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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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LKW ist angeblich nie in Turku angekommen.« Macho kratzte sich mit der Pistolenhand am Kopf. »Siehst du mein Problem: Mit Pakarinen allein geht die Rechnung nicht auf.«
    »Und was heißt das?«
    »Dass ich noch mal über dich nachdenken muss.« Macho zuckte die Achseln. »Soll ich dir was sagen: Geschäft ist Geschäft, und so sehr hab ich dich auch wieder nicht gemocht.« Der Pistolenlauf zeigte jetzt wieder auf Vesas Brust. »Sorry, aber eins und eins ist nun mal zwei.«
    Vesa schloss die Augen. Der Schuss klang anders als die ersten beiden. Dieser hier klang weicher, mehr wie ein Peitschenknall. Vesa spürte warmes Blut auf sein Gesicht spritzen. Wie harmlos der Tod war! So harmlos, dass er sich noch wundern konnte, dass er noch immer auf seinen zittrigen Beinen stand.
    »Na, was sagst du jetzt, du Amateur?«, hörte er Pakarinen ächzen. »Hättest lernen sollen, in den Kopf zu schießen … Fuck!«
    Als Vesa die Augen öffnete, sah er Macho leblos zu seinen Füßen liegen. Die Kugel, die ihn getötet hatte, war sauber links unten in den Kiefer ein- und an der rechten Schläfe wieder ausgetreten. Die Austrittstelle war weniger sauber als die Einschussstelle, wie Vesa bemerkte. Dann sah er, dass Pakarinen die Pistole in der Hand hielt, die er auf den Boden gelegt hatte. Pakarinen lag auf einen Ellbogen gestützt und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Das Blut hatte sich jetzt über die ganze Vorderseite seiner Kapuzenjacke ausgebreitet und bildete schon einen ganzen Blumenstrauß.
    »Fuck, hab ich’s nicht gesagt?«, ächzte Pakarinen. »So scheißleicht verdientes Geld gibt’s einfach nicht. Soll ich dir was sagen, Partner: So eine kugelsichere Weste juckt wie Hölle, und hundertprozentig geholfen hat sie auch nicht. Was meinst du, ob man da reklamieren kann? Wahrscheinlich nicht, ich hab sie nämlich mitgehen lassen.« Die ganze Zeit hielt Pakarinen den Blick starr auf Vesa gerichtet. »Hilf mir ins Auto, Partner! Du fährst. In Kontula kenn ich einen ehemaligen Arzt, der keine unnötigen Fragen stellt.«
    Pakarinen ließ die Pistole fallen und begann zu husten. Mit Blut vermischter Schleim spritzte auf den Asphalt.
    »Hast du gehört?«, stöhnte Pakarinen.
    Vesa unternahm nichts. Er konnte es nicht. Er schloss nur die Augen und stellte sich vor, er wäre irgendwo anders. Als er die Augen wieder aufmachte, saß er auf der Schaukel, und Vater stand hinter ihm und schubste ihn. Als die Schaukel weit nach vorne schwang, sah er erst Sand, dann grünes Gras, dann eine Fassade mit Balkonen und zum Schluss den blauen Himmel.
    Weißt du noch, wie viel Spaß wir zusammen hatten, als du noch klein warst? Manchmal vermisse ich die Zeiten.
    »Nein, das weiß ich nicht mehr«, flüsterte Vesa.
    Und Vater gab der Schaukel noch mehr Schwung. Bald würde sie sich überschlagen, und er würde abfliegen ins All.
    Versprich mir noch was, bevor wir gehen.
    Ich will, dass die Dreckskerle zur Verantwortung gezogen werden.
    Doch, das kannst du. Du musst, egal wie.
    »Hilfst du mir jetzt oder nicht?«
    Vesas Blick wanderte vom Abendhimmel hinunter zum Asphalt. Doch dort lag nicht Pakarinen, der ihm die Hand entgegenstreckte und Blut hustete, das ihm schon vom Kinn auf die darunter liegende Blumenwiese tropfte, wo Sonnenblumen und Rosen wild durcheinander wuchsen. Und schon flog Vesas Schaukel wieder höher, Richtung Himmel. Da war auch der Mond, wie er jetzt sah.
    »Hilf mir!«, formten Pakarinens Lippen, ehe ein neuer, noch stärkerer Hustenanfall seinen Körper schüttelte.
    »Erschieß mich!«, flüsterte Vaters Stimme in Vesas Kopf. Es war ein fast lautloses Flüstern.
    »Ich kann nicht«, antwortete Vesa und wippte von den Fersen auf die Zehen.
    »Doch!«, ächzte Pakarinen. »Natürlich kannst du’s.« Dann sank ihm der Kopf wieder nach unten, und er hustete Blut. »Mach schon!«
    »Du hast doch gehört, was dein Vater gesagt hat«, erklang von irgendwoher Turunens Stimme. »Wenn du auf mich nicht hörst, hör wenigstens auf deinen Vater.«
    Vesa bückte sich nach der Pistole. Sie war kühl wie die Kette der Schaukel. In seinem Bewusstsein waren nebeneinander die Hand mit der Pistole, die Bewegung der Schaukel, Vaters Kinn, das auf die Brust gesunken war, und dessen schwitzender Kopf mit den dünnen Haaren. Vesa streckte die Hand aus und drückte die Pistole gegen Vaters Schädel.
    »O fuck!«, jammerte Pakarinen mit vom blutigen Schleim belegter Stimme.
    Vater zuckte zusammen und holte tief Luft, dass sich die

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