In der Arena von Antares
an der Entwicklung interessiert? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, verließ ich in der nächsten Nacht das Jikhorkdun, stahl einen Voller und wurde prompt von einem plötzlich losbrechenden Sturm zurückgetrieben, der keine natürlichen Ursachen haben konnte.
Ich tobte. Bei Zair! Ich saß hier als Kaidur fest, und diese Rolle schmeckte mir gar nicht mehr!
Im Verlaufe meines Berichts stelle ich mir öfter die Frage, ob Sie sich Dray Prescot nicht womöglich als düsteren und humorlosen Menschen vorstellen, dem das Gesicht weh tut, wenn er lächelt, und dem ein Zacken aus der Krone fällt, wenn er einmal richtig lacht. Ich muß zugeben, daß ich recht nüchtern veranlagt bin, daß ich mit einem gewissen Unbehagen durchs Leben gehe; aber ich vermag durchaus zu lachen, wenn mir eine Situation komisch erscheint, und ich kann sehr zärtlich lächeln, wenn meine Delia und Drak und Lela bei mir sind. Bei Zair! Aber ich berichte hier über meine Stimmungen und Gedanken in der düsteren Zeit des Jikhorkdun von Hyrklana.
Ich kämpfte in der Arena und siegte – denn eine Niederlage hätte den Tod bedeutet, und das Kaidur wäre vorbei gewesen –, und ich ließ mir von Balass eine zweite blaue Flasche besorgen, und Naghan die Mücke wurde als mein persönlicher Waffenmeister eingesetzt, was mich sehr freute, während mich Tilly und Oby wie üblich plagten und verhätschelten – je nachdem. Meine Trophäensammlung vergrößerte sich, und die Königin wurde im Bett von anderen Kaidurs zufriedengestellt, während sie sich mit mir nur noch unterhalten wollte. In diesen Gesprächen wurde uns beiden bewußt, wie eingeengt unser Leben im Grunde war. Prinzessin Lilah kehrte nicht ins Königreich zurück, und König Rogan bekam ich nie zu Gesicht.
Eines Tages wurde Hyr-Kaidur Chorbaj, der Stux von Cleitar Adria, getötet. An diesem Abend rief die Königin mich zu sich. Böse Vorahnungen stiegen in mir auf. Ich kleidete mich sorgfältig an und besuchte sie in ihrem exotischen Zimmer in der Festung.
»Chorbaj ist tot«, begrüßte sie mich und warf sich auf ihre Couch. Sie trug ein hellgrünes sarongähnliches Kleid, das voller Juwelen war. Ich blieb vorsichtig, während meine Hand das kleine Fläschchen mit dem milden Schlafmittel umklammerte.
»Es war ein großartiger Kampf, Königin«, sagte ich.
»Aye! Hyr-Kaidur bis in den Tod! Ihr Roten habt heute laut gejubelt, als Chorbaj der Stux aus der Arena geschleift wurde.«
»Die Grünen waren darüber nicht erfreut, das kann man wohl sagen.«
»Ich hatte eigentlich Cleitar Adria rufen wollen, doch er wurde bei dem Kampf verletzt.«
»Ich bin hier.«
»Jawohl, Schwertkämpfer Drak, du bist hier. Und heute abend werden wir nicht nur miteinander reden, und du wirst mich mit deinen Geschichten nicht wieder einschläfern.«
»Du hast Chorbaj den Stux erwartet«, sagte ich ruhig. »Er war ein großer Kaidur. Das Jikhorkdun hat heute einen großen Verlust erlitten.«
»Und das sagst du – ein Anhänger der Roten? Das Leben eines Kaidur ist kurz und gewalttätig, und er muß sich bemühen, seine Zeit möglichst angenehm zu verbringen.«
Ich antwortete nicht, und sie deutete auf die Weinflaschen.
Ich trat an den Tisch und schenkte ihr wie üblich zuerst einen milden Wein ein, damit ich einen etwaigen Nachgeschmack meines Betäubungsmittels dann mit einem stärkeren Wein überdecken konnte. Sie läutete mit der kleinen Silberglocke, und augenblicklich eilten die Fristlemädchen herein, gefolgt von einigen Apimmädchen – eins mit der großen Goldschale, ein zweites mit dem Krug und dem Badelaken. Königin Fahia stand auf und ging zu dem Stellschirm.
»Beeilt euch, ihr nutzlosen Yetches!« rief sie den Mädchen zu und eine der beiden schnappte entsetzt nach Luft und eilte mit dem angewärmten Wasser herbei. Die andere blieb stocksteif stehen, und Königin Fahia griff bereits nach ihrer Peitsche.
»Muß ich dich noch züchtigen, Cramph!«
Ich machte neugierig kehrt, um mir das neue Mädchen anzusehen. Ich ließ das Weinglas und das blaue Fläschchen fallen und riß die Augen auf ...
Delia, meine Delia, stand in einem Sklavenschurz vor mir! Ihre Augen waren riesig und mit einem Blick abgrundtiefen Erstaunens auf mich gerichtet.
16
Selbst wenn ich gewollt hätte, wäre es nun zu spät gewesen – meine instinktive Reaktion vermochte ich nicht zu unterdrücken. Ich dachte nicht an eine Verstellung oder an die Gefahr, ich dachte überhaupt nur an Delia, deren
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