In Den Schatten Lauert Der Tod -1-
»Hallo, McCloud! Wie ich höre, amüsieren Sie sich gerade. Sehr weise. Wer weiß schon, was der Morgen bringt.«
»Wer ist da?«, wiederholte er.
»Sie wissen, wer ich bin«, antwortete der Mann. »Sie kennen meine Stimme, oder etwa nicht?«
Erin knipste das Licht an, ehe Connor sie daran hindern konnte. Er wandte das Gesicht ab. Er wollte nicht, dass sie die Angst darin bemerkte. »Was wollen Sie?«
Wieder erklang dieses scheußliche theatralische Gackern. »Sie wissen, was ich will, McCloud. Sie haben etwas, das mir gehört. Ich will es zurück.«
»Wo sind Sie?«, fragte er, weil ihm nichts Besseres einfiel.
Klick . Die Verbindung brach ab.
Connor ließ den Hörer aufs Bett fallen. Erin berührte sacht seine Schulter, aber er zuckte zurück, als hätte er einen Stormschlag bekommen.
»Wer war das?«, murmelte sie.
»Novak.«
Ihre Hand sank nach unten. »Das ist unmöglich.«
»Ich weiß«, knurrte er. »Trotzdem war er es. Ich kenne seine Stimme.«
»Aber wie … wer wusste denn, dass wir hierherkommen würden?«
»Niemand. Noch nicht mal meine Brüder.«
Er drückte auf die Gabel, dann rief er die Rezeption an. Es klingelte sechsmal, bevor eine schlaftrunkene junge männliche Stimme erklang. »Äh … Crow’s Nest Inn, guten Abend, kann ich Ihnen helfen?«
»Haben Sie gerade einen Anruf nach Zimmer 404 durchgestellt?«
Der Junge gähnte. »Hmm … nun, ich habe geschlafen, also Nein. Es sind schon seit kurz vor Mitternacht keine Anrufe mehr eingegangen.«
»Könnte der Anruf an ein automatisiertes Voice-Mail-System gegangen sein?«
»Nein, Sir, über so etwas verfügen wir nicht.« Der junge Mann wurde allmählich wach, und in seiner Stimme schwang ein scharfer, defensiver Unterton mit. »Falls jemand Sie angerufen hat, müsste dies hotelintern erfolgt sein. Von Zimmer zu Zimmer.«
Connor wäre das Blut in den Adern gefroren, hätte es den Gefrierpunkt nicht schon längst unterschritten gehabt. »Haben Sie irgendeinem der anderen Gäste unsere Zimmernummer genannt?«
»Natürlich nicht!« Die Stimme des Jungen war schrill vor Entrüstung. »So etwas ist nicht erlaubt. Wir stellen Anrufe durch, würden aber niemals eine Zimmernummer herausgeben!«
Es war unklug von ihm, den Kerl zu verprellen, aber er war zu geschockt, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen. »Dann brauche ich eine Liste aller Hotelgäste. Und zwar jetzt gleich.«
»Das muss ich erst mit dem Manager besprechen. Ich bin dazu nicht befugt.«
»Dann holen Sie ihn«, befahl Connor. »Sofort!«
»Geht leider nicht«, erklärte der Junge triumphierend. »Er kommt erst morgens um neun zur Arbeit, außerdem …«
Connor knallte den Hörer auf. Nur Erins vor Sorge geweitete Augen hinderten ihn daran, das verfluchte Ding an die Wand zu schmettern.
Er stand kurz davor, die Kontrolle zu verlieren, und Erin, die ihn anstarrte und dabei ihre Brüste mit dem Laken bedeckte, wusste es. Sie hatte Angst um ihn. Oder, schlimmer noch, vor ihm. Er schlug die Hände vors Gesicht und suchte fieberhaft nach einem Plan. Er spielte mit dem Gedanken, Nick anzurufen, nur wusste er, wie das ausgehen würde. Selbst wenn Nick ihm glauben würde, was zweifelhaft war, und es ihm gelingen sollte, relativ schnell jemanden mit einem Durchsuchungsbefehl herzuschicken, um das Hotel zu checken, würde Novak es ihnen niemals so einfach machen. Am Ende würde Connor wie ein paranoider Volltrottel dastehen, und alles wäre noch schlimmer. Und Erin würde sich mit diesem Arschloch von Mueller treffen. Allein.
Sie haben etwas, das mir gehört . Connor erschauderte.
Erin krabbelte über das Bett, schmiegte sich von hinten an ihn und hüllte ihn mit ihrer weichen, tröstenden Wärme ein. »Novak kann unmöglich wissen, dass wir hier sind.«
»Ich habe ihn gehört, Erin«, erinnerte er sie verbittert. »Ich kenne die Stimme dieses Schweins.«
»Stimmen können trügen, besonders am Telefon«, beharrte sie. »Hat er gesagt, wer er ist? Hat er tatsächlich gesagt, dass sein Name Kurt Novak sei?«
Er ließ sich das kurze Gespräch noch mal durch den Kopf gehen. »Nein«, räumte er widerwillig ein. »Aber er hat mich mit meinem Namen angesprochen.«
»Hmmm. Und was hat er sonst noch gesagt?«
»Er sagte: ›Sie wissen, wer ich bin.‹ Und dann noch, dass ich etwas hätte, das ihm gehöre und das er zurückhaben will. Ich nehme an, er meinte dich. Dann hat er aufgelegt.«
»Trotzdem hat er nicht gesagt, wer er ist«, wiederholte sie.
»Erin, Herrgott noch mal
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