In der Falle - Leino, M: In der Falle
können.
»Da kommt ja endlich die Lohntüte. Aus einem Schandfleck von einem Auto bar auf die Kralle«, feixte Pakarinen, als Macho in dem verbeulten Hiace auf den Parkplatz einbog. Von Pakarinens Toyota abgesehen, war der Parkplatz leer. In den anderthalb Stunden, die sie schon warteten, waren gerade einmal fünf Autos an dem früher so beliebten Restaurant vorbeigefahren. Schuld daran war die neue Autobahn.
Macho parkte quer hinter ihnen und öffnete die Fahrertür. Der Hiace verdeckte ihnen die Sicht auf die verlassene alte Staatsstraße Nummer 1.
»Lass uns auch aussteigen«, sagte Pakarinen und öffnete die Fahrertür. Er war in Hochstimmung, nachdem er sich in den vergangenen anderthalb Stunden zweimal die Nase gepudert hatte. Vesa hatte erst gezögert, dann war ihm die Lust vergangen. Blutiger Rotz war Pakarinen von den Nasenlöchern über die aufgesprungenen Lippen gelaufen und mit einem ekelerregenden Geräusch zwischen seinen gelbschwarzen Zähnen verschwunden. Auf Pakarinens wiederholtes Angebot, auch etwas zu nehmen, hatte Vesa mit einem Kopfschütteln geantwortet und war ausgestiegen.
»Das glaubst du nur«, hatte Pakarinen ihm nachgerufen. »Aber ich weiß Bescheid. Ich weiß, dass du glaubst, dass du Bescheid weißt, aber du weißt es nicht, du glaubst bloß … Fuck, leck mich am Arsch!«
Vesa hatte über den See geschaut, von dem das Restaurant seinen Namen hatte, und versucht, Tiina anzurufen, aber er hatte sie nicht erreicht. Es hatte ein paarmal geklingelt, dann war die Verbindung abgebrochen. Als Vesa es später noch einmal versucht hatte, hatte er überhaupt keine Verbindung mehr bekommen. Es war nicht das erste Mal. Tiina hatte sich in den letzten Monaten geändert. Sie war nervöser geworden, angespannter. Wann hatte sie ihm eigentlich zuletzt gesagt, dass sie ihn liebte? Das musste über vier Monate her sein.
»Netter Ort«, sagte Macho und zündete sich eine Zigarette an. »Mit den Esten hat’s keine Probleme gegeben, oder?«
»Weniger als mit den Autofahrern in dem beschissenen Turku, die scheinbar ihre eigene Stadt nicht kennen. Trotzdem war’s locker verdientes Geld. Fuck, so was ist haargenau mein Ding, Alter«, sagte Pakarinen aufgedreht. »Kannst mich für die nächste Tour schon mal in die Liste eintragen. Nach so was schleck ich mir die Finger ab.«
»Ich dachte, du ziehst dir lieber was durch die Nase«, sagte Macho.
»Wie?«, sagte Pakarinen. »Ach so, ja, klar, Alter, genau.«
Macho stand gegen den Hiace gelehnt und blies in aller Ruhe einen Rauchring in die Luft. »Weißt du, wonach ich mir die Finger abschlecke?«
»Nach was?«
»Nach so was«, sagte Macho und zog die Pistole aus der Tasche.
Vesa schaffte es noch, die Hände hochzureißen, bevor zwei Schüsse losgingen. Vesa spürte nichts, aber er hörte Pakarinen, der stöhnend neben ihm auf den Asphalt stürzte.
»Sein Gequatsche geht mir so was von auf den Sack«, sagte Macho. »Wie hast du das den ganzen Tag ausgehalten?«
Vesa ließ die Hände sinken. Sein Herz galoppierte. Macho stand vor ihm und richtete die Pistole auf seine Brust. Vesa warf einen Blick auf Pakarinen, der seitlich auf dem Asphalt lag. Es gab erstaunlich wenig Blut, nur zwei kleine Flecken schmückten Pakarinens zerfetzte Kapuzenjacke. Auf dem gelben Stoff sahen sie wie zwei langsam sich öffnende Blüten aus.
»Warum?«, presste Vesa heraus.
»Frag nicht«, sagte Macho. »Schaff ihn in den Kofferraum von eurem Wagen!«
»Und dann?«
»Ich soll euch beide umlegen, aber ich hab nichts gegen dich«, antwortete Macho. »Du gehst nach Hause und lebst weiter wie bisher. Nur deinen Lohn muss ich leider einbehalten, wie den von Pakarinen natürlich auch. – Na, wie klingt das?«
Vesa wusste nicht, was er sagen sollte. Er konnte nicht einmal denken. Macho schnippte die Zigarette weg.
»Du sagst nichts, also geh ich davon aus, wir haben einen Deal«, sagte Macho. »Aber bevor du ihn wegpackst, ziehst du langsam deine Spritze aus der Brusttasche und legst sie auf den Boden.«
Vesa gehorchte und hatte nur Mühe, sich wieder aufzurichten. Seine Knie waren wie aus einem weichen, glibberigen Material.
»Gut«, sagte Macho. »Das heißt, ein Problem fällt mir doch noch ein.«
»Welches?«
»Pass auf, ich erklär’s dir: Wenn Turunen morgen in St. Petersburg anruft, sagt er, dass die Esten seine beiden Männer im Geleitfahrzeug erschossen haben. Ich soll dann der gewesen sein, der ihre Leichen in ihrem Wagen gefunden hat, und der
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