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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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Zeigefingern. Der Gewinn floss in die falschen Kanäle, und in die baltische Erde floss das falsche Blut, fanden die St. Petersburger und wollten sehen, wie die Route durch Finnland und Schweden funktionierte, nur sollte alles unauffälliger als zuvor im Baltikum vonstattengehen. Und darum sollte eine zuverlässige Organisation vor Ort die Sicherung der Transporte übernehmen. Die zuverlässige Organisation in Finnland waren die alten und in vielerlei Geschäften bewährten Partner Sundström und Turunen, genauer gesagt: die Sundström & Turunen AG.
    Turunen AG klingt besser, fand Turunen, als er es im Geiste ausprobierte.
    Je mehr er über das neue Geschäft nachdachte, desto weniger sah er die Notwendigkeit, Sundström daran zu beteiligen. Er hatte schließlich sein russisches Duo. Die beiden standen noch bei den St. Petersburgern auf der Gehaltsliste und sollten garantiert nicht nur die Esten, sondern auch ihn im Auge behalten. Trotzdem fraßen ihm die beiden aus der Hand, und wenn sie Informationen nach St. Petersburg weitergaben, waren es die, die er für nötig hielt. Mehr erfuhren sie auch nicht. Und irgendwann würde er die beiden ganz kaufen.
    Turunen fand, dass Sundström und die St. Petersburger sich den Esten gegenüber unklug verhielten. Es war Unsinn, die Beziehungen zu den Esten ganz zu kappen. Viel eleganter war es doch, sie in dem Glauben zu lassen, dass alles beim Alten blieb. So wären sie zufrieden, würden, zumindest fürs erste, ruhig bleiben. Er würde jedenfalls in aller Stille weiter seine kleineren Geschäfte mit ihnen machen und sehen, wie sich die Situation entwickelte. Die Sparte war so konjunkturabhängig, dass es gar nicht ratsam war, Eier nur in einem Nest zu bebrüten. Der Kuckuck machte es vor.
    Doch ohne Sundström kam er eindeutig besser klar, war Turunen inzwischen überzeugt. Sollte er einfahren, der Dreckskerl. Er hatte ihm genug Ärger eingebracht. Niemand würde ihn vermissen – womit sich auch gleich die Inschrift für Sundströms Grabstein gefunden hätte: Niemand wird ihn vermissen. Außer der Polizei. Wenn es so weit wäre, würde Turunen großzügig das Blattgold für die Schrift spendieren.
    Natürlich würde Sundström ihn als Kontaktmann für die Schwarzarbeitergeschäfte haben wollen, überhaupt als seinen verlängerten Arm außerhalb der Gefängnismauern. Und das war gut so. So hätte er Sundström unter Kontrolle und könnte ihn in dem Glauben lassen, dass er immer noch selbst die Strippen zog. Sein Glück war, dass Sundström außer ihm niemandem vertraute.
    »Was für ein Idiot!«, lachte Turunen auf. Er wäre Sundströms verlängerter Arm draußen. Es wären seine Augen und seine Ohren, auf die er sich wohl oder übel verlassen musste. Wie lange kannten sie sich jetzt?
    Sie hatten sich in Schweden kennengelernt, im Sicherheitstrakt der Strafanstalt A in Kumla, wo sie zur gleichen Zeit eingesessen hatten. Wie lange war das jetzt her? Fünfzehn Jahre, ungefähr. Eine kurze Zeit im Leben eines Menschen, dachte Turunen, aber viel zu lang, um es mit Sundström auszuhalten. Ein paar Jahre nachdem er aus Kumla entlassen worden war, war Turunen nach Finnland zurückgekehrt. In Schweden kannte man ihn zu gut, dort hätte er seine Geschäfte nicht weiterbetreiben können, jedenfalls nicht so ungestört wie früher. Er war derjenige, der zuerst heimkehrte, Sundström kam erst später nach. Er, Turunen, war auch derjenige, der immer für die Geschäfte auf dieser Seite der Ostsee verantwortlich gewesen war. Wenn die Russen am Anfang nur mit ihm zu tun hatten, würde ihnen bald aufgehen, dass sie Sundström gar nicht brauchten. Und wenn es ihnen nicht von allein aufging, würde er nachhelfen. Er würde sich um alles kümmern. Auch um Arto Levola.
    Turunen lachte so laut, dass Ilja und Fedor aufhörten zu kicken und ihn durch die Plexiglasscheibe anstarrten. Er hob den Daumen und zündete sich eine neue Zigarette an. Aus den Augenwinkeln sah er, dass die russischen Jungs weiterspielten.
    Bei Lichte betrachtet, stellte sich Sundströms Festnahme sogar als Glücksfall heraus. Wenn er alles richtig machte, fiel ihm dessen Reich regelrecht in den Schoß. Und in den Tiefen seines eigenen neuen, dann doppelt so großen Reiches würde, von niemandem betrauert, der alte König Sundström langsam verfaulen und verrotten.
    »Kein schlechter Gedanke«, murmelte Turunen und blies einen fast perfekten Rauchring. »Wirklich nicht.«
    Dann fiel ihm seine einzige aktuelle Baustelle ein, eine

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