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In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

Titel: In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ales Pickar
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wohin gehört. Als wir die Verwüstung sahen, haben wir sofort die Gendarmerie benachrichtigt. Und die sagten uns, dass Sie vor Ort sind und wir nichts anfassen sollen...«
    »Schon gut. Schicken Sie jemanden ins Dorf, der herausfinden soll, wie viele Kinder das Ehepaar hatte.«
    Wir gehen zurück in den Hof. Es beginnt zu regnen. Ich blicke zum Himmel. Er ist rot. Was blau sein sollte, hat eine karminrote Färbung, während die dichten Wolken beinahe schwarz sind. Die Tropfen schlagen gegen mein Gesicht und auf meinen Handrücken. Es ist Blut.

2.10 Peripeteia

    Mein Geist wollte mich hochreißen, doch der Körper war zu schwach, um zu folgen. Immerhin wurde ich wach. Ich spürte noch die warmen Tropfen des blutroten Regens auf meinem Gesicht. Doch es war nur Schweiß.
    »Ich bin Dr. Bondy«, sagte der Arzt sanft. »Wie fühlen Sie sich?«
    Ich schwieg und gab nur ein kurzes Krächzen von mir. Meine Augen wanderten durch den Raum. Wäre ich Set-Designer beim Film und müsste ein Krankenzimmer für Privatpatienten entwerfen, es würde genauso aussehen. Weiße Wände. Möbel aus hellem Buchenholz. Optimistische Blumen. Zeichnungen von Kindern an den Wänden. Ein Fernseher und sandfarbene Lamellenvorhänge vor dem Fenster. Nicht zu viel Chrom.
    Ich lauschte dem meditativ gleichmäßigen Signalen des EKG und drehte meinen Kopf ein wenig, um festzustellen, dass ich umgeben bin von Geräten und Monitoren, umgeben von einer Menge elektronischer Aufmerksamkeit.
    Mein Arzt war geübt im Überbringen schlechter Nachrichten. Er blickte mir direkt in die Augen und spielte weder den kalten Wissenschaftler, noch den zu empathischen, mitfühlenden Freund. Er hatte sich auf meine Fragen wohl gut vorbereitet und trug vorsorglich einen ganzen Stapel Befunde und Röntgenbilder bei sich. Erst jetzt bemerkte ich, dass ein weiterer unbekannter Mann im Zimmer war und schweigend in der Ecke des Raums saß.
    »Sie sind im Krankenhaus, auf einer Intensivstation«, erklärte Dr. Bondy. »Sie hatten einen sehr schweren Unfall.«
    Mein Mund war trocken und meine Zunge fühlte sich wie Leder an. Langsam wurde mir auch klar, dass hinter meiner Stirn rücksichtslose Kopfschmerzen hämmerten.
    »Sie haben sich sehr ernsthaft an der Wirbelsäule verletzt«, fuhr der Arzt fort.
    Ich wusste, was er mir sagen wollte.
    Zaghaft bewegte ich die Arme — sie reagierten. Ich bewegte meine Beine — sie reagierten nicht. Ich wand meinen Kopf zum Fenster. Man konnte dort gerade noch die äußersten Äste eines Baums sehen. Sie schwangen leicht im Wind.
    »...ich habe sie aber erst mal weggeschickt...«, hörte ich Dr. Bondy sagen.
    »Was...?« Ich blickte ihn wieder an, da seine letzten Worte irgendwie keinen Sinn ergeben.
    Der Arzt hielt inne und wiederholt geduldig.
    »Die Polizei«, meinte er. »Sie wollen Ihnen Fragen stellen, bezüglich der Gasleitung und der... Der Explosion. Aber es ist natürlich in meiner Macht, sie daran eine Weile zu hindern. Ich habe sie aber erst mal weggeschickt. Vor Übermorgen kommt die Polizei nicht wieder. Ich möchte, dass Sie sich erst mal ausruhen...«
    »Ist...« Ich schlucke schwer und sehe mich nach einem Glas Wasser um. Es steht in der Tat eines neben meinem Bett. Ich greife danach. Es fällt mir schwer, doch dann trinke ich einige Schlücke. Ich schaffe es gerade noch, das Glas zurückzustellen, denn mittlerweile füllen sich meine Augen mit Tränen. Der Arzt setzt schon an, mir zu helfen, lehnt sich dann aber wieder zurück.
    »Ist es irgendwie... operierbar...?«
    Er schüttelt den Kopf, ohne den Augenkontakt mit mir zu verlieren. »Sie haben ein spinales Trauma erlitten. Eine solche Fraktur der Wirbelsäule, verbunden mit der Beschädigung des Rückenmarks, ist leider nicht reparabel. Sie haben keine motorischen Funktionen unterhalb der Verletzung.« Er ließ mir einige Augenblicke Zeit, bevor er fortfuhr. »Das sind die Fakten. Wir werden mit Ihnen an verschiedenen Therapien arbeiten, um die eingeschränkte Gebrauchsmotorik Ihres linken Arms in Schwung zu bringen...« Er deutete auf den Gipsverband meines linken Arms und räusperte sich. »Und Ihnen in jeder Hinsicht weiterzuhelfen.«
    Ich blickte an die Decke. Mein Gehirn suchte verzweifelt nach Gleichgewicht, doch die Gedanken überschlugen sich. Mit dem freien Handgelenk wischte ich mir die Tränen weg und biss mich auf die Unterlippe.
    »Was ist hier los? Ich weiß nicht was passiert ist...« Meine Stimme zitterte.
    Dr. Bondy nickte verständnisvoll. »Es gab

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