erstenmal in seinem Leben sah er eine Sache, die ihn betraf, als sehr kritisch an. Selbst im Krieg, in der Ardennenschlacht, als er mit vier Mann in einem halbzerschossenen Bunker hockte und die Deutschen ihn mit schwerer Artillerie belegten, hatte er seine Pfeife geraucht. »Das ist das einzige, was wir hier noch tun können!« hatte er damals gesagt. Bisher sah er diese zwei Stunden Trommelfeuer als seine schlimmste Situation an. Das war nun veraltet. Ein einziger Mann, ein hochgewachsener, höflicher, überaus kluger Neger erschien Harris als das Schlimmste, was ihm im Leben begegnet war.
    Er atmete auf, als in seinem Kopfhörer eine andere, etwas zackige Stimme aufklang. Militär. Harris kannte diesen Ton.
    »Oberst Dokolo. Sie haben den Mann gesehen?«
    »Er war bei mir. Hat hier übernachtet!« Harris schnaufte wieder. »Ein wahrer Gentleman! Aber ich hatte so eine Ahnung. Ich wollte ihn festsetzen. Doch das Mädel wollte es nicht. Vorgestern sind sie weiter, sie wollten zu den Mondbergen.«
    »Ihre Angaben können stimmen.« Oberst Dokolo vom Generalstab schien sich Notizen zu machen. »Ich danke Ihnen sehr, Sir. Ihr Hinweis ist sehr wichtig. Wir werden alle Einheiten in diesem Gebiet in Alarm versetzen. In zwei Stunden wird eine Gruppe mit drei Jeeps und zwei Mannschaftswagen bei Ihnen sein. Sie sollen den gleichen Weg ausmachen, den der Landrover gefahren ist. Wir danken Ihnen, Sir.«
    »Na, endlich mal ein vernünftiges Wort aus einem dunklen Mund!« Harris legte die Kopfhörer auf den Funktisch.
    Aber der

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