Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
Vom Netzwerk:
Überraschung antwortete Sari gleich. Ihr »Ja, was gibt’s?« klang rauher als in echt.
    »Hallo, ich bin’s. Na, wie läuft’s? … Was es gibt?« Viitasalo schloss die Augen und holte Luft. »Ich wollte fragen, ob ich auf dem Heimweg einkaufen gehen soll?«, hörte er sich sagen.
     
    Kivi stand vor dem Jugendstilhaus auf dem Bürgersteig und schaute in die Harjukatu. Sein Mondeo, der Kombi des Hundeführers und ein Streifenwagen verstopften die schmale Straße. Es hatten sich schon einige Neugierige versammelt, und in einigen Fenstern bewegten sich die Vorhänge. Viitasalo rief ausgerechnet an, als Kivi sah, dass sich am Tor des Hauses etwas tat.
    »Und?« Viitasalo klang angefressen.
    »Der Adler ist gelandet«, sagte Kivi.
    »Wie hat Sundström reagiert?«
    »Nun ja …« Kivi suchte nach Worten. »Wie soll man es sagen …«
    »Nicht kooperativ?«, schlug Viitasalo vor.
    Koivisto kam als erster heraus und hielt den anderen das Tor auf. Zwei Polizisten in Uniform trugen Sundström heraus, als lösten sie eine Sitzblockade auf. Der Mann saß auf den Händen der Polizisten wie ein König auf seinem Thron. Koivisto gab dem Tor einen Stoß, und es schlug scheppernd zu. Danach beeilte er sich wie ein beflissener Lakai, die Tür zur Rückbank des Streifenwagens aufzureißen.
    »Kann man so sagen«, antwortete Kivi. »Willst du ihn heute noch verhören?«
    »Nein«, sagte Viitasalo. »Er soll sich erst mal eine Nacht Gedanken machen. Ich hab Sari versprochen, dass ich Liina abhole und die Einkäufe erledige.«
    Die zwei Polizisten bugsierten Sundström in den Wagen, und einer von ihnen schaute danach in Kivis Richtung. Kivi nickte, zeigte auf sein Handy und signalisierte mit dem Zeigefinger, dass er noch eine Minute brauchte. Der Streifenpolizist nickte und begann, die Gaffer zu verscheuchen.
    »Hier gibt’s nichts zu sehen! Bitte weitergehen!«
    »Juha?«, sagte Kivi.
    »Was?«
    »Ich hab auf einmal ein saublödes Gefühl«, sagte Kivi. Jetzt, nach dem Ende der Operation, begann er zum ersten Mal über deren mögliche Folgen nachzudenken. Blöderweise gab es da auch noch etwas, wovon Viitasalo noch nichts wusste. Viitasalo sagte nichts. »Bist du noch dran?«
    »Ich muss los«, antwortete Viitasalo. »Wir sehen uns morgen früh.«
    Das Gespräch war beendet. Kivis Blick war auf den Streifenwagen geheftet, hinter dessen vergitterten Fenstern Sundström saß und vermutlich genauso düster dreinschaute wie der Himmel, der über den Häusern hing.
     
    Viitasalo starrte sein Handy an. Irgendwas war noch mit Sari, aber er kam jetzt nicht drauf. Er schob das Handy in die Hosentasche und griff nach seiner Jacke. Er versuchte sich an die Sachen zu erinnern, die Sari ihm aufgezählt hatte. Warum hatte er sie bloß nicht aufgeschrieben? Und warum hatte er nicht gesagt, was er ihr sagen wollte? Es konnte doch nicht so schwer sein, verdammt.
    »Ich liebe dich«, sagte er halblaut, während er in die Jacke schlüpfte. Wieder mal geriet er mit den Fingern der rechten Hand zwischen Futter und Leder. »Scheiße!«, schimpfte er und versuchte es noch mal neu, vorsichtiger diesmal. Das Loch unter der Achsel wurde immer größer, irgendetwas hatte das wahrscheinlich auch zu bedeuten.
    Als er im Aufzug den Knopf für die untere Parkebene drückte, erinnerte er sich, dass er Sari etwas für den Hals mitbringen wollte. Sie war heiser und hatte während ihres ganzen Gesprächs geschnieft. Sie kriegte wohl ihre Herbsterkältung. Vielleicht schlief sie darum seit Tagen schlecht.
    Viitasalo hörte schon seit drei oder vier Nächten, wie sie nachts herumgeisterte. Wenn er aufwachte, sah er den schwachen Lichtstreifen unter der Tür zur Küche. Aber kein einziges Mal hatte er es geschafft, aufzustehen und nach ihr zu schauen. Er hatte sich umgedreht und war wieder eingeschlafen. Er musste schließlich vor ihr raus.
    Vorgestern hatte er dann zum ersten Mal bemerkt, dass die Zeitung neuerdings schon auf dem Tisch lag, wenn er in die Küche kam. Er musste sie nicht mehr vom Windfang holen, und sie war auch schon gelesen – von Sari. Auch heute Morgen musste es so gewesen sein, nur dass die Zeitung auch noch nass war. Der Zusteller musste sie draußen hingelegt haben. Viitasalo überlegte, ob er beim Leserservice anrufen und sich beschweren sollte, sonst hatten sie das Problem womöglich den ganzen Herbst. Sie bezahlten die Zeitung, da konnte man erwarten, dass man sie vorm Frühstück nicht erst trocknen musste.

     
    Zu Hause blieb Vesa noch

Weitere Kostenlose Bücher