In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
hatte ihm eine Skizze zur Verfügung gestellt, die präzise zeigte, wie viel er von jedem einzelnen Finger abschneiden musste. Er hielt sich gewissenhaft daran. Ein Teil von ihm scheute nicht davor zurück, dem Komamann eine Kugel ins Gehirn und fünf weitere in die Brust zu jagen. Popp, popp, popp, popp, popp, popp . Dieser starke Teil von ihm drückte den Abzug. Der andere zog sich zurück wie eine Schnecke in ihr Haus.
Rolf sammelte die Finger ein und verstaute sie in einem Gefrierbeutel, den er eigens zu diesem Zweck mitgebracht hatte. Er steckte den Beutel in seine Jackentasche, anschließend holte er die kleine Flasche Brandbeschleuniger heraus und goss sie über den Leichnam.
Der schwierige Teil war geschafft. Nun ging’s ans Aufräumen.
Rolf fuhr seinen Leihwagen aus dem Versteck zwischen den Büschen und nahm sich den Transporter vor. Nicht ein Fitzelchen medizinischer Ausrüstung durfte in dem Auto zurückbleiben, andernfalls wäre der Auftrag nicht erfüllt. Nachdem er die Maschinen, Kisten und Medikamente in sein eigenes Fahrzeug verfrachtet hatte, unterzog er den Volvo mithilfe seiner Taschenlampe von innen und außen einer gründlichen Inspektion. Alles hübsch sauber. Er war hier fertig.
Nun kam der Teil, auf den er sich freute. Er parkte seinen Wagen in sicherer Entfernung, holte tief Luft und betätigte den Sprengzünder.
Das Haus flog in die Luft. Mit dumpfer Erleichterung beobachtete Rolf, wie sich die Explosion ausweitete, wie die brennenden Trümmerstücke wie in Zeitlupe herabfielen und die Flammen gen Himmel züngelten. Reinigendes Feuer.
Er fuhr zu der Klippe, die er am Tag zuvor ausgewählt hatte. Darunter wogte und brach sich die See. Er schleuderte das Sammelsurium, das er mitgenommen hatte, in die Tiefe. Den Gefrierbeutel warf er samt Inhalt hinterher.
Die Bedingungen des Vertrags waren erfüllt. Trotzdem stieg er nicht sofort in seinen Wagen und fuhr davon, wie er es hätte tun sollen. Stattdessen starrte er aufs Meer hinaus und dachte über das nach, was er getan hatte. Was immer ein Fehler war. Er war ein Mann der Tat, nicht der Reflexion.
Alles in allem war es gut, dass die Bezahlung so hoch war. Denn nach dieser Nacht war er bereit für einen langen Urlaub, irgendwo sehr weit weg. Der Himmel wurde schon hell, als Rolf endlich in sein Auto stieg und nach Marseille zurückfuhr.
19
Stunden später stand Erin vor nervöser Energie noch immer unter Strom. Es war ein langer, nervenaufreibender Abend gewesen. Ihre Mutter hatte darauf bestanden, Cindy in die Notaufnahme zu bringen, wo ein Arzt sie untersucht, mehrere forschende Fragen gestellt und sie am Ende mit so ziemlich dem gleichen Rat weggeschickt hatte, den Sable Erin gegeben hatte: Sorgen Sie dafür, dass sie viel Wasser trinkt, sich gründlich ausschläft, und halten Sie sie um Gottes willen von der Person fern, die sie in diesen Zustand versetzt hat. Und selbstverständlich hatte er eine Drogenberatung empfohlen.
Im elterlichen Schlafzimmer schliefen ihre Mutter und Cindy nun endlich. Barbara hatte Connor demonstrativ nicht dazu aufgefordert, im Gästezimmer zu übernachten. Er hatte den Wink verstanden und sich in sein Auto zurückgezogen. Erin lehnte die Stirn an ihr Zimmerfenster. Der kreisrunde Beschlag, den ihr Atem erzeugte, dehnte sich aus und zog sich zusammen, während sie den parkenden Cadillac betrachtete. Obwohl er aus dem Haus verbannt war, blieb Connor bei ihr, um ihren Schlaf zu bewachen. Wie dickköpfig und fürsorglich und süß er doch war! Allein der Gedanke an ihn weckte wieder dieses zärtliche Gefühl in ihr. Sie bezwang es, um nicht wieder in Tränen auszubrechen. Sie hatte den ganzen Abend im Chor mit Barbara und Cindy geweint. Sie hatte es satt. Ihr taten schon die Schluchzmuskeln weh.
Sie vermisste Connor. Sie wollte ihre Jeans anziehen, dann jedoch sah sie hinunter auf ihr hauchdünnes Sommernachthemd mit den gestickten Blumen. Sie dachte an seine Reaktion auf ihr ausladendes viktorianisches Nachthemd zurück. Hmm. Nun denn. Sie würde herausfinden, ob ihm die schlichtere Version ebenso gut gefiel. Niemand außer ihm war wach und würde sie sehen.
Sie schlich barfuß die Treppe hinunter, deaktivierte den Alarm und trat auf die vordere Veranda. Die kühle nächtliche Brise wehte den dünnen Stoff um ihre Schenkel. Schon über den dunklen Rasen hinweg spürte sie Connors Blick durch das Wagenfenster auf sich. Sie war sich ihrer Brustwarzen, die sich unter dem zarten Stoff abzeichneten,
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