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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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Luhta an. »Nein. Irgendein Bulle, spielt doch keine Rolle. Die werden sich schon bei dir melden, wenn sie vor der Tür stehen. Ich hab gesagt, dass du mit Heiskanen Schicht hast. – Wie siehst du eigentlich aus?«
    »Wie soll ich aussehen?«
    »Komisch«, sagte Jaatinen und stand auf. »Hast du Fieber, oder was?«
    »Ich glaub nicht.« Luhta legte sich schnell die Hand auf die Stirn. Eins von beiden war eiskalt. »Aber … Ich meine, warum kommen die so spät am Abend?«
    »Wahrscheinlich kriegen die Nachtzuschläge wie du auch.« Jaatinen zuckte die Achseln. »Wie auch immer, wo du da bist, kann ich ja gehen. Eine gute Schicht wünsch ich. Bestell Heiskanen, dass er mir den Fünfziger in den Spind legen kann. Und sag ihm, er soll nicht wetten, wenn er keine Ahnung hat.«
    »Mach ich.«
    Luhta blieb allein zurück. Er spürte, wie sich Schweißtropfen auf seinen Schläfen bildeten. Er schaute auf die Uhr. In einer Stunde. Das Ding unter der Achsel fühlte sich plötzlich so schwer an, dass er Angst hatte, er könnte sich die Schulter verrenken.
    Er musste seinen Plan ändern. Er hatte es erst in der Nacht tun wollen, jetzt musste er es gleich tun. Wenn er es jetzt nicht tat, konnte er es vielleicht nie.
    »Hallo!« Heiskanens Stimme ließ Luhta zusammenzucken. Heiskanen ging direkt zum Geschirrschrank und dann zur Kaffeemaschine. »Wie alt ist der?« Er schwenkte die Glaskanne in Luhtas Richtung, dann roch er hinein.
    »Ich weiß nicht, hab keinen getrunken«, antwortete Luhta. Die Jacke fühlte sich so eng an, dass er den obersten Knopf aufmachen musste.
    »Egal. Mann, ich bin jetzt schon müde«, sagte Heiskanen und goss den Kaffeerest in seinen Becher.
    »Ich glaub, ich schau mal auf der Vier vorbei«, sagte Luhta und schob seinen Stuhl vom Tisch.
    »Mann, muss das sein?«, fuhr Heiskanen ihn an.
    »Was?« Luhta erstarrte.
    »Mir geht das durch Mark und Bein. Man kann ihn auch hochheben, man muss ihn nicht über die Fliesen ratschen.«
    »Wen?«
    »Den Stuhl, Mann! Ich hab Kopfweh.«
    »Ich merk’s mir«, sagte Luhta erleichtert und stand auf. »Also, ich schau mal auf der Vier vorbei.«
    »Danke, ich bin nicht taub«, sagte Heiskanen. »Ist die von heute?«
    »Was?« Luhta war schon an der Tür. Jetzt blieb er stehen.
    Heiskanen zeigte mit dem Kaffeebecher in der Hand auf die Zeitung, die Jaatinen hatte liegen lassen.
    »Ich weiß nicht, hab sie nicht gelesen«, antwortete Luhta.
    »Bisschen mit den Gedanken woanders heute, was?« Heiskanen knallte den Becher auf den Tisch und setzte sich auf Jaatinens Platz.
    Luhta öffnete die Tür. Bevor er sie hinter sich schloss, hörte er, wie Heiskanen selber den Stuhl näher an den Tisch zog. Es war wirklich ein hässliches Geräusch.
     
    Luhta schob die metallene Scheibe vor dem Guckloch zur Seite und schaute in Sundströms Zelle. Sundström saß mit übereinander geschlagenen Beinen auf dem Bett. Er lehnte mit dem Rücken an der Wand und hatte sein Ausmalbuch auf dem Schoß. Die Zungenspitze schaute ihm aus dem Mund, und die Hand mit dem Stift machte eine Art Sägebewegung. Wer nur einen schnellen Blick in die Zelle warf, hätte glauben können, dass Sundström onanierte. Eigentlich tat er das ja auch, dachte Luhta, dem ein Schauer über den Rücken lief. Einen Augenblick später hielt Sundström das Buch eine halbe Armlänge vom Körper entfernt, um sich das Bild, an dem er malte, prüfend anzuschauen. So verdeckte das Buch sein Gesicht, aber Luhta wusste, dass Sundström dabei den Mund schürzte und die Augen hinter der Brille zusammenkniff. Plötzlich ließ er das Buch sinken und starrte auf das Guckloch. Ein Lächeln trat auf sein Gesicht, dann machte er mit dem Zeigefinger der Zeichenhand eine einladende Bewegung.
    Luhta fuhr zurück bis zu dem Geländer, das den Gang vom Lichtschacht trennte, und die metallene Scheibe pendelte noch eine Weile vor dem Guckloch hin und her. Sundström hatte einen roten Stift in der Hand. Es war wie ein Omen.
    Luhta lehnte sich mit dem Rücken gegen das Geländer und blickte über die Schulter in den Lichtschacht. Das Stahlnetz, das die Insassen am Fallen oder Jemanden-fallen-Lassen hindern sollte, ließ ihn an eine Reuse denken. Und er war der Fisch darin. Er spürte, dass er seinen Atem nicht mehr kontrollieren konnte. Er japste mehr, als dass er atmete, und sein Herz schlug unregelmäßig, wie oft in letzter Zeit. Er musste dann rülpsen oder sich übergeben. In seinem Kopf war ein konstantes Rauschen, und für einen kurzen

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