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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Als die Dunkelheit sich über den Schilfwald senkte, blieb Malanga plötzlich stehen, riß das Gewehr herum und duckte sich. Er hörte Laute. Knirschende Schritte, die sich bemühten, unhörbar zu sein. Rascheln von Schilfhalmen, ein glucksendes Plätschern.
    Malanga wurde eins mit dem Schilf. Unbeweglich stand er einen Schritt seitlich vom Pfad, dort, wo der schwabbelnde Boden noch fest genug war, ihn zu tragen. Ein halber Schritt weiter rückwärts, und der Morast würde ihn aufsaugen.
    Von den Rauchsäulen her kamen drei Bantukrieger. Es waren die letzten der Wache, Freiwillige, die sich nun durchschlugen zu den Stoßtrupps Budumbas.
    Malanga atmete auf. Mit einem Sprung war er mitten auf dem Weg, und ehe die Bantus ihre Gewehre heben konnten, rief er.
    »Ich bin es. Der mganga Malanga.«
    Die Krieger erstarrten in der Bewegung. Dann warfen sie ihre Gewehre weg, fielen auf die Knie und senkten den Kopf tief herab, bis sie mit den Stirnen den Boden berührten.
    Über Malangas erschöpftes Gesicht glitt ein seliges Lächeln. Zu Hause, dachte er. Nach Irrfahrten durch die halbe Welt, nach der Jagd zum Wissen bin ich heimgekehrt. Hier gehöre ich hin, hier brauchen sie mich, hier werde ich Jahrhunderte überspringen müssen, um mein Volk in die Neuzeit zu führen.
    »Bringt mich zu Kirugu«, sagte er mit bebender Stimme. »Ich bin endlich gekommen …«
    In der Nacht dröhnten zum erstenmal wieder die Trommeln durch die Finsternis. Irgendwo begann eine Trommel, dann flog die Nachricht über das Land, weitergegeben von Hand zu Hand. Ein dumpfes, rhythmisches Hämmern, beklemmend in der fahlen Dunkelheit.
    Die Soldaten der Uganda-Armee, geboren und aufgewachsen in den Dörfern, verstanden die Nachricht wie die Bwambas. Auch Mike Harris verstand sie, der einsam durch die Savanne irrte, die noch nie so leer gewesen war wie jetzt. Und Thorwaldsen verstand die Trommeln. Er biß sich auf die Lippen und verschwieg Corinna die Wahrheit.
    Noch schneller als die Nachricht der Trommeln flog die Neuigkeit per Telefon nach Kampala. Dort wurde Oberst McCallen aus dem Bett geläutet. Der General der Uganda-Armee war selbst am Apparat.
    »Malanga ist angekommen!« sagte er und schwieg dann schnaufend.
    McCallen lächelte grimmig. Nach seiner Niederlage bei der Rettung der weißen Geiseln gönnte er dem Land fast diesen Schlag.
    »Na prost!« sagte er laut. »Sie wissen, General, was das für Uganda bedeutet.«
    »Eine verstärkte Aktivität der Bwambas.«
    »So kann man es auch nennen.« McCallen grunzte schadenfroh. »Nennen wir das Kind beim Namen: Bürgerkrieg! Jetzt wird Blut fließen. Die Bantus haben ihren Kopf bekommen. Mein Beileid, General.«
    Oberst McCallen legte auf, setzte sich ins Bett und steckte sich eine Pfeife an. Es war ein merkwürdiges Gefühl, im Detail zu erleben, wie Afrika erneut an einer Ecke zu brennen begann.
    Um diese Stunde fuhr Malanga bereits mit einem Jeep des I. Bwamba-Bataillons nach Westen.
    »Noch eine Stunde«, sagte der Fahrer, »dann haben wir die Gruppe mit Budumba erreicht.«
    Malanga nickte. In seinem Kopf entstand der Plan eines neuen Staates. Ein Staat, den kein Weißer betreten durfte. Wie die Stadt Lhasa, die heilige Stadt des Lamas in Tibet. Ein Staat in den Mondbergen, der die Urzelle eines neuen Afrika werden sollte.
    Als der Morgen graute, sahen sie die ersten Gruppen der Nachhut Budumbas. Sie lagen gut gedeckt in Erdlöchern und begannen zu schießen, als der Jeep nahe genug herangekommen war.
    Zwei Kugeln trafen den Jeep und heulten als Querschläger in den Busch, aber sonst geschah nichts. Die Begleiter Malangas brüllten aus Leibeskräften, winkten mit beiden Armen und jagten dann, als die Truppen Budumbas ungerührt weiterschossen, mit langen, katzenhaften Sätzen ins schützende hohe Gras. Malanga blieb im Jeep, duckte sich hinter das Armaturenbrett und schwenkte ein großes, weißes Taschentuch.
    Dieses Zeichen ist international, auch ein Bantu versteht es. Aber die Nachhut Budumbas übersah auch dies. Sie schoß sich jetzt auf den einsamen Jeep auf dem schmalen Negerpfad ein, zertrümmerte die Windschutzscheibe, zerfetzte die Reifen und durchlöcherte die Scheinwerfer.
    Malanga verstand das nicht. Er lag auf dem Wagenboden, hatte seine Pistole schußbereit in der Hand und wartete, bis die Bwambas den Jeep stürmen würden in der Annahme, den zurückgebliebenen Mann nun getroffen und erschossen zu haben.
    Wie erwartet hörte das Schießen auch schlagartig auf. Im hohen Gras

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