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In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

Titel: In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ales Pickar
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wird Zeit, dass unsere etwas exzentrische Beziehung ein Ende findet.«
    Etwas Derartiges sagt er zu mir, schwülstig und pathetisch, während er aus dem Dunkel tritt. Er trägt wieder einmal seinen karminroten Tweed und einen hohen Zylinder. Seine Stimme ist hoch und knabenhaft, fast wie im Stimmbruch. Ich versuche mit den Augen den Schatten, den seine Hutkrempe auf sein Gesicht wirft, zu durchzudringen. In der einen Hand hält er einen Revolver, in der anderen einen modischen Elfenbeinstock. Ich bin ihm näher, als jemals zuvor.
    »Gebt ihm sein Liebchen wieder«, ruft Stagnatti über seine Schulter, ohne mich aus den Augen zu lassen. Zwei Männer drängen sich an ihm vorbei und werfen einen nackten Frauenleib auf den Boden, direkt zu meinen Füßen. Es ist jemand, den ich kenne. Zumindest in meinem Hyper-Albtraum fühlt es sich so an. Damian Stagnattis Gestalt wird plötzlich verschwommen. Nur die Stimme bleibt messerscharf.
    »Ich denke, wenn es nicht wehtut, ist es nicht wirklich wahr«, ruft Stagnatti gutgelaunt. »Es ist vorbei, Locartes. Und ich kann nicht sagen, es wäre ohne Faszinosum und Amüsement gewesen, Ihnen bei Ihrer geistreichen Spurensuche zugesehen zu haben. Doch alles Spannende muss mal zum Finale kommen.«
    »Ich werde Sie immer jagen! Und jeden, der so ist wie Sie«, stammle ich ihm entgegen. Doch ich rechne nicht damit, auf ihn großen Eindruck zu machen. »Nicht einmal der Tod wird mich aufhalten.«
    »Es fehlt Ihnen etwas, um diese Drohung zu erfüllen, mon ami«, erwidert Stagnatti.
    Ich schließe die Augen und öffne sie wieder, um die Tränen herauszulassen.
    Dann plötzlich ertönt ein Donnern, das durch den schmutzigen Kanal rast, gefolgt von Flammen und einem Hitzestoß, der im selben Moment allen Schweiß und alle Tränen in meinem Gesicht trocknet. Für den Bruchteil eines Augenblicks sehe ich ihn, während das Feuer sein Gesicht erhellt.

3.06 Körperlichkeit

    Apythia hatte es mit mir, dem Grünschnabel gut gemeint. Kein Sprung beiseite vor der nahenden Gefahr war nötig. Im Gegenteil. Ich stand auf einer Kiste in einem schmutzigen Keller. In der Ecke brannte etwas Feuer in einem Fass aus Blech. Etwas drückte mich am Adamsapfel und hinter den Ohren. Ich stand auf meinen Zehen und konnte mich nicht richtig hinstellen. Mit meinen Händen tastete ich an meinen Hals und zog dann langsam den Kopf aus der Schlinge. Genauer genommen war es ein dickes schwarzes Stromkabel, das an der Decke an einem Rohr befestigt war.
    Mein Geist wurde durchflutet von fremden Erinnerungen, die sich zuerst überschlugen und dann um so schneller verblassten, wie Worte, die jemand in den nassen Strandsand geschrieben hatte.
    Ich stieg von der Holzkiste und blickte zurück zu dem dunklen, modernen Strick. Es schauderte mich ein wenig. Zugleich war ich erleichtert, dass der Wiedereintritt für mich so einfach verlief. Ich sah mich um. Auf einer großen Kiste stand eine offene Flasche mit Rum. Das musste mein Inventar sein. Ich nahm sie und schraubte den Verschluss zu. Ich steckte in einem langen Mantel mit großen ausgebeulten Taschen. Dorthin beförderte ich die halbleere Flasche und begann mit der Inspizierung meiner Habseligkeiten. Das Resultat war erbärmlich. Ein altes Feuerzeug. Ein paar Stoffknäuel. Etwas Tabak, gewickelt in Zeitungspapier. Ich fand auch drei Münzen einer Währung, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Ich leuchtete mit der kleinen Flamme des Feuerzeugs darüber, um festzustellen, dass die Münzen griechisch beschriftet waren. Ich war nicht sehr erfahren mit griechischen Buchstaben und kannte nur einige auswendig. Doch genug um nach einer Weile die Beschriftung »« zu entziffern. Auf den kleineren Münzen stand 20 oder 50 »«.
    »Euro«, dachte ich. Es gab dazu seinerzeit genug Plakate in diversen Banken. Doch nun schien es bereits Realität zu sein. Warum ich nun griechische Euro-Münzen in der Tasche hatte und ob sie hier etwas wert waren, konnte ich nicht sagen. Ich stutzte. Vielleicht war ich in Griechenland. Um das genau zu wissen, musste ich hier raus.
    Ich fuhr mit den Händen über mein Gesicht. Meine Haare waren recht lang und das Gesicht zugewuchert. Ich trug einen Vollbart. Und ich stank bestialisch. Ich war der am übelsten riechende Mensch im Umkreis von zehn Lichtjahren. Nur eine Leiche, in einem heißen Sommermonat zwei Wochen unbemerkt, konnte das überbieten. Entsetzt starrte ich auf meine Hände. Sie waren schmutzig, vernarbt, und die Fingernägel sahen aus wie

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