In der Box: Wie CrossFit® das Training revolutionierte und mir einen völlig neuen Körper verlieh (German Edition)
aufrecht und stabil zu halten.
Für einen eingeschränkten Bewegungsumfang werden Sie früher oder später büßen müssen – versuchen Sie also lieber gleich, das Problem zu beseitigen. »Sagen wir mal, Ihnen fehlen 20 Prozent Bewegungsumfang in der hinteren Muskelkette«, sagt Starrett. »Die Frage, die Sie sich stellen müssen, lautet: Wie viel Extra-Energie kostet es Sie jeden Tag, einfach nur Sie selbst zu sein? Sobald die Hüften lockerer sind, sinken die Kosten, denn dadurch steigt die Effizienz, und wer effizient ist, verschwendet weniger Energie. Die Kosten bzw. Energie, die man durch mehr Effizienz spart, kann man dann wunderbar in andere Bereiche investieren.«
Wachsende Sorgen?
Einige treibende Kräfte bei CrossFit befürchten, dass die Vermittlung korrekter Bewegungsabläufe angesichts der wachsenden Zahl von CrossFittern auf der Strecke bleiben könnte. Sie scheinen jedoch bereit zu sein, sich diesem Problem zu stellen, deshalb sind die Seminare und Zertifizierungsprogramme zu einem wichtigen Bestandteil des Gesamtkonzepts von CrossFit geworden.
Die Anzahl der CrossFitter ist in den letzten fünf Jahren explosionsartig angestiegen. Zu viele CrossFitter in zu kurzer Zeit, zu viele neue Boxen und eine unzureichende Aufsicht durch das CrossFit HQ könnten das Konzept der technischen Perfektion – der vollendeten Beherrschung grundlegender Fähigkeiten – ernsthaft gefährden. Das ist zumindest die Sorge, die im Raum steht. Und da CrossFit kein Franchise-Unternehmen ist, könnten letztlich die Qualitätskontrollen fehlen, die sonst im Franchising üblich sind. Das Affiliationssystem gestattet ein großes Maß an Flexibilität und Interpretationsspielraum, was durchaus ein Vorteil sein kann, aber dieselbe Flexibilität ist mitverantwortlich dafür, dass sich unter den Studiobetreibern auch ein paar schwarze Schafe tummeln.
Berichte über hohe Verletzungsquoten bei CrossFit gehen nicht auf diesen Mangel an Kontrolle und das schnelle Wachstum dieses Sports zurück, sondern auch auf die große Anzahl an neuen Trainern, die in Wochenendseminaren zertifiziert und auf die Welt losgelassen werden. Eine andere Sorge liegt darin, dass der amerikanische Sportkanal ESPN inzwischen die CrossFit Games überträgt: Sie erreichen auf diese Weise ein wesentlich größeres Publikum und es könnte der Eindruck entstehen, dass es bei CrossFit nur darum geht, wie schnell jemand ein Workout beendet, wie schwer die Hanteln sind oder beides, statt auf eine saubere Technik und Haltung zu achten. Die korrekte Bewegungsausführung verringert das Verletzungsrisiko; wenn sich also diese negative Tendenz hin zu einem Schneller-Höher-Weiter unter den Trainern der CrossFit-Boxen ausbreitet und Einfluss darauf nimmt, wie sie ihre Klienten betreuen, wird sich das sicherlich zu einem ernst zu nehmenden Problem entwickeln. Auf Profiebene könnten Sponsorenverträge und andere finanzielle Anreize die Situation noch weiter verschärfen. Wenn diese Tendenz nicht abreißt, werden sich die Verletzungsberichte deutlich häufen. CrossFit wird als gefährlich gebrandmarkt werden, und das wird viele interessierte Neulinge abschrecken.
Im Level-1-Seminar in Austin sah ich folgende Aufschrift auf einer Tafel: »CrossFit ist nicht gleichzusetzen mit den CrossFit Games.« Die neuen Trainer wurden ausdrücklich angewiesen, diese Botschaft in ihre Boxen zu tragen und vor allem anderen auf die Einhaltung einer sauberen Technik zu achten – das ultimative Ziel ist nach wie vor die perfekte Bewegungsausführung.
An jenem Wochenende in Austin fanden fünf weitere Level-1-Zertifizierungen statt. Diese wurden von jeweils 30 Personen besucht. Nicht jeder, der den Test ablegte, wollte anschließend als Coach arbeiten. (Ich zum Beispiel wollte das nicht, und es gab auch noch andere, die einfach nur mehr über CrossFit erfahren wollten.) Das Tempo, in dem bei CrossFit Trainer hervorgebracht werden, ist trotzdem sehr hoch. Die erste Trainerzertifizierung fand vom 2. bis 4. Dezember 2002 statt und wurde damals noch von Greg Glassman persönlich geleitet, dem zwei Mitarbeiter zur Seite standen. 2011 durchliefen laut den CrossFit HQ insgesamt 14 593 Personen das Level-1-Programm.
Ob das ein Problem ist? Vielleicht nicht. Ich hatte den Eindruck, dass das Programm recht umfangreich war. Die Informationen waren fundiert, sie wurden außerdem gut vermittelt und in den zwei Tagen wurden viele Themen sowohl theoretisch als auch praktisch gründlich abgehandelt.
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