In der Falle - Leino, M: In der Falle
Name, den er so lange schon nicht mehr hatte benutzen können.
»Fein«, sagte Demirchyan. »Am 23. April. Troika . «
»Wie?«
Demirchyan wandte den Blick vom Meer. »Ich habe es soeben entschieden. Das Datum ist der 23. April, eine Woche früher. Überall. Und eine Operation muss einen Namen haben: Troika . «
»Sehr gut.« Koljakov nickte.
»Behalt es für dich, die anderen müssen es noch nicht wissen«, sagte Demirchyan und hob das Glas. »Dies ist eine vertrauliche Sache nur zwischen uns beiden. – Auf die Operation Troika!«
»Natürlich«, antwortete Koljakov. »Auf die Operation Troika!«
Sie stießen an, und Koljakov fand, der armenische Cognac schmeckte eine Spur weniger scheußlich als bisher. Wenig später wäre er sogar bereit gewesen zuzugeben, dass der armenische Möchtegerncognac einen recht angenehmen Nachgeschmack hatte. Nach der Operation im April würde er endlich wieder seinen eigenen, ursprünglichen Namen benutzen. Wenn alles gutging.
Viitasalo saß an seinem Schreibtisch. Bei Tageslicht schien ihm die letzte Nacht noch unwirklicher als morgens um vier, als Kousa ihn nach Hause gefahren hatte. Aber sie war wirklich gewesen, das bewiesen sein ständiges Gähnen und die Steifheit seines unausgeschlafenen Körpers ebenso wie der zweifelnde Gesichtsausdruck des auf dem Gästestuhl sitzenden Kollegen Markus Falck, der in dem Stapel Kopien blätterte, den Viitasalo ihm gereicht hatte.
»Die haben schnell geantwortet«, sagte Falck.
»Heute Morgen schon«, sagte Viitasalo. »Sie haben freundlicherweise die Ergebnisse ihrer eigenen Untersuchungen beigefügt.«
Der enttäuschte Falck konnte einem fast leidtun.
»Und?«
»Ich weiß nicht«, sagte Falck. »Ich war mir so sicher, dass Hartikainen tot ist, und jetzt das. Spanien … Und seinen Opel haben sie schon im Dezember am Flughafen gefunden … Die technische Untersuchung des Fahrzeugs … auch nichts.«
»Ich dachte, das ist eine gute Nachricht?«
»Ich hab meinen Instinkt«, sagte Falck und zupfte an seinen Haaren. »Normalerweise kann ich mich auf den verlassen. Unter uns gesagt, geb ich nicht gern zu, dass ich unrecht hatte.«
»Kommt mir bekannt vor«, nickte Viitasalo. »Wenn du mich fragst, sind die Kollegen von der KRP an irgendwas Größerem dran, womit die Flucht von diesem Hartikainen zusammenhängt. Wenn du’s positiv sehen willst, ist wenigstens niemand gestorben. Und in jedem Fall hast du eine gute Nachricht für Hartikainens Frau.«
Falck sah ihn schief an. »Gute Nachricht – du machst mir Spaß. Ich muss der Frau sagen, dass ihr Mann sich in Spanien herumtreibt, es aber nicht für nötig hält, seiner Familie auch nur ein Lebenszeichen zu geben. Wie fändest du’s, wenn deine Frau so was machen würde?«
»Sari hat nicht ganz die Vergangenheit von Hartikainen«, sagte Viitasalo gelassen. »Ich glaube, der Typ hat gute Gründe, für eine Weile den Kopf unten zu lassen. Und was Frau Hartikainen angeht, könnte ich mir vorstellen, dass sie nach dem ersten Schock sogar erleichtert ist. Immerhin kann sie jetzt hoffen, dass sie ihren Göttergatten irgendwann zurückbekommt.«
Falck schüttelte den Kopf, nahm den Stapel Kopien und stand auf. »Danke erst mal! Ein Fall weniger, alles andere kann mir egal sein.« Erst an der Tür machte er noch einmal halt. »Ich frage mich nur, wie es Hartikainens Junge aufnehmen wird, wenn sein Papa nicht mehr zurückkommt«, sagte er und ging hinaus.
Als Falck die Tür hinter sich zugemacht hatte, hätte Viitasalo am liebsten laut »Scheiße!« gebrüllt. Das Lügennetz um ihn herum wurde langsam, aber sicher so engmaschig, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er sich selbst darin verfing. Mit dem Segen des Innenministeriums war er vom einfachen zum doppelten Betrüger geworden. War es zu viel verlangt, wenn er noch mal ganz von vorn anfangen wollte?
Und wie veranschlagst du mich?
Hoch genug. Darum sitzt du hier.
»Darum sitze ich hier«, sagte Viitasalo zu sich selbst und drehte seinen Stuhl in Richtung Fenster. Nachdem es den ganzen Vormittag geschneit hatte, hörte es jetzt auf. Er sah die orangenen Lichter der städtischen Räumfahrzeuge blinken und wusste, dass es gegen Abend eisig werden würde. »Ich sitze hier, um die Zeit totzuschlagen und auf die Freiheit zu warten. Darauf, dass der Schnee schmilzt. Auf den Frühling.«
Wo kein Geld ist, hat die Moral ausgespielt . Kousas Satz klang in seinem Kopf noch nach, als er später seinem Chef gegenübersaß.
»Was
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