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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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können auch ohne Musik Spaß haben, was, Arto? Wir könnten zum Beispiel pokern.«
    Dass Mutter sich einmischte, war die Garantie dafür, dass Vater aufdrehte, und Makes blödes Lachen machte die Sache nicht besser.
    »Wer ist hier der Hausherr, bescheuerte Kuh?! Du nicht, der Rotzlöffel nicht und meine Gäste schon gar nicht!«
    Vater wollte hinterm Sofatisch vorkommen, musste aber erst über Jatta steigen, was ihn ins Schwanken brachte. Erst die Wand bremste seinen Ausfallschritt. Er wischte sich mit der Hand die Nase, die er sich angeschlagen hatte, und zeigte auf Vesa. »Schalt wieder ein!«
    »Mach ich nicht.« Vesa schüttelte den Kopf. »Und du lässt besser auch die Finger davon.«
    »Das werden wir ja sehen, verdammte Hacke!«, sagte Vater und baute sich schwankend vor Vesa auf.
    Sie standen Gesicht an Gesicht. Vesa war einen halben Kopf größer als sein Vater. Dessen nach Schnaps und Bier stinkender Atem zwang Vesa, durch den Mund zu atmen. Er hätte am liebsten den Blick abgewendet, aber er zwang sich standzuhalten.
    »Hast du gehört, was ich gesagt habe?« Vater fixierte ihn mit dem starren Blick des Betrunkenen. Er hatte dieselben Augen wie Vesa, die Farbe wechselte je nach Beleuchtung von Grünlich zu Braun.
    »Zeig’s ihm, Arto!«, grölte Make.
    Als hätte er auf die Anfeuerung gewartet, machte Vater einen Schritt zurück und ballte die Hände zu Fäusten. Er hob die linke Faust vor seine schiefe Nase und brachte die rechte in Schlagstellung. Er versuchte, mit dem Oberkörper zu pendeln, und zeigte ein von Spucke feuchtes Grinsen, aber Vesa bewegte sich nicht. Seine vom Regen nasse Jacke wurde langsam auch von innen feucht, und ein Rinnsal Schweiß, das von den Augenbrauen zu den Wimpern floss, brachte ihn zum Blinzeln.
    »Der Pisser hat Angst, Arto, jetzt verpass ihm endlich eine!«, krakeelte Make.
    Vater warf einen Blick in Mutters Richtung, dann starrte er wieder Vesa an. Wenn er Mutters flehenden Blick bemerkt hatte, ließ er es sich nicht anmerken. Vesa sah ein kurzes Blitzen in seinen blutunterlaufenen Augen und machte sich auf einen Schlag gefasst. Doch dann drehte Vater sich um und beließ es bei einem Abwinken.
    »Scheiß drauf! Warum wegen der Kackmusik einen Rauswurf riskieren.« Vater stieg schwankend über Jatta hinweg und ließ sich wieder aufs Sofa fallen.
    »So leicht kommt der davon?«, wunderte sich Make. »Wenn er mein Sohn wäre …«
    »Halt du Arsch bloß die Fresse!«, brüllte Vater. »Und gib die Flasche her! Und eine Zigarette!«
    Vesa stand immer noch so, wie er die ganze Zeit dagestanden hatte. Er wusste, warum Vater klein beigab: Er glaubte, Vesa hätte noch die Waffe in der Brusttasche. Er konnte nicht wissen, dass sie seit zwei Stunden in seinem Zimmer lag, in der obersten Schublade seines alten Schülerschreibtischs. Der Alte hatte Angst vor ihm gehabt. Oder vielmehr vor seiner Waffe. Und das gefiel Vesa überraschend gut. Es gab eindeutig eine Machtverschiebung im Hause Levola, jedenfalls für den Augenblick. Der immer noch schimpfende Vater hob die Flasche an die Lippen, als es plötzlich in seiner Hosentasche klingelte. Vater wechselte nicht öfter als unbedingt nötig den Klingelton. Seit dem letzten Tausch war es Smoke on the water , und dieser Tausch war lange her.
    »Welcher Arsch ruft um die Zeit an?«, sagte Vater, während er das Handy aus der Tasche zerrte. Sein Blick wurde schlagartig nüchterner, als er den Namen des Anrufers sah. »Maul halten, alle !«, zischte er. Dann räusperte er sich.
    »Was?«, fragte Make.
    »Maul halten, hab ich gesagt!«, zischte Vater. »Ja … ja … Was? … Fünf Mal? … Ich hab nichts gehört, das Handy war … Besoffen? … Nein, nur ein paar Bierchen nach der Sauna … Wie? … Wann? … Okay … Okay, in einer Stunde.«
    Vater schob das Handy wieder in die Hosentasche und fluchte leise vor sich hin. Er schaute um sich, und der Letzte, den sein Blick zu fassen kriegte, war Vesa. »Ende der Familienfeier – wir haben was zu erledigen.«
    »Redest du mit mir?«, fragte Vesa.
    »Ja.«
    »Du willst noch mal los?«
    » Wir .«
    »Warum?«
    »Weil ich es sage und weil ich einen Fahrer brauche.« Vater sah Mutter an. »Mach Kaffee, starken!«
    Mutter stand auf und schwankte in die Küche.
    »Ich geh nirgendwohin«, sagte Vesa.
    »Doch«, sagte Vater und wirkte plötzlich noch ein wenig nüchterner als bei dem Telefonat. Vesa erschien er schon wieder fast so angespannt wie auf der Tour früher am Tag. Und wieder war sich

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