In der Arena von Antares
Aber ich war sicher, daß Seg dieses Problem gelöst hätte.
Ich schob Tilly von meinem Schoß. In diesem Augenblick stolzierte Nath der Waffenschwinger in den Raum. Er schien bester Laune zu sein.
»Ich habe drei neue Angebote bekommen, Schwertkämpfer Drak. Eins von dem pickligen Dummkopf Kov von Manchifwell.«
»Du hast natürlich zugesagt.«
Ich mußte Nath den Waffenschwinger in dem Glauben wiegen, daß alles ganz normal weiterginge. Ein großer Teil seines Einkommens entstammte solchen Sonderkämpfen. Andere berühmte Kaidurs begannen ihre Leistungen bereits an den Taten zu messen, die von Drak dem Schwertkämpfer vollbracht wurden. Mit Tränen in den Augen hatte Nath mir versprochen, mich zum größten Kaidur von ganz Hyrklana, nein, von ganz Hamal zu machen.
Die Roten, die zur Ehre des roten Drang kämpften, erlebten einen ungeahnten Aufschwung. Naghan die Mücke war noch am Leben und wurde auf meine Bitte hin nicht mehr als Kaidur in der Arena eingesetzt, sondern diente uns als Waffenschmied. Seine Muskeln ließen sich besser zum Zurechthämmern von Rüstungsteilen verwenden als im Kampf. Cleitar Adria lebte ebenfalls noch und erwarb sich einen Ruf eigener Art. In den von Nath geführten Unterkünften gab es noch eine Anzahl Kaidurs, die als berühmter galten als ich; aber das machte mir nichts aus. Ich kämpfte nur ums Überleben. Aber das ist nicht ganz ehrlich gesprochen, wie Sie sicher wissen; oft ist ein Kampf auch etwas mehr für mich.
»Wir haben fünfzig neue Coys bekommen«, meldete Nath. »Grünschnäbel vom ersten bis zum letzten!«
Ich seufzte. Wir brauchten Rekruten, denn die Roten kämpften manchen ungleichen Kampf in der Arena. Aber mir mißfiel die Art und Weise, wie wir unsere Coys erwarben. Wer immer der Königin oder einem ihrer Edelleute unangenehm auffiel, konnte abgeführt werden, um im Jikhorkdun als Opfer zu dienen. Die Menschen, in deren Gesellschaft ich gefangengenommen worden war, hatten gerade eine Versammlung beendet, in der die Möglichkeit eines Sturzes der Königin diskutiert worden war. Sie war von teuflischer Bösheit, darin waren sich alle einig. Ihr Mann, der König, war ein Schwächling, eine bloße Galionsfigur. Seine Frau, die hochmütige Königin Fahia, war die Zwillingsschwester von Prinzessin Lilah, die ich vor den Menschenjägern in Faol gerettet hatte.
Schon oft hatte ich die Königin in ihrer prachtvollen Loge im Schatten der königlichen Baldachine sitzen sehen, flankiert von Blumen und zahlreichen Bannern. Sie pflegte das Kinn auf die Faust zu stützen und starr und stumm zuzusehen, wie Menschen und Tiere und Tiermenschen und Menschentiere aufeinander einhackten und in Bächen von Blut ihr Leben aushauchten – zu ihrem Vergnügen.
Kein einzigesmal hatte ich Prinzessin Lilah zu Gesicht bekommen. Sobald ich in der Arena einen Augenblick Zeit hatte, hatte ich die Logen und Sitzreihen der Aristokratie abgesucht und nach ihrem schönen Gesicht und goldenen Haar Ausschau gehalten. Ich hatte mich diskret erkundigt, doch niemand schien Bescheid zu wissen. Langsam festigte sich in mir die traurige Gewißheit, daß sie die Flucht auf dem Rücken des Fluttrells gar nicht geschafft hatte oder vielleicht havilfarischen Sklavenhäschern zum Opfer gefallen war.
»Was die Coys angeht«, sagte ich zu Nath, »kannst du sie nicht vor den Zwängen der Arena abschirmen? Indem du sie ein bißchen besser ausbildest?«
Er schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, Schwertkämpfer Drak. Ich wäre dir ja gern zu Gefallen, bei Kaidun! Aber es geht leider nicht. Wir Roten müssen unsere Pflichten wahrnehmen. Trotz der großen Leistungen von dir und den anderen großen Kaidurs erheben die Gelben bereits den Anspruch, ihr diamantener Zhantil nehme unter den vier Mannschaften den ersten Rang ein.«
»Die Gelben haben in letzter Zeit sehr gut abgeschnitten.«
Tilly schenkte meinem Gast gerade einen Kelch Wein ein, als Cleitar Adria den Raum betrat.
Ich freute mich über seinen Besuch, denn er hatte immer etwas Neues zu erzählen. Wir waren Gefangene, doch wir lebten in herrlich vergoldeten Käfigen. Unter uns mühte sich die große Zahl der Coys und einfachen Kaidurs in ihren Baracken und Zellen. Uns dagegen war es vergönnt, wenigstens die Sonnen zu sehen und uns zwischendurch von dem üblen Gestank der Arena in schöner Gesellschaft zu erholen.
»Ich kämpfe heute zweimal, Drak.« Cleitar leerte seinen Krug. Seine Zöpfe waren hochgebunden, und er trug eine vergoldete Rüstung,
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