In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
waren weich wie Pudding. Sie rutschte an der Wand nach unten, bis sie mit dem Hintern unsanft auf dem Fußboden landete. »Was ist das für ein Job?«
Connor lauschte weiterhin jedem Wort, ging vor Erin in die Hocke und legte seine warme Hand auf ihr Knie.
»Versprich mir, dass du nicht ausrasten wirst, weil es wirklich keine große Sache ist, darauf gebe ich dir mein Ehrenwort, okay?«
Erin versuchte zu schlucken, aber ihre Kehle war staubtrocken. »Versprochen.«
»Na ja, ich, äh, ich tanze. Es ist so ähnlich wie Striptease, aber eigentlich auch wieder nicht, weil ich …«
»Großer Gott, Cin!«
»Du hast es mir versprochen, Erin. Ich habe mich nur bis zu meinem Tanga ausgezogen, und es war auch nur auf Privatpartys, nicht in Clubs, und Billy war immer dabei, deshalb habe ich nie …«
»Partys? Mehrzahl?«
»Ja. Wir haben auf drei verschiedenen Junggesellenpartys getanzt, ich und noch ein anderes Mädchen. Jede von uns hat dafür sechshundert Dollar kassiert. Das ist einfach unheimlich viel Geld, und Billy meinte, es wäre okay, wenn ich meinen Tanga anbehalte, weil es Tasha nichts ausmacht, ganz nackt zu tanzen, außerdem hat Billy gedroht, jedem die Seele aus dem Leib zu prügeln, der eine von uns angrapscht. Deshalb ist es echt keine große Sache, verstehst du?«
Erins Stimme war nur noch ein tonloses Flüstern. »Süße. Sag mir nur eines: Bist du okay?«
Es trat Stille ein. »Ich weiß es nicht«, wisperte Cindy schließlich. »Es ist alles so bizarr. Gestern ging es mir gut. Vielleicht war ich auch einfach betrunken. Wir haben davor mit Billy gläserweise Southern Comfort gekippt, und das hat mich echt locker gemacht. Ich hab mich beim Tanzen toll gefühlt, fast wie eine Göttin. Es hat sich angefühlt, als ob mich die ganze Welt liebte. Aber heute … ich hab wirklich monstermäßige Kopfschmerzen, und alles ist so anders. Billy ist anders. Ich bin anders. Es ist total abgefahren.«
»Und du kannst ihm nicht einfach sagen, dass du nach Hause möchtest?«, fragte Erin. »Oder einfach aus der Tür spazieren?«
»Ich habe es versucht. Das habe ich wirklich. Aber Billy meinte, es sei zu spät. Er habe die ganzen Auftritte klargemacht, und jetzt könne ich mich nicht wie eine zickige, kindische Primadonna benehmen und ihn im Stich lassen, weil er, na ja, professionell arbeiten würde, deshalb müsse ich das auch tun und …« Die restlichen Worte wurden von Cindys Schluchzen erstickt.
»Cin«, sagte Erin verzweifelt. »Du musst unbedingt die Adresse herausfinden, damit ich kommen und dich dort rausholen kann.«
»Warte! Oh Gott! Das ist Billy auf der Treppe. Ich muss auflegen.«
Die Verbindung brach ab. Cindy war weg.
Erin schaute mit wildem Blick zu Connor hoch. »Was geht da vor sich? Ich weiß langsam nicht mehr, welchen Flächenbrand ich zuerst löschen soll! Was soll ich bloß tun?«
Connors Miene war grimmig. Er streckte ihr eine Hand entgegen. »Gib mir das Handy. Mal hören, was Sean für uns hat.«
Er wählte. »Hi. Und?« Für eine Minute lauschte er aufmerksam in den Hörer. »Ja. Wir haben gerade einen Anruf von ihr bekommen. Es ist ein übles Szenario. Sie ist in einem Haus, das sie nie zuvor gesehen hat und dessen Adresse sie nicht kennt, und der Wichser will sie nicht gehen lassen.« Er machte eine Pause. »Ja, verstanden. Jacey’s Diner. Wir werden in zwanzig Minuten dort sein.«
16
Connor betrachtete das schlecht beleuchtete, schmutzige Treppenhaus mit zunehmendem Missfallen. Dieses Gebäude war nicht gut genug für Erin. Sie war hier nicht sicher.
Bei ihm wäre sie besser aufgehoben.
Die Idee sprang ihm voll ausgereift in den Kopf und raubte ihm die Luft zum Atmen. Er hatte bisher ausschließlich für den Moment gelebt. Dies war das erste Mal, dass er es wagte, einen Gedanken an die Zukunft dieser Sache, die sie miteinander teilten, zu verschwenden – wenn auch nur für eine Sekunde. Er stieß die Eingangstür auf, sah sich misstrauisch nach allen Seiten um, registrierte alles und jeden in ihrer Nähe.
Er machte sich eine geistige Notiz, Seth anzurufen, um etwas wegen Erins Sicherheitsvorkehrungen zu unternehmen. Besser gesagt wegen des vollständigen Nichtvorhandenseins selbiger. Ebenso gut könnte sie ein Zelt auf einem Parkplatz aufschlagen.
Erin hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten, deshalb passte er sein Tempo ihrem an. Unter ihren Augen lagen kummervolle Schatten. Er wollte etwas Heldenhaftes und Eindrucksvolles tun, um diese Schatten zu vertreiben.
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