In den Klauen des Löwen
abwenden wollte. »Noch eins!« sagte er heiser vor Erregung. »Das Mädchen soll nichts merken, verstehen Sie? Es hat genug an Leid in sich hineingefressen und zeigt eine Haltung, die ich nicht aufbrächte. Wenn Sie irgendeine Andeutung machen, breche ich Ihnen die Knochen, ganz gleich, was nachher kommt. Verstanden?«
Malanga antwortete nicht. Er drehte sich weg und ging hochaufgerichtet zu Corinna. Thorwaldsen starrte ihm nach und ballte die Fäuste.
»Du stolzes, schwarzes Aas!« knirschte er. »Dir den Schädel einzuhauen, muß eine ganz besondere Wonne sein!«
Dann nahm er einen Topf mit sterilisiertem Wasser und kam auch zum Eßtisch am Lagerfeuer.
Die Bohnensuppe duftete köstlich. Auch die Affen rings auf den Bäumen schienen es zu riechen; sie hingen an den äußersten Astenden und starrten auf den Tisch.
Die Nacht war ruhig. Malanga kroch unter seinen Decken hervor, als die Sonne ihm ins Gesicht schien. Eine grelle Morgensonne, die gerade begann, die Kühle der Nacht und die Feuchtigkeit aufzusaugen.
Hinter dem kleinen Zelt, in dem Corinna schlief, hörte er es plätschern. Dort hatte er für Corinna eine Art Badekabine gebaut, eine gespannte Zeltleinwand, zur Steppe hin offen; ein langer Ast, in die Erde gerammt, bildete die Dusche, an dem Ast hing ein Wassersack mit einem Duschkopf am Ausguß. Zog man an einer Leine, so senkte sich der Wassersack in seinem Ring und das Wasser lief in feinen dünnen Strahlen heraus. Es war die köstlichste Erfrischung nach einem langen Savannentag und der beste Tagesanfang für eine heiße, ins Unendliche gehende Wanderung.
Malanga kroch aus seinen Decken, dehnte sich und sah sich dann um. Von Thorwaldsen war nichts zu sehen. Er schlief sicher noch neben dem Zelt oder war schon, was er immer tat, beim Morgengrauen losgezogen, um einen Braten zu schießen.
Malanga sah auf die gespannte Leinwand, hinter der Corinna stand und sich duschte. Und auf einmal überkam ihn das Verlangen, sie zu sehen, heimlich, wie eine Maus durch eine Ritze ihre Umwelt anstarrt. Er wollte sie sehen, wie sie unter den Wasserstrahlen stand, wie sie die Arme hochreckte, wie sich ihre Rückenmuskeln spannten, die Hüften sich hoben, die Oberschenkel sich streckten, die Brüste sich vorwölbten und der Leib zitterte. Er wollte diese weiße Schönheit in all ihrer unerreichbaren Wonne genießen, mit den Augen nur, heimlich, aber doch dadurch beschenkt wie nie in seinem Leben. Er wollte seinen Traum sehen und sich berauschen an der Fülle herrlicher Details, die ein Mädchenkörper zu bieten hat.
Er verließ den Rastplatz und ging in die Savanne. Nachdem er einen kleinen Bogen geschlagen hatte, kam er zu der ›freien‹ Seite der Badekabine zurück und schlich sich dann wie ein Leopard heran, geschützt durch das hohe Gras, lautlos, katzenhaft gleitend. Er erreichte eine Gruppe von Euphorbien und richtete sich langsam zwischen den Stämmen auf, so daß er mit seinem dunklen Oberkörper wie ein Teil der Baumgruppe aussah, wie ein dicker, senkrecht gewachsener Ast.
Von hier aus sah er voll auf die Dusche.
Corinna stand nackt unter den Wasserstrahlen und dehnte und reckte sich. Ihr langes, blondes Haar klebte an ihrem Rücken. Die Morgensonne übergoß ihren weißen Körper wie mit Silber. Sie tanzte unter den Wasserstrahlen, hob das Gesicht in die Sonne und massierte dann ihren nassen Körper mit beiden Händen. Es war ein Anblick, der einen anderen Mann als Malanga atemlos gemacht hätte … für Malanga war es der Blick in ein Paradies, das zu erobern er sich angeschickt hatte.
Er lehnte zwischen den Euphorbienstämmen, hatte die Hände vor der Brust gefaltet und hielt den Atem an. Ich liebe sie, dachte er. Oh, mein Gott, wie liebe ich sie. Ich bin bereit, für sie mein Volk zu verlassen. Ich will mit ihr zusammen eine eigene kleine Welt gründen. Eine Welt des vollkommenen Friedens. Eine Welt der Glückseligkeit. Ich will für sie arbeiten wie ein Kuli. Ich will alles tun, um sie glücklich zu machen. Ich werde nichts mehr sein können ohne sie.
Corinna zog wieder an dem Wassersack. Noch einmal strömte das in der Sonne silbern flimmernde Wasser über die herrlichen Brüste und den flachen Leib und lief an den Schenkeln herab.
Malanga atmete seufzend auf, dann fuhr er wie ein aufgestörter Leopard herum. Ein leises Knacken hinter ihm hatte ihn gewarnt.
Hendrik Thorwaldsen stand an der Euphorbiengruppe und grinste. Aber es war ein gefährliches, böses Grinsen.
»Habe ich dich, Doc!«
Weitere Kostenlose Bücher