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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hat, wen die Götter am meisten lieben.
    Malanga hob den Kopf. »Ich verspreche euch ein langes Leben!« rief er.
    Aus dem Busch antwortete ihm Stimmengewirr. Dann tönte die helle Stimme des jungen ›Leutnants‹ über das hohe Gras.
    »Budumba hat uns schon unverwundbar gemacht. Auf unseren Stirnen sind Kreise.«
    Malanga nickte. Über sein Gesicht glitt ein verzerrtes Lächeln. Der gleiche Zauber wie bei den Mau-Mau, dachte er. Budumba hat in Kenia viel gelernt, aber nicht genug. Ihm fehlt die Logik.
    »Wascht die Kreide ab und der Zauber verfliegt!« rief er zurück. »Er ist nur kurz … nur so lange, bis eure Stirnen wieder glatt sind. Seht euch an: Wer keine Ringe mehr auf der Stirn hat, soll vortreten. Ich werde ihm beweisen, daß er verwundbar ist.«
    Im Busch schwirrten die Stimmen wieder durcheinander. Dann teilte sich das Gras und ein großer Bwamba trat auf den Pfad, ging zum Jeep und wartete. Malanga zögerte. Es konnte eine Falle sein. Man lockte ihn aus der Deckung, und wenn er auch auf den Pfad hinauskam, schossen sie wieder auf ihn. Und diesmal trafen sie ihn, das war sicher. Aber dann sprang er doch auf und trat aus dem schützenden, hohen Gras.
    Hoch aufgerichtet, stolz, so wie ein großer mganga gehen muß, kam er an den zerschossenen Jeep und streckte dem wartenden Bantu die Hand entgegen. Der Soldat nahm sie nicht … er starrte Malanga aus weiten Augen an, in denen Fragen und Angst gleichermaßen zitterten.
    Malanga betrachtete die glänzende, schwarze Stirn des Mannes. Nur ein Hauch der Kreidekreise war noch darauf. Er hob die Hand und wischte sie ganz weg. Bei der Berührung zuckte der Bantu zusammen und verzog die dicken Lippen.
    »Jetzt bist du ganz blank«, sagte Malanga hart. »Glaubst du noch an den Zauber Budumbas?«
    »Ja«, antwortete der Bantu heiser.
    »Er hat euch belogen! Sieh her! Heb die linke Hand.«
    Der Bantu tat es. Sein Blick irrte zu den Erdlöchern, aus denen die Köpfe der anderen Bwambas hervorlugten.
    »Streck den Zeigefinger aus!« kommandierte Malanga ungerührt. Es ging jetzt um mehr als um einen abgeschossenen Finger. Das Leben Hunderter von Bantus, das Fortbestehen des Volkes Bwamba hing an diesem lächerlichen, blutigen Experiment.
    Der Bantu streckte den Zeigefinger aus. Ganz hoch über seinen Kopf hob er die Hand und grinste plötzlich, als Malanga seine Pistole langsam in Augenhöhe brachte.
    Einen Finger treffen, dachte der Bantu, wer kann das? Budumbas Zauber wird doppelt wirken. Sobald er geschossen hat, werde ich die Arme herunterwerfen und ihn erwürgen. Er ist ein jämmerlicher Lügner.
    Malanga zielte ganz kurz. Bei den Studentenmeisterschaften in Oxford hatte er im Schießen den zweiten Platz belegt. Nur um einen Punkt war er geschlagen worden.
    Der Schuß peitschte durch die Morgenstille. Mit einem gellenden Schrei machte der Bantu einen hohen Satz in die Luft, Blut strömte über die Hand und den Arm, der Zeigefinger war abgeschossen, der Schmerz machte ihn fast wahnsinnig, er brüllte und rannte um den Jeep, um dann, als er wieder vor Malanga stand, in die Knie zu fallen und den Kopf tief zur Erde zu senken.
    Aus den Erdlöchern kamen die anderen Soldaten, an der Spitze der junge Leutnant. Sie legten ihre Waffen vor Malanga auf den Boden, fielen dann ins Gras und unterwarfen sich dem großen Zauberer.

Am Nachmittag erreichte Malanga das Hauptlager der abziehenden Bwambas. Sein Eintreffen war wie ein Volksfest. Jubelnd zogen ihm die Bwambas entgegen; Kwame Kirugu, der König, umarmte ihn, küßte ihn und legte ihm die wertvolle Kette aus Leopardenzähnen um den Hals.
    Seht, hieß das, er ist der wahre Herrscher. Jetzt wird unser Volk ein großes Volk werden.
    Auch Nabu Budumba begrüßte Malanga. Er umarmte ihn nicht und drückte ihn nicht an sich … in seiner Zaubertracht trat er aus der Hütte und hob den Wedel aus Löwenhaar, als wollte er Malanga verhexen.
    Eine ganze Zeitlang sahen sie sich in die Augen, stumm und verbissen, als könne der Blick allein den anderen in die Knie zwingen. Die Bwambas um sie herum waren plötzlich still. Auch Kirugu hielt den Atem an.
    Malanga lächelte. Er hob die Hand und klopfte Budumba auf die Schulter, so wie sich alte Freunde begrüßen, wenn sie sich nach langer Zeit unverhofft wieder treffen. Hier aber war dieses Schulterklopfen etwas Ungeheueres. Es war die Verachtung aller Würde, die Budumba um sich herum aufgebaut hatte.
    »Laß es gut sein, Vetter«, sagte Malanga auf englisch, was Budumba noch mehr

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