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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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Gruppe von vier im Rohbau befindlichen Einfamilienhäusern. Es würde sich lohnen weiterzubauen, von jetzt an eben mit halblegalen Arbeitskräften. Sie waren ein gutes Deckmäntelchen. Durch die Buchhaltung, die man für sie benötigte, würde man Debits in Credits umwandeln können und die Differenz netto in die eigene Tasche stecken. Die Häuser selbst würde er irgendwann und über mindestens zwei Ecken an sich selbst verkaufen, nur auf dem Papier natürlich, aber so konnte man ein paar Tausender Entschädigung einsacken, wenn man am anderen Ende dafür sorgte, dass sich der Zeitplan um ein paar Monate verzögerte. Für Verzögerungen beim Hausbau war, wie überhaupt für Turunens Immobiliengeschäfte, Enqvist zuständig, dafür und für gefälschte Quittungen aller Art, das war seine Lebensversicherung. Anders gesagt: Nur darum war er noch am Leben. Bis auf weiteres. Eins von den vier Häusern würden sie allerdings nach Plan fertig bauen, Enqvist hatte es schon vorzeitig verkaufen können. Ein leichtgläubiges junges Ehepaar, das sein erstes Kind erwartete, hatte sich in die Bruchbude, die da auf sumpfigem Gelände entstand, so sehr verguckt, dass es nach einer Versicherung gegen versteckte Mängel nicht einmal gefragt hatte. Das junge Paar wusste auch nicht, dass im Hauspreis ein stiller Mitbewohner inbegriffen war, der demnächst unter den Estrich ihres Wohnzimmers ziehen würde. Turunen war schon wieder nach Lachen zumute, denn in der Sache lag doch ein gehöriges Maß Ironie: Die Bruchbude wäre gleichzeitig das Geburtshaus eines Erstgeborenen und die letzte Ruhestätte eines gewissen Härski.
    Und Arto Levola? Für den Idioten hätte er gar keine Verwendung mehr, wenn er ihm erst mal seine Schulden für den Alleingang auf dem Sklavenmarkt bezahlt hatte. Vielleicht ließ er ihn auch gleich heute über die Klinge springen, aber erst kam der Lohn und dann die Arbeit. So dachte er immer schon, und an seine Prinzipien pflegte er sich zu halten.
    »Jetzt ist Geduld gefragt«, murmelte Turunen, während er den kickenden Killern in der Halle zuschaute. Ilja schien ein guter Techniker zu sein. Gerade hatte er sich den Ball vom Kopf in den Nacken rollen lassen, jetzt beugte er sich nach vorn, breitete die Arme aus und balancierte ihn im Nacken.
    »Alle müssen wissen, mit wem sie es zu tun haben. Aber man muss dafür sorgen, dass sie es selbst erkennen«, setzte Turunen sein Selbstgespräch fort.
    Ilja richtete sich ein wenig auf, und der Ball rollte ihm den Rücken hinunter. Kurz bevor er die Pobacken erreichte, machte Ilja eine schnelle Hüftbewegung, die den Ball nach oben schnellen ließ. Ilja drehte sich blitzschnell um und richtete sich dabei vollständig auf. Danach klemmte der Ball zwischen Fuß und Schienbein. Ilja grinste, und Fedor machte ihm die Einmannwelle.
    »Eingeklemmt. Wie Sundström«, sagte Turunen zufrieden. »Und alle anderen auch.«
    Ilja ließ den Ball aufspringen und spielte ihn mit dem Innenrist Fedor zu. Fedor stoppte den Ball, stellte sich darauf und formte mit den Händen ein Fernrohr, durch das er ein imaginäres Spielfeld absuchte. Ilja applaudierte lachend. Irgendwann hatte der große Atik Ismail so etwas mitten im Spiel gemacht, erinnerte sich Turunen. Er habe nach einem freien Mitspieler gesucht, hatte der Torjäger nach dem Spiel erklärt, er habe nur leider keinen gefunden, darum sei er wieder vom Ball heruntergestiegen und allein aufs Tor zugestürmt. Genauso würde es Turunen auch machen: Er würde so tun, als wollte er sie alle ins Spiel mit einbeziehen, seine eigenen Leute wie die estnischen Volltrottel, aber es wäre alles nur Augenwischerei. Mit seiner Spielintelligenz war er diesen Amateuren haushoch überlegen, und bis die Dummköpfe das begreifen würden, wäre er längst über alle Berge.
    Nur für den Augenblick musste er sich noch gedulden. Bis auf weiteres war Finnland für ihn immer noch ein verdammt gutes Land. Jetzt vielleicht sogar noch mehr als heute Morgen, als er den Knirpsen aus dem Kindergarten zugewinkt hatte. Turunen lächelte, als er an die Kinder dachte. In all ihrer Unschuld waren sie so unglaublich süß gewesen. Kleine Menschlinge, die in der Obhut netter Kindergärtnerinnen über die Straße wuselten und nicht wissen konnten, dass sie das Spiel im Grunde schon in dem Moment verloren hatten, als ihre Mütter zu ihrem Entsetzen merkten, dass sie schwanger waren.

     
    »Okay, Vesa, wir halten kurz an irgendeiner Bushaltestelle an«, sagte Vater, als Vesa

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