In der Arena von Antares
geselliger Trinker aus – und für diese Tarnung mußten wir natürlich auch einiges tun.
Schließlich wanderten wir singend und schwankend durch die dunklen Straßen in Richtung Süd-Boulevard, von dem aus man das Jikhorkdun erreichte. Plötzlich neigte sich Rorton Gyss zu uns herüber. »Wir werden verfolgt!« flüsterte er.
Ich drehte mich um und sah ganz kurz das Gesicht eines Mannes. Es war derselbe Mann, der auch mich schon verfolgt und den ich völlig vergessen hatte. Er duckte sich in eine Ecke, darauf wartend, daß wir unter der nächsten Straßenfackel hindurchkamen, ehe er uns weiter folgte. Orlan hörte sofort auf zu singen.
Unsere Begleiter, die zum Teil wirklich betrunken waren, drehten sich erstaunt um. Der Spion erkannte, daß man ihn entdeckt hatte, und ergriff sofort die Flucht. Mit lautem Gebrüll nahm die ganze Horde die Verfolgung auf. Nur Gyss und ich blieben unter der Fackel zurück.
»Onkers!« sagte Gyss.
Ich wußte, was er meinte. »Ich glaube nicht, daß er ein Häscher der Königin ist – in dem Fall hätte sie längst zugeschlagen.« Ich erzählte ihm, daß ich den Mann zum erstenmal an dem Tag gesehen hatte, als ich Hyr-Kaidur geworden war. Er runzelte die Stirn.
»Das ist leider sehr unangenehm. Wir müssen vorsichtiger sein. Der Tag der Entscheidung wird sich also weiter hinauszögern. Aber der Tag kommt, Drak. Der Tag der Abrechnung wird anbrechen.«
Wir verließen unsere Gefährten, die wie Leem den Spion verfolgten, und gingen langsam weiter.
In der gleichen Nacht noch befahl mich Königin Fahia in ihr parfümiertes Zimmer im Chemzite-Turm. Sorgfältig herausgeputzt und mit dem Fläschchen bewaffnet, suchte ich den Palast auf. Fahias philosophische Bemerkungen über die Arena hatten oft eine erstaunliche Perspektive. Die Königin sprach oft und viel von der großen Erregung und den Gefahren des Jikhorkdun. Ihre Faszination über das schimmernde Äußere der Arena blendete sie aber nicht so sehr, daß sie nichts von der inneren Philosophie dieser Dinge mitbekam, und wir erkundeten Tiefen der Analyse und Synthese, der Gedanken und Theorien, die mir zeigten, daß sie weitaus mehr verstand, als ihr Aussehen erkennen ließ.
In dieser Nacht empfing sie mich wie üblich mit zahlreichen Küßchen und schnurrte wie ein Kätzchen. Doch anstelle des üblichen roten Gewandes trug sie heute ein schimmerndes weißes Kleid, das kostbar bestickt war. An Schenkeln und Hüfte raffiniert geschlitzt, rieb der Stoff über ihre Haut, glitt hin und her und raschelte leise mit jeder Bewegung. Diamanten bedeckten das Gewand wie in breiten Kaskaden. Ihr blondes Haar fiel frei herab und wirbelte um ihre Gestalt, wenn sie den Kopf wandte. In dem rötlichen Kerzenlicht sah sie wirklich sehr verführerisch aus.
Ihre feuchten Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
Dies war die Frau, die ich für die Verschwörer umbringen sollte. Wie sehr sie dieses Schicksal auch verdient hatte – konnte ich ihren bleichen Hals zwischen die Fäuste nehmen und mitleidlos zusammendrücken, bis sie starb? – Nein.
Die Fristlemädchen huschten um sie herum, und einige neue Apimmädchen, die in ihrer frischen Schönheit einen herrlichen Anblick boten, brachten Toilettensachen herein. Ein Mädchen trug die goldene Schale und ein Handtuch, das zweite einen Krug mit duftendem Wasser und ein weiches Badelaken. Die Königin zog sich hinter einen kleinen Paravent zurück. Die beiden Apimsklavinnen in ihren weißen Lendentüchern schauten mich nicht an. Sie zitterten vor Angst, während sie die Königin bedienten.
Der Tropfen aus der seltsamen blauen Flasche tat wie immer sein Werk, und ich trank mäßig und sah zu, wie Königin Fahia einschlief. Ich legte sie bequem zurecht und verließ das Zimmer. Der Hikdar der Wache kannte mich inzwischen, und wir wechselten ein paar Worte. Doch er blieb zurückhaltend, denn er trug mir meinen Streich vom ersten Abend noch immer nach. Ich kehrte zum Jikhorkdun zurück.
Am nächsten Tag erfuhr ich, daß in einer abgelegenen Gasse ein Mann tot aufgefunden worden war. Seine braune Kutte war zerrissen und der Körper an mehreren Stellen verletzt. Meine betrunkenen Freunde hatten ihr Opfer also gefunden.
Die meisten Verschwörer nahmen den Zwischenfall zum Anlaß, die Stadt zu verlassen und ihre Landgüter aufzusuchen. Die Königin durfte ihr Leben also noch eine Zeitlang behalten, und mein Leben im Jikhorkdun sollte seinen Fortgang nehmen. Waren die Herren der Sterne hier wirklich noch
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