In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
Tonia Vasquez, die je für uns gearbeitet hat, ging damals auf die sechzig zu. Sehr nette Frau. Das mit dem Mitarbeiterstatus ist merkwürdig. Muss ein Fehler im System sein. Ich frage mich, ob sie noch immer Gehaltsschecks bekommt. Das wäre echt der Hammer. Ich muss sofort in der Buchhaltung anrufen und es überprüfen.«
»Ja, natürlich«, murmelte Connor.
Irgendwie schaffte er es, beiden die Hand zu schütteln und sich für ihre Hilfe zu bedanken, bevor er mit puddingweichen Knien den Flur hinunterstolperte. Er hatte sein Netz ausgeworfen, doch anstelle von kleinen Fischen hatte sich ein aus der Tiefe auftauchendes Seeungeheuer darin verfangen. Und Erin hatte ausgerechnet Tonia gewählt, damit sie sie zu Muellers Schlupfwinkel begleitete. Nein, Novaks Schlupfwinkel. Er war jetzt davon überzeugt. Ihm blieb nicht die Zeit, sich den Luxus von Selbstzweifeln zu gestatten. Erins Leben stand auf dem Spiel.
Connor ignorierte den langsamen Fahrstuhl und nahm stattdessen die Treppe. Dabei durchwühlte er die Taschen nach seinem Handy, aber es war nicht da.
Na klar! Er hatte Erin das Telefon gegeben, sie hatte es ausgeschaltet, und er wusste nicht, wo sie war. Wieder mal. Gott, es war wie in einem schlechten Film.
Im Treppenhaus entdeckte er ein Münztelefon. Er kramte ein paar Münzen heraus und warf sie mit zitternden Fingern ein. Wider besseres Wissen versuchte er es als Erstes bei Erin. Natürlich vergeblich. Er war der letzte Mensch auf der Welt, mit dem sie sprechen wollte.
Aber sie hatte ihn während seines Komas besucht. An jedem gottverfluchten Tag.
Er schob den Gedanken beiseite, sparte ihn sich für später auf. Jetzt war keine Zeit, sich mit herzzerreißenden Wahrheiten auseinanderzusetzen. Er rief Seth an.
»Wer spricht da?«, bellte Seth.
»Ich bin’s, Connor. Hör zu, Seth, ich habe einen Notfall …«
»Warum ist dein Handy ausgeschaltet? Und warum rufst du mich von einem Festnetzanschluss an? Ich kann dich im Festnetz nicht verschlüsseln!«
»Ich habe dafür jetzt keine Zeit, Seth. Du musst mir zuhören. Novak ist nicht tot.«
Seth verstummte für einen Moment. »Äh … soweit ich weiß, wurde es offiziell bestätigt«, meinte er verhalten. »Wie kommst du darauf?«
»Erins beste Freundin, Tonia Vasquez, hat sich während meiner Komazeit in der Klinik als Krankenschwester ausgegeben. Allem Anschein nach hat sie den Dienstausweis einer echten Schwester benutzt, die vor drei Jahren in Rente ging. Ich bin gerade in der Klinik und habe es eben erst herausgefunden.«
Seth ließ ein Grunzen hören. »Okay. Na schön. Ich kauf es dir ab. Lieber mache ich mit dir wieder Jagd auf Novak, als dich für verrückt erklären zu müssen. Hast du einen Plan?«
»Nein«, sagte Connor verzweifelt. »Ich weiß nicht, wo Erin steckt. Sie ist heute zum Haus dieses millionenschweren Kunstsammlers gefahren. Dieser Mueller ist Novak. Darauf würde ich mein Leben verwetten. Und ich hatte keine Gelegenheit, ihre Sachen zu verwanzen.«
»Hm. Tja, ich habe auch eine Information für dich. Erinnerst du dich, als du mich gebeten hast, die Wohnung deiner Freundin zu überprüfen?«
»Sie ist nicht mehr meine Freundin.«
Es entstand eine unbehagliche Pause, bevor Seth erwiderte: »Oje … das ist übel. Jedenfalls wollte ich gerade aus dem Apartment verschwinden, als ich etwas wirklich Merkwürdiges entdeckte.«
»Ich habe keine Zeit für diesen Mist, Seth!«
»Hab Geduld! Es ist wichtig.« Seths Stimme war hart. »Hinter der Wandverkleidung war eine Videokamera installiert. Aufgerüstet mit einem Funksender mit kurzer Reichweite. Vermutlich befinden sich Empfänger und Aufnahmegerät im selben Gebäude. Die Technik ist plump. Sieht nach Marke Eigenbau aus.«
Connor schluckte schwer. »Heilige Scheiße! Das ist echt bizarr.«
»Oh, zum bizarren Teil bin ich noch gar nicht gekommen. Diese Videokamera … du weißt nichts davon, oder, Con?«
»Wovon zum Henker sprichst du? Warum sollte ich davon wissen? Was ist mit der verfluchten Kamera? Spuck es schon aus, Seth!«
»Es ist deine. Ich habe sie Davy verkauft, und er hat sie an dich weitergegeben. Es ist dieselbe, die bei dem Einbruch in dein Haus vor einigen Monaten gestohlen wurde. Ich weiß, dass es deine ist, weil ich sie markiert hatte.«
Connor suchte nach einer freien Stelle in seinem Kopf, wo er diese Information abspeichern konnte. Sein Gehirn verweigerte die Annahme. »Hä?«
»Verheimlichst du mir etwas, Con?«
In Seths Stimme klang ein kalter,
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