In der Arena von Antares
ihrem Kleid und in ihrem Haar zeigten. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie mich an, wollte mich in ihren Bann zwingen, versuchte mich dazu zu bringen, mich ihrer Schönheit und Macht zu unterwerfen.
Ich legte den Kopf in den Nacken. »Was ist das für eine Königin, die einen Menschen unter den Pranken eines Leem in den Tod schickt?«
»Du hattest diesen Tod verdient!«
»Und du verdienst einen ähnlichen Tod!«
Ein heißblütiger Söldner ihrer Wache vermochte sich nicht mehr zu beherrschen und schoß auf mich. Ich schlug den Pfeil zur Seite.
»Du bist so ungeheuer geschickt mit deinem Riesenschwert! Was ist, wenn ich zwei Gardisten befehle, gleichzeitig zu schießen?«
»Gib den Befehl ruhig!«
In diesem Augenblick erkannte sie wohl etwas, das mir längst klar war – und auch die Menge begann die Wahrheit zu ahnen. Sie konnte mich erst töten lassen, wenn sie ihre weibliche Neugier befriedigt und ihren Zorn abreagiert hatte. Aber meine Herausforderung durfte sie nicht ignorieren. Sie nickte ihrem Chuktar zu.
Als der Chulik den Schießbefehl gab, warf ich mich mit einem Hechtsprung zur Seite. Die Pfeile zischten ins Leere.
Die Menge in der gewaltigen Arena brüllte auf – doch es war ein Gebrüll der Heiterkeit!
Nur Königin Fahia und ihr Gefolge vermochten die Komik der Szene nicht zu würdigen.
Wieder wandte sich Fahia an den Chuktar-Chulik ihrer Wache. Er nickte und schickte eine Gruppe seiner Männer los. Ich machte mich auf einen harten Kampf gefaßt.
»Es wird dir nichts geschehen, Dray Prescot. Ich möchte mich lediglich mit dir unterhalten, ehe ich entscheide, was aus dir wird.«
Ich überlegte, was ich tun sollte. Der tote Leem lag vor mir. Ich ging hinüber und betrachtete mein Opfer. Das Tier trug ein silbernes Halsband, das mir während des Kampfes nicht aufgefallen war. Jetzt bückte ich mich, löste das Band und hob es in die Höhe, so daß sich das Licht der Doppelsonne auf dem Metall widerspiegelte.
Aus einer verborgenen Tür, die nur von außen verriegelt werden konnte, traten nun die Gardisten der Königin.
In diesem Augenblick begann der Lärm – ich vermute, daß Naghan die Mücke dafür verantwortlich war, denn er hatte eine schnelle Auffassungsgabe. Jubelgeschrei ertönte von den Bänken der Roten. Die Kaidurs, die jungen Kämpfer und sogar die Coys sprangen auf und nieder. »Schwertkämpfer Drak! Kaidur! Kaidur! Das Rot für den rubinroten Drang! Drak der Schwertkämpfer!«
Sie hatten mich also doch erkannt. Ich hielt es für richtig, eine passende Geste zu machen, denn die plötzliche Nachgiebigkeit der Königin war mir nicht ganz geheuer. Ich wanderte langsam in die rote Ecke, hob das Silberhalsband, das ich dem toten Leem abgenommen hatte. Die Kette wirbelte durch die Luft und landete zwischen den Trophäen der Roten unter dem rotgoldenen Baldachin.
In den Reihen der Blauen und Gelben und Grünen herrschte absolutes Schweigen, während die Roten nun erst recht zu toben begannen.
Im nächsten Augenblick schlossen mich zwei Reihen von Söldnerwächtern ein, und ich ließ mich aus der Arena durch lange Tunnels und über Geheimtreppen in den Thronraum Königin Fahias von Hyrklana führen.
Ich mußte warten, verschwitzt und blutbefleckt wie ich war. Da ich meinen Vorteil wahren und meine geringen Hoffnungen verbessern wollte, hatte ich mir das Schwert abnehmen lassen. Ein Rapa hatte mir einen gekrümmten Dolch ans Ohr gelegt. In diesem Augenblick hätte ich alle bekämpfen und wahrscheinlich auch besiegen können, um dann aus den Geheimgängen zu fliehen. Aber danach hätte ich mein Leben im Jikhorkdun nicht fortsetzen können. Und ich hatte den gewaltigen Sturm, der mich mit der katzengleichen Königin Fahia und ihren schwarzen Neemus in Berührung gebracht hatte, nicht vergessen.
Ich begriff immer mehr, daß es geradezu unmöglich war, die Wünsche der Herren der Sterne vorauszuahnen Sie hatten mich mit Prinzessin Lilah entfliehen lassen, doch schon damals hatte dieser Vorgang einen tieferen Sinn gehabt. Ich dachte an die anderen Menschen, die ich da und dort auf Kregen gerettet hatte, und fragte mich, welche Rolle sie wohl in der Zukunft spielen sollten.
Als ich schließlich vor Fahias Thron geführt wurde, stellte ich fest, daß sie nicht auf Wirkung bedacht war – sie hatte sich nicht einmal umgekleidet. Flankiert von ihren Neemus, sah sie mich an.
»Du hast uns Lügen erzählt, Schwertkämpfer Drak«, sagte sie.
Ich antwortete nicht.
Sie war noch immer
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