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In der Falle - Leino, M: In der Falle

In der Falle - Leino, M: In der Falle

Titel: In der Falle - Leino, M: In der Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marko Leino
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von der Kneipe aus zu einem seiner Kumpel gegangen ist.«
    »Petri trinkt nicht.«
    Viitasalo warf verstohlen einen Blick zum Tresen. Die Frau war schön, obwohl sie nicht geschminkt war. Als sich kurz ihre Blicke trafen, erinnerten ihn ihre verweinten Augen an Sari. Er war es, der als erster den Blick senkte. Wahrscheinlich machte es die Übung.
    »Und Sie haben überall nachgefragt, bei Verwandten, Freunden, auch in den Krankenhäusern?«
    »Bei allen. Nichts, nirgends. Sie müssen mir helfen.«
    »Petri Hartikainen, sagten Sie? Nullacht-nullneun-vierundsiebzig?«
    »Ja.«
    Der Diensthabende tippte auf der Tastatur seines PCs, sah prüfend auf den Bildschirm und schaute über die Lesebrille hinweg die Frau an. »Es sieht so aus, als hätte Ihr Mann ein Register.«
    »Na und? Es ist schon eine Weile her. Petri hat sich geändert«, sagte die Frau.
    »Das sagt sich so schnell«, sagte der Diensthabende.
    »Nein, im Ernst, ich flehe Sie an. Sie müssen die Sache ernst nehmen. Petri hätte angerufen, wenn er über Nacht nicht nach Hause gekommen wäre. Und wie ich Ihnen gesagt habe: Ans Handy geht er auch nicht. Es ist nicht mal eingeschaltet. Ich hab hundertmal versucht, ihn anzurufen. Ihm ist irgendwas passiert.«
    »Sie sollten nicht gleich so weitreichende Schlüsse ziehen.«
    »Petri hat immer Bescheid gesagt, wenn er über Nacht weggeblieben ist, jedenfalls seit er …«
    »Seit er was?«
    »Seit er damals verhaftet worden ist. Und da war er hier, bei Ihnen. Und jetzt nicht!«
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Sie gehen jetzt mit Ihrem Jungen nach Hause und warten den Tag und die kommende Nacht noch in Ruhe ab. Wenn Sie von Ihrem Mann bis morgen früh nichts gehört haben, ist immer noch …«
    »Immer noch was?«
    »Zeit für eine offizielle Vermisstenmeldung. Die machen wir dann und leiten die entsprechenden Maßnahmen ein.«
    Viitasalo betrat den leeren Aufzug und drückte den Knopf. Während die Aufzugtüren sich stockend schlossen, sah er noch einmal zu der Frau und dem kleinen Jungen hin. Wann reparieren die endlich den verfluchten Aufzug!, fluchte er im Stillen. Seit der Renovierung des Nebentrakts mit den Zellen war nichts mehr passiert, obwohl das der Startschuss zur Komplettsanierung des Gebäudes hätte sein sollen. – Hauptsache, die Ganoven hatten es besser, das Personal konnte warten.
    »Mama, ich will nach Hause!«
    »Einen kleinen Augenblick noch, Petteri. Mama spricht noch mit dem Onkel.«
    Endlich waren die Türen zu, und Viitasalo begann seine ruckelnde Fahrt in Richtung vierter Stock. Sari und Liina. Wie fände es wohl Sari, wenn er die ganze Nacht wegbleiben und auf ihre Anrufversuche nicht antworten würde. Würde sie es überhaupt merken? – Warum dachte er eigentlich so unfreundlich von Sari? Der säuerliche Geschmack im Mund triumphierte locker über das Salmiakbonbon. Er schaffte es wenigstens, die zerknitterte Fisherman’s -Tüte aus der Tasche zu kramen und zwei neue Bonbons in den Mund zu stecken, bevor der Aufzug ein letztes Mal ruckte und dann stehen blieb. Er zwang die Bonbons regelrecht in den Kampf gegen den säuerlichen Geschmack. Wenn die Dinger den Fischern von Fleetwood halfen, warum dann nicht ihm? Er war schließlich auch eine Art Fischer. Sundström war aalglatt, aber er würde ihn nicht mehr vom Haken lassen.
     
    Eine Viertelstunde später saßen er und Kivi in Viitasalos Arbeitszimmer. Beide hielten Kaffeebecher in den Händen.
    »Bist du okay?«
    »Wieso?«
    »Ich meine, du siehst irgendwie … müde aus. Und dein Auto hab ich auch nicht in der Tiefgarage gesehen.«
    »Warum fragst du nicht direkt?«, brummte Viitasalo. »Ja, ich hab einen Kater.«
    »Darum geht’s nicht«, sagte Kivi in seinen Becher. »Willst du, dass wir Sundströms Verhör verschieben?«
    »Nein«, antwortete Viitasalo. »Ich will herausfinden, was er treibt.«
    »Apropos«, sagte Kivi, immer noch in seinen Becher. »Ich hab vergessen zu erwähnen, dass ich ein bisschen was extra organisiert habe, für Sundström, meine ich.«
    »Wovon redest du?«
    »Davon, dass ich in der Brusttasche seines Mantels eine Waffe gefunden habe«, antwortete Kivi. »Als er in die Wohnung zurückkam. Koivisto hat gesehen, wie ich sie rausgefischt habe.«
    Viitasalo knallte seinen Becher auf den Tisch, dass ihm heißer Kaffee über die Finger schwappte.
    »Verdammte Scheiße, warum?«
    Kivi zuckte erst die Achseln und zog dann die Augenbrauen hoch. Viitasalo hasste dieses doppelte »Keine Ahnung!« und verspürte

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