Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
Vom Netzwerk:
versuchte, sie wieder aufzurichten. Räihä sagte ihnen, dass ein einziger Treffer dem Spiel eine neue Richtung geben könne. Der Gegner fühle sich schon wie der sichere Sieger, aber ein Gegentreffer, und die Schläger würden ihnen zittern, sie würden anfangen, auf die Uhr zu schauen, und aus Angst vor Fehlern gerade welche machen. Sie hätten den Pokal schon in den Händen, bildeten es sich jedenfalls ein, und plötzlich würden sie spüren, wie unglaublich schwer er war. Dafür könnten sie nichts, so liefe es einfach, da könne der Trainer sie noch so sehr auffordern, einen kühlen Kopf zu bewahren. Sie wiederum seien schon die sicheren Verlierer, sagte Räihä, scheißegal, was er ihnen sage, sie glaubten es ihm eh nicht. Und trotzdem, obwohl sie ihm nicht glaubten, bitte er sie um diesen einen Treffer, dann würde man weitersehen. Sie würden auf Risiko spielen, jetzt schon den Torhüter herausnehmen, schließlich war es egal, ob sie eins zu vier oder eins zu fünf untergingen. Sie hatten eine winzige Chance, aber die wollten sie nutzen. Sie würden alles geben, dann konnten sie stolz auf sich sein, egal wie es ausging. »Denkt nicht an den Gegner, denkt nur an euch selbst, Jungs!« – Das waren Räihäs letzte Worte gewesen, bevor die Auszeit zu Ende war.
    Härski dachte nicht mehr an Turunen, Ilja oder Fedor. Er dachte nur noch an sich selbst. Und an Petteri und Kirsi.
    »Also?«, sagte Turunen. »Wer ist dein Gesprächspartner?«
    »Kousa. Ville Kousa.«
    »Wer ist das?«
    »Ein Polizist.«
    »Einer von den Drogenfuzzis in Pasila?«
    »Nein, von der Staatspolizei.«
    »Der KRP?«
    »Ja.«
    »Einer von deren Drogeneinheit?«
    »Ja.«
    »Was will er von dir? Hinter wem sind die her?«
    »Reino Sundström.«
    »Sundström?« Turunen klang ehrlich überrascht. »Und warum sind die …?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sicher?«
    »Er hat es mir nicht gesagt. Ich weiß nur, dass sie Sundström an den Kragen wollen.«
    »Und was bekommst du?«
    »Noch eine Chance. Sie lassen mich bei den Untersuchungen wegen der Großmarktgeschäfte mit Amphetaminen außen vor. Ich will nur raus aus dieser ganzen Scheiße«, sagte Härski. Es war ausnahmsweise wirklich die Wahrheit.
    Turunen sah ihm in die Augen und nickte. Turunen schien zu verstehen. Er erhob sich und schlug ihm auf die Schulter.
    »Siehst du, war doch gar nicht so schwer«, sagte er. »Jetzt hast du’s endlich hinter dir: das Großmarktgeschäft, der ewige Stress, sich nach zwei Seiten abzusichern, das ganze Affentheater. – Du bist ein Glückspilz, Härski.«
    Turunen ging zu Ilja und Fedor zurück, blieb aber nicht bei ihnen stehen, sondern strebte der Eingangstür zu.
    »He! Wo gehst du hin?«, schrie Härski.
    »Nur eine rauchen«, sagte Turunen, ohne zurückzublicken. »Ich bin bald zurück.«
    »Und ich?«, fragte Härski. »Ich hab dir doch seinen Namen gesagt.«
    »Hab ich mich nicht dafür bedankt?«, erwiderte Turunen von der Tür her. Dann schlug die Tür zu, und er war weg.
    »Härski, Härski«, flüsterte Fedor und nickte Ilja zu.
    Ilja näherte sich Härski mit einem Grinsen auf dem Gesicht.
    »He! Nicht! Ich hab Familie! Ich hab einen kleinen Jungen! Petteri!«
    »Wir sind alle mal kleine Jungs gewesen«, sagte Fedors Stimme hinter Iljas Rücken. »Nette kleine Petteris.«
     
    Als Härskis Bewusstsein Augenblicke später endgültig erlischt, denkt er nicht daran, dass er sich zum ersten Mal seit dreißig Jahren wieder bepisst hat, und sein letzter Gedanke gilt zu seiner Überraschung auch nicht Petteri oder Kirsi, wie er es sich immer vorgestellt hat. Stattdessen sieht er sich mit den anderen aus der B-Jugend-Mannschaft in der stickigen Umkleide. Der Schweiß läuft ihm unter der schweren Montur das Rückgrat hinunter, dass es juckt. Räihä steht in der Mitte der Umkleide und sieht, wie seine Spieler die Köpfe hängen lassen.
    »Denkt bloß nicht, dass ich Mitleid mit euch habe«, sagt der Trainer. »Ihr wart nämlich scheiße. Ich schäme mich für euch. Aus keinem von euch wird jemals was werden, nicht mal bei den Amateuren. Ihr seid Verlierer und werdet es euer Leben lang bleiben«, sagt er, dreht sich um und verschwindet aus der Tür. Das Schlimmste ist, dass Räihä nicht laut geworden ist, die Wörter sind ihm vollkommen ausdruckslos aus dem Mund gefallen.
    Und plötzlich reißt es Härski aus der Umkleide, und er steht in kurzen Hosen in der Schlange der Kasse des Maxi -Markts in Kannelmäki. Seine Einkäufe, eine Schachtel Marlboro und

Weitere Kostenlose Bücher