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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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Verdacht bei einem Freigänger, und wir isolieren ihn und stecken ihn in den Spezialoverall. Das heißt, wenn wir nicht vorher schon finden, was wir suchen.«
    Luhta redete, bis sie bei Sundströms Zelle ankamen. Hätte der Wichtigtuer recht gehabt, hätten sie dort alle Versuche, Drogen einzuschmuggeln, ausnahmslos im Keim erstickt. Der Spezialoverall für verdächtige Freigänger hatte geschlossene Füße, überweite Ärmel, die vorne mit Kunststoffbändern verschlossen wurden, und einen Reißverschluss, den der Gefangene selbst nicht aufziehen konnte. Früher oder später gab der Täter auf und drückte auf den Knopf neben der Tür der Einzelzelle, in der er steckte.
    »Bevor nicht der Darm leer ist, kommt uns da keiner wieder raus«, sagte Luhta und schilderte detailbesessen auch noch die Toilette in der Einzelzelle. Sie stand auf einem Metallpodest und besaß eine Spülung, die Fremdstoffe aus der Scheiße filterte. Luhta zufolge hielten es manche einen ganzen Tag und die Besten zwei Tage in dem Overall aus, aber am Ende schissen sie alle. Neben der Toilette stand eine Flasche Rizinusöl für den Fall, dass der Gefangene Verstopfung hatte oder den Prozess von sich aus beschleunigen wollte.
    »Die meisten wollen.« Luhta lachte kurz und schrill. »Wir haben sie schon am Arsch, das wissen sie, da machen nur noch die Blöden Zicken.«
    »Und wie viele haben am Ende gar nichts bei sich?«, fragte Viitasalo, als sie bereits im Gang vor Sundströms Abteilung waren.
    »Schon ein paar«, sagte Luhta mit einem Räuspern. Er sah plötzlich nervös aus. »Warum?«
    »Nur so.«
    »Wenigstens haben sie dann gelernt, dass sie’s bei uns besser gar nicht erst versuchen. Und für uns ist es so angenehmer als früher mit den Gummihandschuhen.«
    »Kann ich mir vorstellen«, sagte Viitasalo. »Ich frage mich nur – sag mir, wenn ich mich falsch erinnere –, wieso ihr dann von allen finnischen Gefängnissen das größte Drogenproblem habt. Irgendwie muss der Stoff dann ja trotzdem hereinkommen.«
    »Nun ja«, sagte Luhta wieder mit einem Räuspern, »aber den größeren Teil fangen wir ab. Den Rekord hält übrigens ein Spinner, der es fünf Tage, ohne zu scheißen, ausgehalten hat. Und auch dann hat er nicht auf den Knopf gedrückt, sondern lieber in den Overall geschissen. Das war schon komisch genug, aber wie wir ihm den Overall ausziehen, finden wir in dem ganzen verschissenen Teil gerade mal ein Kondom voll Schnupftabak.« Luhta lachte wiehernd. »Stell dir das vor, fünf Tage scheißt der nicht und hat nur Schnupftabak gebunkert!«
    »Ich stell’s mir vor, danke«, sagte Viitasalo und sah zu, wie der Mann den Schlüssel ins Zellenschloss steckte. Dieser Luhta hatte etwas undefinierbar Abstoßendes, das Viitasalo fast schon die Hände zu Fäusten ballen ließ. Selbst sein Lachen klang irgendwie nervös und falsch.
    »Ich dachte schon, du bist tot«, begrüßte Sundström ihn, als er an Luhta vorbei die Zelle betrat. »Nicht du, Luhta, mach dir nicht ins Hemd. Ich rede mit Herrn Viitasalo, von dem ich schon dachte, er hätte mich vergessen.«
    »Du kannst gehen«, sagte Viitasalo schroff, aber Luhta sah ohnehin nicht so aus, als hätte er ihnen gern Gesellschaft geleistet. Das feixende Lachen war ihm plötzlich wie aus dem hageren Gesicht gewischt.
    »Drück die Tür ins Schloss, wenn du gehst«, sagte er mit seinem nervigen Räuspern und ging.
    »Bestimmt«, sagte Viitasalo zur leeren Türöffnung hin. Luhtas Schritte hallten schon weit entfernt, als er die Tür bis auf einen schmalen Spalt zuzog.
    »Du willst was von mir?«, fragte Sundström, noch bevor er sich umdrehen konnte. »Oder hast du es vor Sehnsucht nach mir nicht ausgehalten?«
    »Nur schwer«, sagte Viitasalo und ließ den Blick über die Zellenwände wandern. Die Zelle war so krankhaft ordentlich wie Sundströms Wohnung. Die wenigen Dinge schienen auch hier wie mit dem Maßband aufgestellt. Sundström hatte offensichtlich ein bisschen Nippes und ein paar vertraute Kuscheltiere von zu Hause mitgenommen. Ein kleiner Bär mit schwarzer Nase ließ Viitasalo für einen Augenblick an Liina und Teddy Pontus denken. Tiere gab es auch an den Wänden, die mit kindlichen Ausmalbildern vollgeklebt waren. »Nett hast du’s hier.«
    »Und das hab ich dir zu verdanken«, sagte Sundström und schlug mit der flachen Hand auf das vorbildlich gemachte Bett, von dem er sich nicht erhoben hatte. »Setz dich zu mir! Mein Nacken ist mal wieder ein bisschen steif. Ich kann nicht

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