In der Arena von Antares
silberne Beinschützer und einen Thraxter. Sein Helm wurde von einem Gehilfen getragen. Dabei handelte es sich um ein reichlich verziertes Eisengebilde mit einer Gesichtsmaske, in der Schlitze und Löcher die Orientierung ermöglichten.
»Meine Glückwünsche, Cleitar. Ich wünsche dir doppelten Erfolg!«
»Der erste Kampf geht gegen Anko, einen Ord-Kaidur der Grünen, einen Rapa. Der macht mir keine Sorgen. Aber im zweiten Kampf stehe ich einem Graint gegenüber.«
Oho! sagte ich mir. Hier liegt das Problem. Ich wandte mich an Nath. »Hat Cleitar schon einmal gegen einen Graint gekämpft?« Und ich fügte hastig hinzu: »Er kämpft so oft und so vorzüglich, daß es schwierig ist, ihn im Auge zu behalten.«
Nath schüttelte den Kopf.
Nach einigen weiteren Kelchen gelang es mir, Cleitar ein paar Tips zu geben, denn ich kannte mich mit Graints aus. Ich hoffte, daß er meinen Rat befolgen würde.
Nachdenklich kratzte ich mir den Bart. Ich hatte Haare und Bart wachsen lassen und sah inzwischen ziemlich zerzaust aus – doch ich verfolgte damit eine ganz bestimmte Absicht.
Als Cleitar und Nath gegangen waren, rief ich den jungen Oby herein, der mir in meine Rüstung helfen sollte. Auch ich mußte heute zwei Kämpfe hinter mich bringen. Das Leben eines Kaidurs bestand nicht nur aus angenehmen Ruhezeiten auf der Couch, während denen sich schöne Frauen um ihn bemühten und ihm Palines in den Mund gesteckt wurden. Heute hatte ich einen bekannten Kaidur der Grünen zum Gegner, ebenfalls einen Rapa.
Tilly und Oby halfen mir in ein sauberes weißes Leinenhemd, eine gesteppte Weste, einen Panzer aus vergoldetem Metall, dazu Schulter- und Rückenstücke und goldene Beinschienen. Um das rote Lendentuch legte ich zwei breite Gürtel.
Nath der Waffenschwinger hatte schon oft auf das rote Tuch gestarrt und gesagt: »Bei Kaidun! Das Ding ist zu hell für das Rubinrot des Drang!«
»Aber es hat dem Rubinrot schon manche gute Trophäe gebracht, Nath!«
Wir gingen zu unserem Versammlungsplatz, wo mich die Coys mit manchem Seitenblick bedachten, verängstigt und zugleich neidisch. Cleitar begrüßte mich, ebenso Rafee der Räuber, ein riesiger Kaidur, der früher einmal Pirat gewesen war, ehe man ihn gefangennahm und vor die übliche Wahl stellte. Er war ein großartiger Axtkämpfer. Die Männer wurden nacheinander aufgerufen. Cleitar besiegte seinen Rapa, und ich war gleichermaßen erfolgreich. Um diese Zeit wurden bis zu fünfzig Kämpfe gleichzeitig in der Arena ausgetragen, und das Publikum, das nach Sympathien getrennt saß, hatte einen guten Ausblick auf die Kämpfe, die den einzelnen am meisten interessierten.
Schließlich rückte die Zeit heran, da die wichtigsten Kämpfe stattfinden sollten. Wir verloren einen großen Kaidur, Fakal den Schwertkämpfer, der in einer Blutpfütze ausglitt und von einem Thraxter aufgespießt wurde. Wir brüllten und ließen unsere Schwerter am Gitter entlangrasseln, wogegen sich das Gejammer und Geheul der bezahlten Trauermänner, die in ihren schwarzen Roben in separaten Logen saßen, wie ein schwaches Säuseln anhörte.
»Ornol der Chank!« brüllte Nath. »Dich kriegen wir auch noch!«
Ornol war ein großer Kaidur der Gelben, und als Fakals abgeschlagener Kopf zur Ehre des diamantenen Zhantil emporgeschwungen wurde, wäre ich am liebsten in den Sand hinausgestürmt, um mit Ornol dem Chank zu kämpfen.
Entsetzt hielt ich mich zurück. Heute nacht wollte ich fliehen! Bei Zair, was tat ich hier, wieso schwor ich mir, Ornol den Chank zu besiegen? Im Jikhorkdun gab es keine Zukunft für mich! Delia und meine Kinder – das waren die Ziele, die ich vor Augen hatte!
Warum brüllte ich dann und schüttelte mein Schwert zu den tobenden Bänken der Gelben hinüber? Ich vermochte die Faszination dieses Lebens nicht zu leugnen. Ich gehörte zu den Roten. Wir kämpften für den rubinroten Drang. Draußen im sonnenhellen Sand der Arena ging es um Leben oder Tod. Die gewaltigen Geldsummen und anderen Vorteile – das alles spielte sich hinter den Kulissen ab. Die Entscheidung darüber fiel in der Arena.
O ja – ich stand mitten im Geschehen. Ich war ein Kaidur und mir dieser Stellung bewußt, ich war stolz und kämpfte für meine Gruppe und freute mich über die Siege meiner Kameraden nicht weniger als über meine eigenen. Ja, es ist seltsam und sogar unheimlich, wie ein Mensch von Systemen und Gewohnheiten und den Leidenschaften seines Bluts verändert werden kann.
Das stolze Land Hyrklana
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