In der Arena von Antares
holte Kämpfer aus vielen anderen Ländern, Nationen und Rassen in sein Jikhorkdun. Die Arena war ewig hungrig. Von den armen Menschen, die nur als Stimmungsmacher geopfert wurden, stammten nur wenige nicht aus Verbrecherkreisen oder aus dem Lager politischer Gegner oder waren nicht von Denunzianten angeschwärzt worden. Aber Havilfar ist groß, und es gibt auf diesem Kontinent viele unterschiedliche Länder, auch wenn die Wildgebiete im mittleren Nordwesten relativ unbewohnt sind. Ein mächtiges Reich war erforderlich, um die Arenen des alten Roms auf der Erde zu versorgen. Dieses Reich konnte sich aber nicht mit den Möglichkeiten vergleichen, die die schnellen Voller Havilfars hatten.
In der Arena kämpften Männer aus Pandahem, Murn-Chem, Ng'groga – an ihrer unglaublichen Größe und Hagerkeit leicht zu erkennen –, Männer aus Walfarg und Undurkor und Xuntal. Männer wie mein braver Kamerad Gloag aus Mehzta. Da waren die wilden schwarzhaarigen und blauäugigen Männer aus Erthyrdrin. Auch Männer aus Vallia. Und sicher auch aus Zennicce.
Vor einigen Tagen, als meine Fluchtpläne noch nicht abgeschlossen waren, nahm ich an einem Mehrfachkampf gegen die Gelben teil. Ich hatte eben meinen Gegner erledigt und trat zurück. Da sah ich Cleitar Adria, der im Begriff war, seinen schwer angeschlagenen Gegner zu töten. Der Gelbe lag keuchend im Sand, sein Gesicht war schmerzverzerrt. Sein krauses schwarzes, geöltes Haar schimmerte im Licht der Doppelsonne.
Der Schwerverletzte hob den Blick. Er sah zu, wie Cleitar das Schwert zum tödlichen Streich in den Himmel hob. »Ich komme zu euch, meine Brüder, Krozairs von Zamu! Ich komme zu euch zur Rechten Zairs im Glanze Zims!«
Entsetzt sprang ich vor. »Nein, Cleitar!«
Es war zu spät. Das Schwert zuckte herab und trennte ihm den Kopf vom Rumpf. Ein Krozairbruder war zu seinen Kameraden in Zair eingegangen. Aye, zu seinen Kameraden als Krozair von Zamu – doch auch als Krozair von Zy!
Cleitar wischte seinen blutigen Thraxter ab und sah mich stirnrunzelnd an. »Was ist mit dir, Drak? Bist du verwundet?«
»Es ist nichts, Cleitar Adria.«
Aber es war doch etwas. In der Folge erkundigte ich mich überall, doch ich vermochte keinen zweiten Mann vom Binnenmeer zu finden.
Und jetzt, am Tage, da ich fliehen wollte, sah ich Cleitar Adria nach, der in die Arena trat, um mit einem Graint zu kämpfen. Er siegte. Er vermochte das große Tier zu töten. Als er zurückkehrte, war er verwundet und zerkratzt und vermochte einen Arm nicht mehr zu bewegen. Er starrte mich an und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
»Ich habe deinen Rat befolgt, Drak. Ich glaube, dein Rat war gut.«
»Du hast gut gekämpft, Cleitar Adria. Hai Jikai!«
Ich hatte diese Worte, die mir heilig sind, noch nie in der Arena ausgesprochen. Ich fand, daß sie zu einem Kaidur nicht paßten, sondern nur zu einem freien Krieger.
Nath der Waffenschwinger hatte meine Worte gehört und sah mich verwundert an. »Bei Kaidun, Drak! Ich habe schon oft über dich nachgedacht, aber jetzt bin ich meiner Sache sicher. Du mußt früher ein Paktun gewesen sein – vielleicht sogar ein Hyr-Paktun!«
Ein Paktun ist ein erfolgreicher Söldnerkrieger. Das Wort wird nicht mehr oft verwendet, doch ein Paktun ist der Anführer einer freien Kämpfertruppe oder ein so berühmter Söldner, daß er seinen Preis selbst bestimmen kann. ›Hyr‹ ist eine Vorsilbe, die die Größe eines Mannes oder Gegenstands herausstellt.
»Und wenn das stimmte, Nath – wäre es dann nicht zum Ruhme des rubinroten Drang?«
Nath sah mich stirnrunzelnd an und zupfte an seinem golddurchwirkten Bart. Er wußte nie, ob er mich ernst nehmen konnte.
Anschließend kam mein zweiter Kampf, eine scheußliche Schlachterei, die ich lieber vergessen möchte. Doch als Kaidur konnte ich keinen Kampf ablehnen – hätte ich das getan, wäre mein Leben ziemlich schnell verwirkt gewesen.
10
Weich und geschickt waren die Finger Tillys, des Fristlemädchens. Sie schnitt und kämmte mir Haar und Bart. Am liebsten hatte ich einen kurzen Spitzbart und ein Schnurrbärtchen, das keck in die Höhe stand.
Bei der Arbeit summte Tilly leise vor sich hin. Ich genoß die angenehme Behandlung durch das geschickte Mädchen, ließ mich anschließend einölen und massieren.
Aber im Grunde war mein Leben bedeutungslos geworden. Morgen würde ich an Bord eines gestohlenen Vollers sitzen und nordwärts nach Valka fliegen – oder in südwestlicher Richtung nach
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