In der Arena von Antares
Migla, denn der seltsame Regen machte mir noch immer zu schaffen.
Wie gesagt, ich hatte meine Haare in den letzten Wochen wachsen lassen. Als Tilly nun ihren Haarschnitt beendete, lehnte sie sich zurück, ringelte den Schwanz ein und sagte: »Beim buschigen Schweif der Frivolen Freemiff! Du siehst nun ganz anders aus, Herr!«
Sie wußte genau, daß ich es nicht mochte, wenn sie mich Herr nannte. Schließlich waren wir beide Sklaven in diesem Land. Ich runzelte die Stirn, woraufhin sie die katzengleichen Augen öffnete und ihren goldenen Schwanz herumzucken ließ.
Ich schickte sie nach nebenan in ihr Bett, in dem sie vor anderen Kaidurs, die liebeshungrig in unserem Teil des Gebäudes herumstreunen mochten, sicher war. Irgendwo unten im Hof wurde ein armer Teufel ausgepeitscht. Ich hörte das dumpfe Platschen der Schläge und die Schreie, die allmählich zum Stöhnen wurden und dann von einer noch schrecklicheren Stille abgelöst wurden.
Der Gegensatz zwischen meinen luxuriösen Lebensbedingungen hier oben und denen des armen Teufels im Hof dämpfte meine Hochstimmung. In diesem Augenblick trat der junge Oby ein. Er erbat meine Erlaubnis, eine neue Ration Samphronöl für unsere Lampen zu holen. Ich gab ihm den Auftrag schriftlich, unterzeichnete ihn mit dem einfachen Siegelstempel, der mir zugeteilt worden war. »Wer ist das da unten, Oby?«
»Onker Ortyg. Er wurde beim Stehlen erwischt. Wein hat er geklaut.«
Na ja, der Diebstahl von Rum war schon in der britischen Marine mit der Peitsche bestraft worden. Ich ließ Oby gehen. Dann begann ich mich für mein nächtliches Abenteuer umzukleiden.
Ich wählte einen Thraxter aus, die Waffe des Kriegers, und einen gekrümmten Dolch, wie sie von den vornehmen Herren dieses Landes getragen wurden. Dann zog ich meinen bevorzugten roten Lendenschurz an – einen neuen, den Tilly für mich gefertigt hatte, darüber ein weißes Leinenhemd, dann ein gelbes Wams, das vorn und hinten prächtig bestickt war. Für Hosen war es zu heiß. Ich wählte schenkelhohe Stiefel aus weichem Leder; Sandalen konnte ich bei meinem Vorhaben nicht gebrauchen.
Schließlich befestigte ich einen Beutel mit einer beträchtlichen Geldsumme in Deldys und Sinvers an meinem Gürtel. Außerdem wickelte ich einige wertvolle Edelsteine in meinen Lendenschurz. In dem riesigen Zimmer war das Vermögen gehortet, das ich gewonnen hatte – doch das alles mußte zurückbleiben; es bedeutete mir nichts. Ich trug auch eine Kopfbedeckung, eine enge havilfarische Lederkappe – dabei hätte ich lieber einen breitkrempigen vallianischen Hut mit langen Federn aufgesetzt.
Von Huringa wußte ich überhaupt nichts – nur daß die Bürger horrende Summen bezahlten, um im Jikhorkdun zu wetten, ob ein Kämpfer lebte oder starb, und Oxkalin der Blinde Geist mußte mich lenken, wenn ich das Amphitheater verließ.
Auf dem Weg zur Tür sah ich einen Stuxcal voller Speere an der Wand lehnen. Doch die Waffen mußten zurückbleiben, denn ein Horter flanierte nicht bis an die Zähne bewaffnet durch die Straßen dieser Stadt. Oder etwa doch? Aufgrund meiner Erfahrungen in Vondium, Sanurkazz und Zenicce hielt ich es doch für besser, auf die Waffen zu verzichten.
Tilly und Oby blieben ahnungslos zurück. Sie hatten mir eine gute Mahlzeit zubereitet, und ich hatte sie heißhungrig hinuntergeschlungen – Voskbraten, Taylynes, ein Kuchen aus Squishes und Gregarians, der etwas zu süß gewesen war, dazu weiches kregisches Brot mit gelber Butter und großartiger kregischer Tee. In meinem Gürtel steckte eine Tüte Palines, außerdem hatte ich zwei Streifen getrocknetes Voskfleisch mitgenommen, von denen ich eine Zeitlang leben konnte.
Als ich die Gänge in der Nähe meines Quartiers verlassen hatte, vermochte ich mich einigermaßen unbemerkt zu bewegen. Von meiner Kappe hing ein gewaltiges Büschel roter Federn herab, und an meiner linken Schulter schimmerte eine rote Schleife. Beides gedachte ich schleunigst fortzuwerfen, sobald ich auf der Straße war.
Der Erfolg meines Plans hing von den abendlichen Vergnügungen der Horters von Huringa ab. Sie kamen mit ihren Wagen oder auf dem Rücken ihrer Zorcas zum Jikhorkdun, dem sie offenbar nicht einmal am Abend fernbleiben konnten, um sich die neuesten Hyr-Kaidurs oder ein frisch importiertes wildes Tier anzusehen oder bei den Übungen zuzuschauen. Es verging kaum ein Abend, da nicht einer der Horters sein Glück versuchte, eine Kaidurausrüstung anlegte und in einen Übungsring
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