In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
ernst wurde. Und sobald sie deine Hand gesehen hätte …« Ihre Stimme verstummte. Manchmal schätzte ihr Arbeitgeber Aufrichtigkeit. War er nicht in Stimmung, konnte diese sich als tödlicher Fehler erweisen.
»Du hast recht«, sagte er. »Wir sind an unseren geplanten Ablauf gebunden. Es wäre auch schade um die sorgfältige Vorbereitung. Sämtliche Details fügen sich gerade zusammen. Sogar ein paar, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Die Götter nehmen das Opfer an.«
»Ich glaube nicht an Götter«, erwiderte Tamara kühn. »Egal an welche.«
Er fixierte sie mit den Augen wie eine Schlange, die ein Beutetier hypnotisiert. Durchtrieben forschten sie unablässig nach Schwächen, nach Geheimnissen.
»Nein? Was für ein seltener Schatz du doch bist. Eine Frau, die sich vor nichts fürchtet. Nicht einmal vor der Furcht selbst.« Er zog ein Taschenmesser aus seiner Hose und ließ die Klinge aufschnappen. Er hob die funkelnde Spitze an ihren Kehlkopf und drückte zu. Wenn Tamara schluckte, würde sie die Haut durchbohren.
Federleicht glitt die Klinge nach unten. Das außergewöhnlich scharfe Messer durchtrennte geräuschlos den lapislazulifarbenen Satin ihres Kleides. Darunter war sie nackt, abgesehen von den langen, spitzenbesetzten schwarzen Strümpfen. Sie trug kein Höschen. Das tat sie nie. Aus Prinzip.
Sie schloss die Augen und verharrte regungslos, während die Klinge ihre Haut streichelte und ein Muster zeichnete, das an Buchstaben erinnerte, nur dass diese einer grotesk fremdartigen Schrift entstammten. Ein böser Zauber, um sie tiefer in seinen Bann zu ziehen.
Das Messer fuhr über ihre Brüste, dann hielt es über ihrem hämmernden Herzen inne, als würde es von seiner panischen Energie angezogen. Es wanderte tiefer, über die verletzliche Vertiefung in ihrem Bauch. Er bohrte die Spitze in ihren Nabel, aber sie wagte nicht, vor Schmerz zu keuchen. Ein einziger Atemzug, und es würde in ihre Eingeweide dringen.
Er führte das Messer tiefer, ließ es neckend über ihren Hüftknochen kreisen. Die Spitze bohrte sich in die Haut über der Oberschenkelarterie an ihrer Leiste. Dann strich die Klinge sachte über ihre Scham. »Öffne deine Beine, Tamara.« Seine Stimme war seidenweich.
Sie konnte sich nicht rühren. Sie war starr vor Entsetzen. Sie war zu weit gegangen, hatte ihre Chance verpasst, war über das Ziel hinausgeschossen, hatte versagt. Welch schmachvolles Ende! Und das ihr, die sie stets auf einen heldenhaften, ruhmreichen Tod gehofft hatte.
Das Licht im Zimmer wurde plötzlich heller. Der Bildschirm erwachte flackernd zum Leben. Erin war zu Hause. Die Vorstellung hatte begonnen.
Tamara deutete auf den Monitor. »Willst du nicht zusehen?«
Er klappte das Taschenmesser zu und steckte es ein. Ein Aufschub.
»Wir sehen zu, Tamara«, sagte er. »Und dann spielen wir.«
Sie bekam kaum mit, was auf dem Bildschirm passierte. Ihr ganzes Bewusstsein war auf seine verstümmelte Hand konzentriert, die auf ihrem nackten Oberschenkel wie Feuer brannte.
22
Erin stürzte durch die Eingangstür des Kinsdale Arms und in Richtung Treppe. Sie musste sich dieses teuflische Kleid vom Leib reißen und duschen, um das Gefühl abzuwaschen, durch Muellers Berührung beschmutzt worden zu sein. Erst danach konnte sie Connor anrufen und sich entschuldigen, weil sie ausgebüchst war. Sie musste anfangen, auf ihr Herz zu hören, ansonsten würde es in eine Million Stücke zerbrechen.
Connor saß im Treppenhaus und wartete auf sie.
Erschrocken taumelte Erin zurück, als sie ihn bemerkte. Ihre Handtasche, ihre Schuhe, ihre Kleidung fielen zu Boden. Sie schwankte und musste sich an der Wand abstützen. Plötzlich war sie sich ihrer aus dem Mieder quellenden Brüste und ihres von Tränen verschmierten Augen-Make-ups schrecklich bewusst.
»Connor?«, wisperte sie.
Mit hartem Blick musterte er sie von Kopf bis Fuß. »Sieh mal einer an«, sagte er mit gefährlich leiser Stimme. »Da hat sich aber jemand rausgeputzt.«
»Connor, ich …«
»Lass dich ansehen, Baby.« Er stand auf und blieb drohend über ihr stehen. »Kein Büstenhalter. Und ich hab dich nie zuvor geschminkt gesehen, zumindest nicht auf diese Weise. Es verändert deine gesamte Optik. Wow. Was für eine wilde Frau.«
Sein tödlich ruhiger Ton bewirkte, dass sie sich am liebsten in der Wand verkrochen hätte. Sie hatte ihn schon wütend erlebt, aber noch nie so außer sich. »Connor, ich war auf dem Weg zu …«
»Was sagt mir dieser neue
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