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In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition)

Titel: In den Spiegeln (Teil 1, 2 & 3) - Die dunkle Stadt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ales Pickar
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cholerisch und mit Schaum vor dem Mund anbellen. Der Bauernhof ist groß und einsam. Doch bald stehe ich wieder vor dem Mädchen, schwer keuchend und frierend. Ich will mich wieder anziehen. Das Mädchen hält mich an und reicht mir den Teller. Diesmal zieht sie die Hand nicht zurück. Ich greife nach dem Streuselkuchen und beiße ein großes Stück ab. Als ich von dem Teller hochblicke, sehe ich, wie das Mädchen meine Kleidung in einem großen Knäuel in das Gehege der Hunde wirft. Meine Augen füllen sich mit Wasser. Ich hatte mich gefreut, endlich Kuchen zu essen. Das Essen der besseren Leute zu kosten. Doch während mir der herrliche süße Geschmack den Rachen verstopft, fühle ich mich betrogen und verloren.
    »Sie schauen drein, als wären Sie nicht zum ersten Mal hier«, sagt der Mann neben mir.
    Ich stehe auf dem verwahrlosten Hof und starre in jene Ecke, in der sich vor vielen Jahren das Hundegehege befand. Nun liegen lediglich einige zersplitterte Bretter dort.
    »Das ist eine Ewigkeit her.« Ich blicke kurz auf die Uhr in meiner Westentasche. »In einer Stunde nehme ich den Zug nach München. Außerdem wird es bald regnen. Verlieren wir also keine Zeit, Hauptmann.«
    Wir betreten die Küche. Der Boden ist bedeckt mit Glas- und Porzellanscherben. Zwei Tote. Ich lasse meine Augen durch den Raum wandern.
    »Lassen Sie auch in die anderen Stuben niemanden hinein«, flüstere ich. Ich betrachte die Leichen zwischen den Trümmern und versuche aus den Spuren herauszulesen, was zuerst und was zuletzt geschah.
    Eines der verzierten Regale, das verzierte Teller und Schalen trug, wurde herausgerissen und fortgeschleudert. Die blassen Konturen des Regals sind noch immer an der Wand zu sehen, da der Farbanstrich an dieser Stelle langsamer alterte, als der Rest des Zimmers. Durch die beiden herausstehenden Regalhaken wurde ein Seil durchgezogen. In der Schlinge in der Mitte des Seils steckt der Kopf des Mannes. Noch immer hängt seine Leiche dort, die Hände am Rücken gefesselt, mit zusammengebundenen Beinen und weitaufgerissenen, herausquellenden Augen, die auf die tote Frau auf dem Esstisch starren.
    »Er wurde mit Salz vergiftet«, sage ich — mehr zu mir, als zu dem Soldat.
    Ich blickte nachdenklich auf den Küchenboden, wo sich Porzellanscherben, Mehl, Salz und trockenes Blut zu einem avantgardistischen Brei vermengten.
    »Wie kann man jemanden mit Salz vergiften?« ruft der Hauptmann von der Tür.
    »Alles ist Gift. Gift ist eine Frage der Dosis. Führen Sie einem Menschen ein dreiviertel Pfund Salz zu und er stirbt vor Ihren Augen.«
    Ich wende mich der Frau zu.
    »Sein Blutdruck muss ungeheuerlich gewesen sein«, sage ich und werde dem Soldat einen kurzen Blick zu. Er starrt noch immer ungläubig auf die Leiche an der Wand.
    Ich erkenne sie sofort. Ich sehe noch immer das boshafte Mädchen in diesen starren, ausgetrockneten Augen. Sie hat keine Fesseln an den Handgelenken und auch keine Spuren, die auf Seile oder Riemen hinweisen. Ihre Kleidung ist zerfetzt, eher nicht mehr vorhanden, als hätte ein riesiges Tier mit Krallen auf ihr gewütet. Ich komme nicht umhin, an die Kratzer zu denken, die mir damals ihre Hunde zufügten.
    Er muss das wissen. Wie ungeheuer wäre der Zufall? Stagnatti verhöhnt mich mit seinem Geschenk.
    Zwischen den Lippen der Frau liegt eine dünne Kette. Ich nehme sie vorsichtig zwischen die Finger. Es ist Gold. Langsam ziehe ich an ihr, behutsam, da ich nicht möchte, dass sie reißt. Es gelingt nur mit Mühe, da der Mund der Frau verschlossen ist. Ein Christuskreuz kommt zum Vorschein.
    »Ja, um Gottes Willen!« ruft der Soldat beim Anblick des Kreuzes aus.
    »Es ist nur ein Kreuz«, erwidere ich.
    »Ich habe bei Königgrätz viel Tod gesehen und seltsame Dinge auch«, flüsterte er und deutete auf den toten Mann. »Aber nichts derart befremdliches.«
    Es war sicher nicht einfach, dem Ehemann das Salz in den Rachen zu stopfen, ohne dass er es immer wieder erbrach. Wie hat Stagnatti es gemacht? Wie brachte er die Frau dazu, stillzuhalten, während er den Mann folterte? War sie so gelähmt vor Angst, dass es unnötig war, sie zu fesseln?
    Ich gleite mit meinen Fingerspitzen über die sanften Rillen am Bauch der Frau. Vermutlich war es wegen der Kinder. Er hatte sie in der Hand.
    »Hat man die Kinder gefunden?« frage ich den Hauptmann.
    »Kinder? Gab es hier Kinder?«
    Er zuckt mit den Achseln. »Die Räume oben sind alle geplündert und durchgewühlt worden. Man erkennt kaum, was

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