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In den Klauen des Tigers

In den Klauen des Tigers

Titel: In den Klauen des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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einzuholen, war zunichte.
Immerhin — bis jetzt schienen sie auf dem richtigen Wege zu sein.
    Spuren wie weggeworfenes Bonbonpapier
oder frische Orangenschalen bestätigten das. Wobei allerdings offenblieb, ob
der Abfall von den Mädchen stammte.
    Immer wieder gabelte sich der Weg. Man
konnte verrückt werden. Auch jetzt standen sie vor zwei Möglichkeiten. Links
oder rechts? Jedesmal hatten Wegweiser die Richtung zum Naturschutzpark
angezeigt. Hier hatte der Sturm das Schild heruntergerissen. Verrostet lag es
im Blaubeerkraut.
    „Wahrscheinlich rechts.“ Glockner blieb
stehen und wischte sich übers Gesicht. „Dort ist das Gras niedergetreten.“
    „Links aber auch.“
    Tarzan wies auf geknicktes Zittergras.
    „Verdammt! Was nun?“
    Sie waren ratlos. Dickicht umgab sie.
Am blauen Himmel kreisten Falken.
    Nur ein kurzes Stück konnte man in
beide Wege blicken. Dann bogen sie sich zur Kurve, und grüne Wände verstellten
die Sicht.
    Plötzlich hob Tarzan die Hand.
    „Moment mal! Ich höre Stimmen.“
    Jetzt hörte auch Glockner sie:
Mädchenstimmen, offenbar.
    „Das sind sie“, rief Tarzan. „Sie
kommen zurück.“
    Er wies auf den rechts verlaufenden
Weg.
    Nur wenige Meter mußten sie ihnen
entgegen gehen. Dann kam die Gruppe um die Kurve, angeführt von den
Schwimmtrainerinnen Lotte Weimar und Isabell Renke.

    Tarzan seufzte erleichtert. Glockner
fühlte sich, als wären Zentnerlasten von seinen Schultern genommen.
    Die Frauen blickten erstaunt. Hinter
ihnen marschierten die Mädchen im Gänsemarsch.
    Wo ist denn Gaby? dachte Tarzan. Und
Oskar? Ich sehe auch Inge nicht. Und ihr Man Eater?
    „Herr Glockner!“ rief Lotte Weimar
erstaunt.
    Man kannte sich.
    „Wie kommen Sie denn hierher?“ Isabell
Renke machte große Augen.
    „Wir sind auf der Suche nach Ihnen“,
erklärte der Kommissar. „Nicht nur wir. Polizei ist im Wald. Und ihr habt
sicherlich den Hubschrauber bemerkt. Auch der sucht. Um es kurz zu machen: Ein —
man kann sagen, geistesgestörter — Dompteur hat letzte Nacht bei den Singenden
Felsen einen Königstiger freigelassen. Er ist irgendwo im Wald. Und stellt eine
riesige Gefahr dar für jeden, der ihm begegnet. Das ganze Gebiet ist inzwischen
abgesperrt. Niemand kann mehr rein in den Wald. Aber das Problem war: Wie
kriegen wir euch raus — zumal wir euch nicht fanden.“
    Daß ein Dutzend weiblicher Wesen vor
Schreck sprachlos ist, kommt selten vor. Glockner und Tarzan erlebten es. Sie
sahen nur bleiche Gesichter um sich.
    Die Mädchen drängten sich zusammen.
Ängstliche Blicke richteten sich auf das Dickicht rechts und links.
    Tarzan behielt die Biegung im Auge.
    Wann kamen denn die Nachzügler endlich
— Gaby und Inge mit den beiden Hunden?
    „Bummelt meine Tochter?“ fragte Glockner.
    Lotte Weimar schluckte.
    „Wissen Sie, wir wollten zum
Naturschutzpark wandern. Sind aber umgekehrt vorhin, weil drei von uns fehlen:
Gaby, Inge Esting, Kathie Lorenz und die beiden Hunde. Sie hingen ein bißchen
zurück, haben dann wohl den Anschluß verloren, ohne daß wir was merkten, und
sind...ja, ich nehme an, sie sind falsch abgebogen.“
    Glockners eben noch erleichterte Miene
schien einzusinken.
    Verdammt, verdammt, verdammt! Tarzan
ballte die Fäuste. Geht denn alles schief? Und gestern dachte ich noch, das
würden langweilige Pfingstferien! Ein einziger Tiger bringt alles in Aufruhr.
    Er zeigte auf den zweiten Weg.
    „Bestimmt sind sie dort lang. Das Gras
ist frisch geknickt. An den anderen Abzweigungen hing der
Naturschutzpark-Wegweiser. Da ist ein Irrtum kaum möglich.“
    Glockner nickte. Dann blickten sie in
die Höhe.
    Das Schnattern des Hubschraubers hatten
sie schon vorher gehört, aber nicht beachtet.
    Jetzt hing er über ihnen wie ein
riesenhaftes Insekt am Sommerhimmel, zerspellte die Luft in nicht mal 100 Meter
Höhe und ging langsam noch niedriger.
    „Er hat uns entdeckt“, rief Tarzan. „Jetzt
sucht er einen Landeplatz.“
    „Dort vorn“, Lotte Weimar wies in die
Richtung, aus der sie gekommen waren, „ist eine Waldlichtung. Nur etwa 300
Meter entfernt.“
    „Sofort dort hin!“ gebot Glockner. „Sobald
der Hubschrauber gelandet ist, gehen alle an Bord. Tarzan und ich suchen dann
die drei Nachzügler.“
    Er brauchte die Mädchen nicht
anzutreiben. Sie liefen so rasch sie konnten, blieben aber dicht beieinander.
    Offenbar hatte der Hubschrauberpilot
die Lichtung entdeckt. Die Maschine setzte zur Landung an und verschwand jetzt
hinter den Wipfeln hoher Tannen.

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