In der Arena von Antares
Augen mit Königin Fahia.
Eine vernünftige Antwort auf meine Frage nach dem Krozairschwert erhielt ich nicht. Andere Kaidurs durften sich damit versuchen, und die meisten kamen in der Arena um; ein Kämpfer der Blauen errang allerdings einen überraschenden Sieg gegen einen Strigicaw und holte damit große Ehre für den Saphirgraint. Die Königin bestand darauf, daß das Langschwert nach jedem Kampf sofort in ihre Trophäenkammer zurückgebracht wurde.
Balass der Falke war gern bereit, mir in einer bestimmten Sache zu helfen; schließlich verfügte er über ausreichende Kontakte. Kurz darauf erhielt ich für einen Bosklederbeutel voller Deldys eine kleine dunkelblaue Glasflasche, die seltsam geformt und mit einem langen Korken verschlossen war.
»Ein Tropfen genügt«, sagte Balass und lachte leise. »Legt einen Dermiflon auf den Teppich.«
Mit dieser kleinen blauen Flasche, die garantiert wirken sollte, konnte ich mich getrost auf weitere kleine Trinkgelage mit Königin Fahia einlassen. Mehr als einmal sagte sie, meine Gesellschaft wirke sehr beruhigend auf sie; sie könne nach meinen Besuchen immer besonders gut schlafen. Kunststück! Das arme Mädchen!
Doch sie hatte die absolute Macht in diesem Land – und mein Kopf saß noch fest auf den Schultern.
Ich fragte mich, wie das Bild ausgesehen hätte, wenn Lilah fünfzehn Minuten vor Fahia auf die Welt gekommen wäre und nicht umgekehrt. Sie werden mir verzeihen, wenn ich in meinem Zynismus andeutete, daß Königin Lilah vermutlich kaum anders gewesen wäre als ihre Schwester. Nur wer schon einmal das Todesurteil für einen anderen Menschen unterschreiben mußte, weiß um die Realitäten, um die Qual der Macht. *
»... auf Nimmerwiedersehen muß die Königin verschwinden! Drak – du mußt sie töten! Du bist der Erwählte!«
»Aber, Orlan – eine Frau umzubringen, einfach so, auch wenn sie eine Königin ist ...«
»Diese Tat dient dem Wohle von ganz Hyrklana!«
»Aber ich stamme gar nicht aus Hyrklana!«
Daraufhin stellte Rorton Gyss sein Weinglas ab und starrte mich an. Und wie immer fand er das rechte Wort. »Nicht von Geburt, Schwertkämpfer Drak. Aber du bist ein Hyr-Kaidur und gehörst zum Jikhorkdun in Hyrklana. Ob dir das gefällt oder nicht, mein Freund – so ist es nun mal.«
»Das mag sein. Aber sie kann bewaffnete Wächter zu sich rufen.«
»Das wissen wir. Hör zu, Drak.« Orlan sah mich mit einem schiefen Lächeln an, und ich fragte mich, wie sehr ihm wirklich an der Königin gelegen war. »Du bist Kaidur. Wenn du sie liebkost und dich über sie beugst, sie umarmst und küßt – dann kannst du ihr doch mühelos die Hände um den Hals legen, so, und wenn sie tot ist, kannst du sie auf die Couch legen, so.«
Und Orlan Mahmud hob die beiden Hälften der reifen Frucht, die er auseinandergedreht hatte.
Wir alle starrten auf die Stücke der Shinagefrucht – die etwas größer war als eine Grapefruit und so rot wie eine Tomate. Niemand sagte etwas.
Der kleine Versammlungsraum in einem heruntergekommenen Teil Huringas war mir selten zuvor so unwirklich und gefährlich vorgekommen. Natürlich konnte ich Königin Fahia töten, wie es mir Orlan Mahmud vorgemacht hatte; und ich konnte die Tat lautlos tun, wobei mein Körper meine Hände abschirmte, so daß der geheime Beobachter nichts mitbekam. Möglich war die Tat.
Doch ich bezweifelte entschieden, daß ich sie begehen würde.
»Du kennst also das Zimmer der Königin im Chemzite-Turm«, sagte ich zu Orlan Mahmud nal Yrmcelt. »Bist du vielleicht schon mal selbst dort gewesen?«
Sein junges Gesicht rötete sich, und er setzte ein gequältes Lächeln auf. »Ja. Einmal.«
Ehe ich das Thema weiter verfolgen konnte, schaltete sich der Trylon von Kritdrin ein, lächelnd, freundlich, selbstbewußt. Er hatte mich durchschaut, denn er war ein kluger Mann. »Lassen wir diesen Teil des Plans zunächst beiseite, liebe Freunde. Wir befassen uns weiter damit, ob wir sicher sein können, daß das Volk bei dem Aufstand auch mitmacht.«
Damit war der geschäftliche Teil der Zusammenkunft abgeschlossen, und wir konnten uns den angenehmeren Dingen zuwenden, dem Trinken und Singen. Wenn ich hier den Eindruck erwecke, daß ich zu jener Zeit viel trank und womöglich ein Trunkenbold war, entspricht das nicht der Wahrheit. Es gibt auf Kregen herrliche Fruchtsäfte, ganz zu schweigen von dem großartigen Tee, den ich besonders mag. Nein, in diesem Falle gab sich unsere Gruppe als eine Gemeinschaft
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