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In den Klauen des Löwen

In den Klauen des Löwen

Titel: In den Klauen des Löwen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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entehrte. »Deine Tricks kann man frei Haus kaufen. Für zwei Pfund bekommt du in Nairobi einen ganzen Zauberkasten. Hast du schon einmal den Trick versucht, einen Menschen zu zersägen? Im Varieté siehst du das jeden Abend. Ich habe mir das zeigen lassen, in London, es ist ganz einfach. Du mußt noch viel lernen, Vetter.«
    Budumba schwieg. Aber in seinen Augen stand der Mord. Malanga erkannte es, sein Lächeln fror ein.
    »So einfach ist das nicht«, sagte er gepreßt. »Ein Löwe tötet ein Schwein, aber nie das Schwein einen Löwen.« Er wandte sich ab und ließ Budumba in seiner ohnmächtigen Wut stehen. Kirugu, der glücklichste Mensch auf dieser Welt, faßte ihn unter.
    »Es war höchste Zeit, daß du eingetroffen bist«, sagte er leise. »Sein Einfluß auf das Volk wächst von Tag zu Tag. Was konnte ich dagegen tun? Ich kann nicht zaubern.«
    Malanga atmete tief auf. Er war heimgekehrt. Er blickte über das Menschengewimmel des Lagers, die Nothütten, die Frauen und Kinder, die zwischen den Rindern und Hühnern saßen und Hirsebrei in großen Kesseln kochten. Er sah neue Trupps von Kriegern in die Steppe fahren und bemerkte einen großen Stall aus zugespitzten Bambusstangen, hinter denen apathisch gefangene Regierungssoldaten hockten und auf ihren Tod warteten.
    »Ich möchte die Weißen sehen«, sagte Malanga hart. »Die beiden Sanders. Gisela und Robert. Ich habe eine Nachricht für sie.«
    Hendrik Thorwaldsen erreichte nicht sein Ziel, die Stadt Fort Portal. Immer wieder mußte er vom Weg abbiegen und in die Savanne hineinfahren, um den Stoßtrupps der Bwambas auszuweichen, die die ganze Gegend beherrschten. Einmal beobachtete er sogar, wie eine Streife der Regierungssoldaten auf einen solchen Bwambatrupp stieß. Es kam nicht, wie er es erwartet hatte, zu einem Gefecht, sondern die beiden Bantugruppen unterhielten sich, tauschten Zigaretten aus und entfernten sich dann wieder, jede in eine andere Richtung.
    »Das muß man sich mal ansehen!« knurrte Thorwaldsen. Er stand im Landrover und beobachtete durch ein Fernglas diese Verbrüderungsszene. Ein Wald von Feigenbäumen machte den Wagen unsichtbar. Corinna lag hinten auf den Kisten und trank in kleinen Schlucken einen Becher voll lauwarmen Orangensaftes. »Die Kerle umarmen sich, statt sich totzuschießen.«
    »Sie sind klüger als wir Weißen.« Corinna stellte den Becher ab. »Bei uns ist es möglich, daß Deutsche auf Deutsche schießen.«
    »Da weiß man wenigstens, woran man ist.« Thorwaldsen kletterte vom Sitz. Sein Sarkasmus war bitter. »Hier umarmen sie sich, fahren ab und schleichen sich in einem großen Bogen wieder heran, um sich dann umzubringen. Und wir sind mitten drin in diesem gesegneten Landstrich.« Er setzte sich, stemmte die Beine gegen das Armaturenbrett und hieb mit dem Messer zwei Löcher in eine andere Fruchtsaftdose. »Wie geht es Ihnen, Corinna?«
    »Gut.«
    »Wirklich?«
    »Ehrenwort. Ich habe kaum noch Schmerzen.«
    »Kaum ist nicht gut.«
    »Das Fieber ist weg. Morgen bin ich wieder ganz fit.«
    Thorwaldsen trank die Dose in langen Zügen leer. Dann begann er, den Verband Corinnas zu erneuern. In den Kisten Malangas war alles, was er dazu brauchte. Mullbinden, Zellstofflagen, Wundsalbe, Penicillinpuder, Schere, Leukoplast.
    Corinna hatte nicht übertrieben: Das Bein sah wesentlich besser aus als vor zwei Tagen. Die Wunde war geschlossen, die Schwellung kaum noch sichtbar. Die Entzündung, die das Gift hervorgerufen hatte, schien abzuklingen.
    »Fabelhaft!« sagte Thorwaldsen, als er die Wunde einpuderte. »Wenn er auch nur ein dreckiger Bantu ist – als Arzt hat er was in Old Europe gelernt. Jetzt kann ich es Ihnen ja sagen, Corinna: Als er die Bluttransfusionen machte und ich plötzlich Arzt spielen mußte, ging mir der Hintern auf Grundeis! Lieber drei Monate allein in der Wildnis von Kitepo, als noch einmal solche Handreichungen.«
    »Aber er hat mich damit gerettet, nicht wahr?«
    »Allerdings, das hat er. Ehrlich, Corinna: Ich gab keinen Kieselstein mehr für Sie.«
    »Und plötzlich läßt er uns allein, ist einfach weg … verstehen Sie das, Hendrik?« Corinna stützte sich auf den Ellbogen und sah zu, wie Thorwaldsen das Bein verband. »Er hat nichts gesagt? Keine Andeutung gemacht?«
    »Gar nichts! Wir trennten uns bei der Jagd, und weg war er. Wer weiß auch, was in solch einem Negerhirn vorgeht?«
    »Malanga war kein sogenannter Wilder mehr.« Corinna versuchte, aufzustehen und das Bein zu belasten. Es schmerzte

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