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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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wieder typisch, hatte Mutter seufzend bemerkt, für was Ganzes reiche es bei ihm eben nicht. Und dann hatte Vater sie überrascht: Er hatte Gas gegeben und sich regelrecht in die Arbeit gestürzt. Er begann eine Karriere als Unternehmer in der Schattenwirtschaft, saß fällige Strafen nach dem Motto »Wo gehobelt wird, fallen Späne« ab und fing danach jedes Mal und ungebrochen genau da wieder an, wo er vor dem Knast aufgehört hatte. Es war, als hätte er nur mal kurz Urlaub gemacht.
    Neuerdings war Vater wieder in der Baubranche tätig, aber er machte sich die Hände nicht mehr schmutzig. Für die Drecksarbeit gab es die Dummen auf der Welt, prahlte er, wenn er gesoffen hatte.
    Vesa hatte allerdings den Verdacht, dass irgendjemand Vater benutzte. Über ihm musste es noch jemanden geben, der alles finanzierte und die Zügel in der Hand hielt, jemanden, der selbst unsichtbar blieb und Vater das Risiko tragen ließ. Vater konnte es nur nicht zugeben, und dass Mutter es wusste, war unwahrscheinlich. Wie auch immer: Vesas Vater hatte gar nicht genug Grips, um das Rad zu drehen, das er drehte. Was er seiner Familie vorzumachen versuchte, stand auf einem anderen Blatt.
    Vor dem heutigen Einsatz war Vesa nur einmal bei einem von Vaters Geschäften dabei gewesen. Da fuhren sie zum Westhafen, wo die großen Ostseefähren festmachten, und Vater war genauso nervös wie jetzt. Damals war es Vesas Aufgabe, die Pässe von irgendwelchen Männern aus Litauen einzusammeln. Noch auf dem Parkplatz mussten sie Arbeitsverträge in englischer Sprache unterschreiben, obwohl keiner von ihnen richtig Englisch konnte. Acht Männer waren es, und gleich danach wurden sie mit ihrem wenigen Reisegepäck in den hinteren Teil von Vaters Hiace gescheucht und direkt auf die Baustelle gefahren. Vesa saß im Wagen, auf dem Schoß die Plastiktüte, in der die Arbeitsverträge und die Pässe der Männer steckten, und schaute zu, wie die Neuankömmlinge hinter Vater her auf die Baustelle taperten. Der dicke Mann, der dort auf sie wartete und Vater die Hand schüttelte, schaute ständig nervös über die Schulter. Als Vater allein zurückkam, erklärte er Vesa immer noch nicht, was da vor sich ging, dafür warf er einen 50-Euro-Schein neben ihn auf die Sitzbank. Dann seufzte er, aber als Vesa ihn fragte, was er mit den Pässen der Männer wolle, lachte er schon wieder sein überhebliches Lachen und sagte, die brauche er für die Arbeitsgenehmigungen. Vesa wunderte sich, wieso die Männer Arbeitsverträge unterschrieben, bevor sie überhaupt eine Arbeitsgenehmigung hatten, und der Vater wunderte sich über die Dummheit seines Sohnes. Feixend erzählte er, dass er ein kurzes Schreiben aufgesetzt habe, von wegen dass die Pässe gebraucht würden, um die Arbeitsgenehmigungen zu besorgen. Das Schreiben habe er ins Russische übersetzen lassen, und die blöden Litauer hätten es prompt für echt gehalten. Als Vesa immer noch nicht verstand, erzählte Vater, dass von den zehn Letten der letzten Fuhre nur noch zwei Installateure übrig seien, Alkoholiker alle beide, von den anderen acht seien nur noch die leeren Overalls in der Unterkunft zu besichtigen, dabei habe er sogar einen Wächter eingestellt. Die neuen litauischen Jungs würden nicht abhauen, nicht ohne Pässe. Als Vesa wissen wollte, warum die Letten denn abgehauen seien, hatte es Vater gereicht. Er gebe ihm einen guten Rat, hatte Vater gesagt, nämlich endlich die Fresse zu halten.
    »Bist du wenigstens schon mal in Vantaa gewesen?« Macho rammte Vesa den Ellbogen in die Seite und riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Klar«, antwortete Vesa.
    »Und wie hat’s dir gefallen?«, fragte Macho. Seine ewig verklebten Schweinsaugen sahen Vesa fragend an, und sein Mund kaute immer noch schmatzend Kaugummi. Vesa fühlte sich immer unbehaglicher.
    »Warum fragst du?«
    »Nur so. Ich find immer, hier gibt’s nichts außer Wald«, sagte Macho.
    »Heißt das, dir gefällt Vantaa nicht?«
    »Das heißt, dass ich es hasse. Weißt du, ich bin von hier, aus Tikkurila, oder eigentlich nicht ganz, eigentlich hat es schon fast in Hiekkaharju gestanden, unser Haus jetzt, in dem ich aufgewachsen bin. Das gibt’s auch schon lange nicht mehr. Ich hab’s abgefackelt. Vantaa ist ein Scheißort von einem Ende bis zum anderen – und jetzt sag du!«
    »Es ist ein Scheißort, stimmt«, sagte Vesa.
    »Sag ich doch. Hab ich’s gesagt oder nicht?«
    Vesa nickte, und der ihn wild anfunkelnde Macho nickte auch. Vater hatte den Wagen

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